Russula graveolens

Starkriechender Heringstäubling, Fleischvioletter Heringstäubling

Romell 1885
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
graveolens = stark riechend
Russula graveolens mit gelblichen bis weinbraunen Hüten und weißen von unten her bräunenden Stielen (Foto: Karl Wehr)

Beim Fleischvioletten Heringstäubling Russula graveolens handelt es sich um eine milde, nach Krabben oder Heringslake riechende Art mit typischerweise weinbraunem, doch auch oft vielfarbigem Hut, reif cremefarbigen Lamellen, weißem, bräunendem Stiel und grüner FeSO4-Reaktion. Eine Art, die eine Mykorrhiza mit Laubbäumen wie Eichen, Rotbuchen, Hainbuchen Birken eingeht und offene Waldstellen, Parkanlagen oder Friedhöfe bevorzugt. Die Rote Liste Deutschlands 2016 führt die Art als ungefährdet.

… mit violettlichen Hutfarben (Foto: EmillimeS https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Russula_graveolens.jpg) „Russula graveolens“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode
Russula graveolens mit weiteren Hutfarben (Foto: Karl Wehr)

Makroskopische Merkmale:

Eine kleine bis mittelgroße Art mit maximal 80 mm breitem Hut. Hutfarben typisch weinbraun, oft jedoch polychrom (mehrfarbig). In der Fachliteratur findet man etwa folgende Angaben: purpurbraun, weinbraun, fleischbraun, bräunlich, purpurbraun, gelblich oder orange, oft vermischt auf demselben Hut. Am besten vermitteln die ersten vier Fotos des Porträts eine Vorstellung von dieser Variabilität. Huthaut glatt, etwa bis zur Hälfte des Radius abziehbar, reife Fruchtkörper nur selten am Rand gerieft. Lamellen jung weißlich, später creme bis hellocker, Schneiden glatt, alt bräunend. Stiel zylindrisch, weiß, längsadrig, mitunter rötlich überhaucht, bei Berührung oder im Alter bräunend. Fleisch weiß, im Schnitt bräunend, im Stiel anfangs fest, später weichwattig. Geruch nach Krabben oder Heringslake, entwickelt sich oft erst nach Anwärmen oder nach kurzer Lagerung der Fruchtkörper. Geschmack mild. Farbe des frisch ausgefallenen Sporenpulvers intensiv creme bis hell ocker, etwa IId-IIIa nach der Farbtafel in MARXMÜLLER 2014.

Kollektion mit typisch einfarbig weinbraunen Hüten (Foto: Rose Marie Dähnke)
Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
mild creme bis hell ocker bis 1/2 grün

Mikroskopische Merkmale:

Sporen ellipsoid, Größe 7,5 - 10 x 6 - 8 µm, Schlankheitsgrad Q 1,2 - 1,3. Ornament feinstachelig, je nach Kollektion mit wenigen oder mit zahlreichen, dünnen Verbindungslinien. Stacheln bis ca. 0,8 µm hoch.

eh = Epikutishaare, hz = Hymenialzystiden, pz = Pileozystiden, sp = Sporen; Abbildung aus: Russularum Icones von Helga Marxmüller

Epikutis aus Epikutishaaren und Pileozystiden. Pileozystiden lang, zylindrisch bis schlankkeulig und 4 - 8 µm breit. Epikutishaare dünn, langgliedrig, verzweigt, 3 - 5 µm breit.

Ähnliche Täublinge:

Der Buchenwald-Heringstäubling (Russula faginea) wird größer, ist festfleischiger, der Hut besitzt weniger Mischfarben, sondern ist eher einheitlich „schmutzig“ weinbraun bis rosabraun, und der Stiel besitzt keine Rottöne. Die Sporen sind größer und haben eine höhere Ornamentation. Auch ist die Art streng an Rotbuchen gebunden.
Der Purpurrote Heringstäubling (Russula graveolens var. purpurata) besitzt einen konstant blut- bis purpurroten Hut und einen weißen oder rosa überhauchten Stiel. Er geht überwiegend eine Mykorrhiza mit Laubbäumen, vorzugsweise Eichen, ein.
Der Rote Heringstäubling (Russula xerampelina) ist größer und besitzt einen konstant dunkel blutroten Hut und einen weißen, oft rot geflammten Stiel. Er geht eine Mykorrhiza mit Nadelbäumen wie Kiefern, Fichten oder Weißtannen ein.
Der Olivbraune Heringstäubling (Russula cicatricata) wird größer und ist in der Farbe einheitlich blass oliv-, ocker- oder orangebraun.
Der Fleischrote Speisetäubling (Russula vesca) kann ähnlich aussehen, doch ist er geruchlos, besitzt weiße Lamellen, einen weißen Stiel und eine stark orangerosa FeSO4-Reaktion. Zudem sind seine Sporen viel kleiner.

Weiterführende Literatur:

  • DÄHNKE, R.M. (1993): 1200 Pilze in Farbfotos: 889
  • EHRICH, J. (2018): Heringstäublinge in Berlin / Brandenburg (Xerampelinae – eine schwierige Subsektion der Sektion Polychromae). – In: Der Tintling 3 (2018): 55 - 64
  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern: Nr. 67, 68
  • KÄRCHER, R. (2000): Beitrag zur Kenntnis der Täublinge. Russul-Studien, Teil 5 Zur Taxonomie und Nomenklatur einiger Vertreter der Untergattung Viridantinula (Melzer & Zvara) Kärcher in Krieglsteiner (1999). – In: Mycologia 2000: 269 - 284
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: Nr. 8.3
  • KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 143
  • MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 514 - 515
  • GLÄSER-REICHERT; C. (2003): Der Fleischviolette Heringstäubling – Ein Portrait, Russula graveolens Romell. – In: Südwestdeutsche Pilzrundschau 39. Jg. Heft 2: 46 - 48
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Fleischvioletter_Herings-T%C3%A4ubling
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2024