Russula decipiens

Weinroter Dottertäubling

(Singer) Bon 1985
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
decipiens = trügerisch, täuschend
Foto: Uwe Winkler

Beim Weinroten Dottertäubling handelt es sich um einen mittelgroßen, scharf schmeckenden Dottersporer mit meist weinrotem Hut, dottergelben Lamellen und weißem Stiel. Er bevorzugt Laubwälder auf sommerwarmen, basenreichen Böden, z. B. Buchenwälder auf Kalkboden. Bevorzugte Mykorrhizapartner sind Hainbuchen, Rotbuchen, Eichen, Esskastanien. Die Rote Liste Pilze Deutschlands (2016) stuft ihn in die Gefährdungskategorie „2“ (stark gefährdet) ein.

Foto: Uwe Winkler

Anmerkung von Uwe Winkler zu seinen Funden und Fotos (persönliche Mitteilung):

… Beide Bilder vom Farbspiel sehr typisch. Russula decipiens ist recht farbkonstant, kann aber auch ausgeblasst daherkommen. Auffallend immer die recht gelben Lamellen. Die Art sieht eigentlich wie eine zu gross geratene Russula risigallina aus und ist deutlich scharf. Ich finde die Art meist unter Eiche auf besseren Böden, gerne wo andere seltene Arten wachsen, also an meinen Hotspots für Boleten und Cortinarien.“

Makroskopische Merkmale:
Der Hut erreicht Breiten von 4 bis 10 cm, ist bereits von Anfang an ausgebreitet und später trichterförmig vertieft, farblich meist mehr oder weniger weinrot, oft mit gelblichem Zentrum. Auch ziegelrote, purpurrote, blutrote, rosa- oder ockerfarbene, sogar stark ausgeblasste Formen kommen vor. Die Huthaut ist glatt und etwas körnig oder gerunzelt, bei älteren Fruchtkörpern am Rand gerieft, zur Hälfte des Radius abziehbar, bei feuchtem Wetter glänzend und klebrig. Die Lamellen sind dünn und stehen dicht, im reifen Zustand nehmen sie eine dottergelbe Färbung an. Der Stiel ist weiß, zylindrisch, längsadrig, bei reifen Exemplaren gekammert hohl. Das Fleisch ist weiß. Es ist nahezu geruchlos und schmeckt deutlich, meist aber nur mäßig scharf.

Foto: Karl Wehr

Frisch ausgefallener Sporenstaub ist dottergelb, IVe nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. (2014).
Makrochemische Farbreaktionen: FeSO4 färbt Fleisch und Stielhaut rosa. Phenol ergibt nur eine banale, braune Reaktion.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
scharf dottergelb 1/2 rosa

Mikroskopische Merkmale:
Die Epikutis (oberste Lage der Huthaut) besteht aus schlanken, vielfach verzweigten „Haaren“, deren Glieder 2 - 4 µm breit sind. Zum Vergleich: Im Bild unten sind es die dünnen, verzweigten Hyphen, sowie aus keuligen, sich in Sulfovanillin gut anfärbbaren, meist unseptierten, an der breitesten Stelle 6 - 12 µm breiten Pileozystiden. Zum Vergleich: in der Abbildung unten sind es die volumösen, keuligen Elemente.
Die Sporen sind breit ellipsoid und messen 7,5 - 9,5 x 6,5 - 8 um, bei einem Schlankheitsgrad Q von etwa 1,2. Die Ornamentation ist bis 1,0 um hoch und besteht aus Warzen, die teils isoliert stehen, teils reihig oder teilnetzig miteinander verbundenen sind. Warzen und Grate sind vielfach durch feine Linien verbunden. Ornamentation und Hilarfleck sind deutlich amyloid.

Russula Icones von Helga Marxmüller

Verwechslungsmöglichkeiten mit ähnlich gefärbten Arten:
Der Purpurfarbene Dottertäubling (Russula cuprea) ist ebenfalls scharf im Geschmack und lässt sich oft nur über die Mikromerkmale von unserer Art unterscheiden.
Der Gefleckte Täubling (Russula maculata) ist ebenfalls scharf im Geschmack. Seine Hutfarbe ist aber freudiger rot und besitzt keinerlei Blauanteile. Im Zweifelsfall hilft nur eine mikroskopische Untersuchung.
Wechselfabiger Dottertäubling (Russula risigallina), Kurzstieliger Ledertäubling (Russula curtipes), Rotstieliger Ledertäubling (Russula olivacea) und Weinroter Graustieltäubling (Russula vinosa) können ähnlich aussehen, sind aber allesamt mild im Geschmack.

Weiterführende Literatur:

  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 41
  • GALLI, R. (1996): Le Russule: 472 - 473
  • KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 117
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2001): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 3. Ständerpilze: Blätterpilze I: 581 - 582
  • MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones: 666 - 669
  • MONEDERO, C. (2012): El Género Russula en la Península Ibérica: 254 - 255
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Weinroter_Dotter-T%C3%A4ubling (abgerufen am 1.6.2023)
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 6. August 2023