Russula faginea

Buchen-Heringstäubling

Romagn. 1967
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
faginea = zu Buchen gehörend
Foto: Uwe Winkler

Der Buchen-Heringstäubling Russula faginea ist ein Täubling, der auf Grund seiner oft trüben, blassen Farben nicht direkt ins Auge fällt. Wir haben es mit einem sehr groß werdenden, festfleischigen Pilz mit meist schmutzig weinbraunem Hut, reif gelblichen Lamellen und weißem Stiel zu tun, der besonders gern bei Rotbuchen auf kalkhaltigen Böden wächst. In der Roten Liste (2016) wird die Art in der Kategorie * (ungefährdet) geführt.

Foto: Achim Bollmann

Makroskopische Merkmale:

Die Hüte können bis 14 cm breit werden. Sie sind anfangs halbkugelig und bleiben noch lange konvex, bevor sie sich ausbreiten und schließlich ein leicht vertieftes Zentrum bekommen. Die Huthaut ist glatt, feucht etwas glänzend und klebrig und lässt sich höchstens zu einem Drittel abziehen. Der Hutrand ist ungerieft. Die Hutfarben sind recht variabel. Nach EINHELLINGER 1985 und KRÄNZLIN 2005 kommen folgende Nuancen vor: kupferocker, blass weinbräunlich-ockerlich, gedämpft dunkel braunrot, reiner rötlich, weinrot, kupferrot, schmutzig weinbraun, schmutzig violettlich, dunkel weinrot, oft mit gelben oder braunen Tönen gemischt. Die Lamellen nehmen im reifen Zustand einen creme bis ocker Farbton an. Sie sind brüchig, nicht mit Lamelletten untermischt und nur selten gegabelt. Die Schneiden sind ganzrandig und mit den Flächen gleichfarbig. Die Stiele sind zylindrisch bis schlankkeulig, längsaderig und jung weiß, bräunen allerdings im Alter oder nach Abgreifen. Das Fleisch ist weiß, im Stiel voll und bräunt im Schnitt oder bei Verletzung. Der normalerweise verzögert wahrnehmbare fischige Geruch kann bei kaltem Wetter im Spätherbst auch völlig ausbleiben. Der Geschmack ist mild.

Frisch ausgefallenes Sporenpulver ist ocker bis hellgelb, d.h. IIIb-IVa nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. (2014).

Alle Heringstäublingsarten sind gute Speisepilze.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
mild ocker - hellgelb bis 1/3 grün

Phenol ergibt eine bräunliche Reaktion. FeSO4 ergibt eine verzögerte grüne Reaktion, der ein Röten vorausgehen kann.

Mikroskopische Merkmale:

Sporen in Melzer's Reagenz (Foto: Bernd Miggel)

Die Sporen sind rundlich bis breitellipsoid. Das Ornament kann man als derb isoliertwarzig mit nur wenigen zusammenfließenden Warzenund feinen Verbindungslinien bezeichnen. Die Ornamenthöhe beträgt maximal 1,5 µm. Die Ornamentation ist stark amyloid. Die Größe wird in der Fachliteratur recht unterschiedlich angegeben. Eigene Messwerte betragen 7,7 - 11 x 6,8 - 8,9 µm, der Schlankheitsgrad Q ist 1,16 - 1,21, das Volumen 275 - 330 µm3

Mikromerkmale Russula faginea (Abbildung von Helga Marxmüller)

Die Epikutis (oberste Schicht der Huthaut) besteht aus Epikutishaaren und Pileozystiden. Die Epikutishaare („eh“ in der Abbildung) sind zylindrisch bis gewellt, vielfach septiert, vielfach verzweigt, apikal manchmal verjüngt und mit 3 - 12 µm sehr unterschiedlich im Durchmesser. Es kommen regelrecht „aufgeblasene“ Glieder vor. Die Pileozystiden („pz“ in der Abbildung) sind meist schlank zylindrisch, ja fast fadenförmig, 1 - 3-zellig, nur 2 - 4 µm breit und reagieren schwach in Sulfobenzaldehyd.

Ähnliche Täublinge:
Der Fleischviolette Heringstäubling (Russula graveolens) kann ähnlich aussehen, wächst zwar auch bei Rotbuchen, bevorzugt aber Eichen und Birken Auch bleibt er meist kleiner, weichfleischiger und besitzt schlankere Sporen mit niedrigeren, teils durch dünne Linien verbundenen Warzen.
Der Olivbraune Heringstäubling (Russula cicatricata) bleibt kleiner, besitzt einen mehr oder weniger olivbraunen Hut und wächst bevorzug bei Eichen und Birken. Die Mikromerkmale entsprechen denen von Russula graveolens.
Der Rote Heringstäubling (Russula xerampelina) riecht und schmeckt zwar ähnlich, wächst jedoch nur bei Nadelbäumen, besitzt einen hochroten Hut und meist roten Stiel, so dass eine Verwechslung nahezu ausgeschlossen erscheint.
Der Rotstielige Ledertäubling (Russula olivacea) sieht der hier beschriebenen Art oftmals sehr ähnlich. Er besitzt jedoch meist einen roten oder rosa überhauchten Stiel, riecht nicht nach Heringslake und besitzt eine auffällige, rotviolette Phenolreaktion, wohingegen die Eisensulfat-Reaktion rosa ausfällt.
Der Kurzstielige Ledertäubling (Russula curtipes) kann ebenfalls ähnlich aussehen. Sein Hut ist jedoch meistens auffällig zweifarbig: außen weinbraun bis weinrot, im Zentrum ockerfarben. Außerdem ist seine Eisensulfat-Reaktion rosa
Der Harte Zinnobertäubling (Russula rosea) besitzt „Bleistiftgeschmack“ und ist geruchlos, sein Sporenstaub ist heller und die Eisensulfat-Reaktion rosa

Weiterführende Literatur:

  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 56
  • GALLI, R. (1996): Le Russule: 368 - 369
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: 525 - 527
  • KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 130
  • MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 510 - 513
  • MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V Blätterpilze – Milchlinge und Täublinge: Nr. 107c
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Buchen-Herings-T%C3%A4ubling (heruntergeladen am 3.10.2023)
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 5. Oktober 2023