Die Stinkmorchelartigen (Phallales)

von Dieter Gewalt
Unsere heimische Stinkmorchel, wie sie jeder kennt -- Eine kleinere, schlaffere Verwandte, die Hundsrute

Die Arten dieser Gruppe treten in den unterschiedlichsten Formen auf. Einige sind von ihrer optischen Ästhetik ausgesprochen attraktiv und werden sogar als “Pilzblumen” bezeichnet. Aber eines haben sie alle gemeinsam, und das beleidigt unsere Nasen, wann immer wir ihnen bei einem Waldspaziergang begegnen. Wir nehmen ihren Gestank wahr, noch bevor wir sie gesehen haben.

Eigentlich ein recht hübsches Kerlchen, die Himbeerrote Hundsrute -- Fast schon elegant: die Schleierdame

Das mit dem Geruch muss allerdings differenziert gesehen werden. Was wir als widerwärtigen Gestank wahrnehmen, ist für andere Lebensformen ein höchst verlockender und anziehender Duft. Dahinter steckt, vom Blickwinkel der Stinkmorchelartigen aus gesehen, eine raffinierte Strategie. Der Geruch lockt Fluginsekten an, die den gelatinösen Teil ansteuern und daran fressen. Sie nehmen damit auch die Pilzsporen auf, die unbeschadet die Passage durch den Verdauungskanal überstehen und dann mit den Ausscheidungen im natürlichen Aktionsradius der Insekten verbreitet werden.

Aasfliegen am Fruchtkörper eines Roten Gitterlings

Das Leben der Stinkmorchelartigen beginnt in einem sogenannten Hexenei, das sich glibberig anfühlt. Aufgeschnitten sieht man bereits den darin angelegten Fruchtkörper, der beim Wachsen die Außenhaut durchbricht und sich bis zur endgültigen Größe streckt.

Hexeneier der Stinkmorchel - gerade aufgeplatzt - aufgeschnitten

Hexeneier der Stinkmorchel sind übrigens essbar. Das weiße Innere sogar roh! Tipp fürs Zubereiten zu Hause: glibberige Schicht entfernen, in Scheiben schneiden, in Butter knusprig braten. Dazu gibt es jede Menge Videos im Internet (z. B. YouTube).

Hexeneiner des Tintenfischpilzes - aufgeschnittenes Hexenei

Hexeneier anderer stinkmorchelartigen Pilze werden meines Wissens nicht zum Verzehr empfohlen, weder roh noch gebraten.

Tintenfischpilz, gerade aus dem Ei geschlüpft - Gedrängtes Massenvorkommen

Vor allem in den Tropen gibt es eine erstaunliche Vielfalt an Stinkmorchelartigen. Hier zwei Beispiele aus Thailand und Honduras:

Faltiger Gitterlig - Strangulierte Stinkmorchel

Stinkmorchelartige im Fundkorb:

Clathrus archeri = Tintenfischpilz
Clathrus ruber = Roter Gitterling
Colus hirudinosus = Faltiger Gitterling
Lysurus mokusin = Eckigstieliger Fingerpilz
Mutinus caninus = Hundsrute
Mutinus ravenelii = Himbeerrote Hundsrute
Phallus impudicus = Stinkmorchel
Phallus indusiatus = Schleierdame
Staheliomyces cinctus = Strangulierte Stinkmorchel

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 25. Mai 2024