Russula graveolens var. purpurata
Purpurfarbener Heringstäubling
Ein kleines Schmuckstück, dieser Täubling, mit seinem purpurroten bis blutroten Hut, seinen ebenmäßigen, blassen Lamellen und seinem gleichmäßig weißen, mitunter rötlich überhauchten Stiel.
Die Art fruktifiziert fast in jedem Jahr in meinem Hauswald, einem Orchideen-Buchenwald, direkt auf einem lehmigen Waldpfad (heller Standort) bei einer großen Eiche, mit der er eine Mykorrhiza eingeht. Das Myzel wächst nach der Waldstandortkarte Neuenbürg (Enzkreis, Baden-Württemberg) an der Grenze zwischen basischem und oberflächenversauertem Kalklehm. Das anstehende Gestein ist Unterer Muschelkalk.
Wie alle Heringstäublingsarten riecht unsere Art nach Heringslake und schmeckt mild. Das allein genügt, um einen nicht zu alten Täubling im frischen Zustand als Heringstäubling zu identifizieren. Tipp: In kühlen Morgenstunden ist der Geruch oft wenig ausgeprägt. Hier sollte man die Geruchsprobe wiederholen, sobald die Fruchtkörper genügend aufgewärmt sind.
Der Hut ist meist bis 4 cm, maximal 6 cm breit, immer tiefrot, blutrot oder purpurrot mit schwarzrotem Zentrum, der Hutrand ist ungerieft.
Die Lamellen sind anfangs weiß und verfärben sich allmählich creme. Sie stehen etwas entfernt, so dass man an ihrem Grund queradrige Verbindungen erkennt. Die Lamellen sind sehr gleichmäßig, die Schneide ist glatt und mit der Fläche gleichfarben. Untermischungen mit Lamelletten gibt es so gut wie nicht, ab und zu allerdings eine Gabelung in Stielnähe.
Interessant ist der Stiel. In den meisten Jahren meiner Beobachtung war er rein weiß. Aber es gibt auch Jahre, in denen die Stiele überwiegend rosa überhaucht oder geflammt sind. Die Stielrinde ist fest, das Innere jedoch wattig ausgestopft.
Das Fleisch ist weiß. Fleisch, Stiel und Lamellen bräunen bei Druck, bei Verletzung oder im Anschnitt, wie das für Heringstäublinge üblich ist.
Geschmack | Sporenpulver | Abziehbarkeit der Huthaut | Chemische Reaktion mit FeSO4 | ||
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mild | hellocker | bis 1/2 | schmutzig grün |
Wie bei allen Heringstäublingsarten verfärben sich Stieloberfläche, Lamellen und Fleisch mit Eisensulfat (FeSO4) grün. Der grünen Reaktion geht mitunter ein leichtes Röten voraus.
Belege (Exsikkate) sind hinterlegt im Fungarium KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe)
Verwechslungsmöglichkeiten: Der Nadelwald-Heringstäubling Russula xerampelina sieht ähnlich aus, geht jedoch eine Mykorrhiza mit Nadelbäumen ein, ist im Allgemeinen größer und besitzt andere Mikromerkmale. Der Speitäubling riecht nicht fischig, und sein Geschmack ist brennend scharf.
Für den engagierten Amateurmykologen sind die Heringstäublinge nur noch schwer überschaubar, da sich die Taxonomen in dieser Gruppe offenbar nicht über die Gültigkeit der Namen einigen können. Daher sind auch viele Täublings-Schlüssel (z. B. Adamcik et al. 2016) in der Praxis wertlos geworden.
Weiterführende Literatur:
- EHRLICH, J. (2018): Heringstäublinge in Berlin/Brandenburg. Der Tintling 3 (2018): 55-64
- EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea 43: 1-348
- MIGGEL, B. (2006): Der Purpurrote Heringstäubling. Südwestdeutsche Pilzrundschau, 2006, Heft 2: 37-40