Schwindlinge
Den Namen Schwindling tragen in erster Linie Arten, deren vertrocknete Fruchtkörper bei erneuter Feuchtigkeitszufuhr wieder aufleben. Am bekanntesten dürfte der Nelkenschwindling Marasmius oreades sein, der als guter Speisepilz gilt und erfahrenen Pilzfreunden für die Küche empfohlen werden kann. Seine wichtigsten Merkmale sind Vorkommen auf Rasen-/Grasflächen und Bittermandelgeruch (Cyanwasserstoff, Blausäure).
Den Namen Schwindling tragen aber auch schwindlingsähnliche Arten, deren Fruchtkörper bei Wiederbefeuchtung nicht wieder aufleben wie zum Beispiel der Ästchenschwindling Marasmiellus ramealis. Einige von ihnen werden auch Zwergschwindlinge genannt.
Die in der Familie „Schwindlingsartige“ (Marasmiaceae) zusammengefassten Arten zeichnen sich durch kleine bzw. sehr kleine Fruchtkörper (1 mm – 5 cm Hutdurchmesser), dünnfleischige, meist helle Hüte, zähe aber biegsame Stiele und weißes inamyloides Sporenpulver aus. Viele Arten sind nur anhand mikroskopischer Merkmale sicher voneinander abzugrenzen; wichtige Hinweise können ökologische Aspekte (Holz, Ästchen, Zapfen, Blätter, Nadeln, Humus, Pflanzenarten wie z. B. Gras, Schilf, Efeu, etc.) oder Geruch geben.
Typusart der Marasmiaceae ist der Halsbandschwindling Marasmius rotula ist. Er gehört wie auch das Nadelstreu-Käsepilzchen Marasmius wettsteinii zu einer Gruppe von Schwindlingen, deren Lamellen den Stiel nicht erreichen sondern kurz davor zu einer Art Kragen (Halsband, Kollar) miteinander verbunden sind. Einige Marasmiellus-Arten wie der Nadelschwindling Marasmiellus perforans sind inzwischen in die Gattung Gymnopus (Rüblinge) transferiert worden, wobei anzumerken ist, dass nicht alle neu aufgestellten Verwandtschaftskonzepte für jedermann nachvollziehbar sind.
Eine besondere Gruppe bilden die Knoblauchschwindlinge. Nicht schwer zu erraten: ihr gemeinsames Merkmal ist der Geruch nach Knoblauch. Einer von ihnen, der Echte Knoblauchschwindling Marasmius scorodonius, ist als Würzpilz verwendbar, in Frankreich zum Beispiel unter dem Namen „Mousseron“ ein begehrter Marktpilz.
Bei einigen Schwindlingen sind die Lamellen in der Anzahl und Ausprägung so stark reduziert, dass sie kaum noch als solche erkennbar sind. Typisches Beispiel ist der Efeublatt-Schwindling Marasmius epiphylloides.
Zu den Schwindlingsverwandten gehören auch einige Pilzarten, in deren Namen die Bezeichnung „Schwindling“ nicht vorkommt. Zu diesen gehören Gurkenschnitzlinge (Macrocystidia) und Mäuseschwanzrüblinge (Baeospora). Letzteren könnte man vom Habitus her eher für einen Zapfenrübling (Strobilurus) halten.
Umgekehrt gibt es Pilzarten, die den Begriff „Schwindling“ im Namen tragen, aber nicht zu den Schwindlingsverwandten zählen, zum Beispiel Calyptella capula (Mützenförmiger Schüsselschwindling), Crinipellis scabella (Haarschwindling, auch Fasermützchen genannt) oder Gymnopus inodorus (Geruchloser Schwindling).
Mit ausführlichen Porträts im Fundkorb enthaltene Pilzarten, die den Namen „Schwindling“ tragen:
Calyptella capula = Mützenförmiger Schüsselschwindling
Crinipellis scabella = Haarschwindling, Fasermützchen
Gymnopus inodorus = Geruchloser Schwindling
Marasmiellus perforans = Nadelschwindling, Stinkschwindling
Marasmiellus ramealis = Ästchenschwindling
Marasmiellus tricolor = Dreifarbiger Zwergschwindling
Marasmiellus vaillantii = Matter Zwergschwindling
Marasmius alliaceus = Saitenstieliger Knoblauchschwindling
Marasmius androsaceus = Rosshaarschwindling
Marasmius cohaerens = Hornstieliger Schwindling
Marasmius curreyi = Grasschwindling
Marasmius epiphylloides = Efeublatt-Schwindling
Marasmius epiphyllus = Aderblättriger Schwindling
Marasmius limosus = Schilf-Schwindling
Marasmius oreades = Nelkenschwindling
Marasmius quercophilus = Gedrängtblättriger Schwindling
Marasmius rotula = Halsbandschwindling
Marasmius scorodonius = Echter Knoblauch-Schwindling
Marasmius torquescens = Ledergelber Schwindling
Marasmius ventalloi = Gelbblättriger Schwindling
Marasmius wettsteinii = Nadelstreu-Käsepilzchen
Marasmius wynneae = Violetter Schwindling
Weiterführende Literatur:
- Breitenbach & Kränzlin: Pilze der Schweiz, Band 3, Nr. 273 - 295