Inocybe flocculosa
Flockiger Risspilz
Risspilze sind eine artenreiche Familie, mit der sich nur wenige Pilzfreunde befassen wollen. Für Speisepilzsammler sind sie ohne Bedeutung. Da fast alle giftig sind, sollte man zumindest so viel über sie wissen, damit sie nicht versehentlich im Sammelkorb für Speisepilze landen. Einige werden in der Literatur sogar als tödlich giftig bezeichnet. Weltweit sind um die 500 Arten bekannt, allein in Mitteleuropa und Deutschland sind es mindestens 470.
Eine weit verbreitete und relativ häufige Art ist der Flockige Risspilz Inocybe flocculosa. Er gehört zu einer umfangreichen Gruppe mit filzig-faseriger Hutoberfläche, einem Merkmal, das sich im Verlauf seiner Entwicklung auch noch verändern kann. Der kegelig oder glockig geformte Hut kann Durchmesser von 2 – 5 cm erreichen, gelegentlich auch etwas mehr. Die Huthautfarbe variiert von ocker- bis rehbraun, am Hutrand ist sie etwas heller. Velumreste am Hut verschwinden beim Altern. Die dicht stehenden, verschmälert am Stiel angewachsenen Lamellen sind grau, bei Sporenreife braun verfärbend. Die schlanken Stiele sind weißlich bis bräunlich, im Farbton ähnlich wie der Hut, jedoch heller. Die Stielbasis ist nur schwach, nicht knollig verdickt. Das Fleisch ist im Hut weiß, im Stiel cremeweiß bis beige. Viele Risspilze haben einen spermatischen Geruch. Bei Inocybe flocculosa ist er nur bei älteren Exemplaren und dann auch nur schwach wahrnehmbar. Das Sporenpulver ist rotbraun.
Mikromerkmale:
Sporen mandelförmig, glatt, dickwandig, 6,5 - 11 x 4,5 - 6,5 µm. Hutdeckschicht aus parallel liegenden Hyphen. Hymenialzystiden spindelig-bauchig bis flaschenförmig, mit Kristallschopf, 40 - 90 x 10 - 20 µm. Kaulozystiden 35 – 90 x 10 – 20 µm. Schnallen vorhanden.
Der Flockige Risspilz ist im Sommer und Herbst als Mykorrhizapartner von Laub- und Nadelbäumen in- und außerhalb von Wäldern anzutreffen, gern an Wegrändern und meist gesellig bis scharenweise. Er ist in allen Höhenlagen vertreten, bevorzugt zwischen 200 und 800 m. An die Bodenbeschaffenheit stellt er keine besonderen Ansprüche. Er enthält Muscarin ist daher giftig.
Es existiert eine seltenere Varietät mit gelben Lamellen (Inocyne flocculosa var. crocifolia = Flockiger Gelbblatt-Risspilz, auch Safranblättriger Risspilz genannt), die inzwischen als eigenständige Art anerkannt ist.
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Anhang:
Zur Bestimmung: durch Sequenzanalyse bestätigt.
Funddaten: 07.10.2021; MTB 7935-3-3-1, 630 m; Koordinaten: 11° 30’ 11,97’’ E, 48° 1’ 20,1’’ N; D-By-Landkreis München, Gemeinde Grünwalder Forst, östliche Isarleite, Brunnhaus; Buchen-dominierter Mischwald über hochwürmzeitlichen Schmelzwasserschottern; bei großer Buche, jungen Salweiden und (weiter entfernt) Fichtenjungholz; gesellig (ca. 10 Fk);
Hut: bis 3 cm breit, jung stumpf kegelig, dann gewölbt bis ausgebreitet und mit variabel stark vorgezogenem Buckel, jung durch stark ausgeprägte weißliche Velipellis grob filzig bis abstehend faserschuppig, später am Scheitel fast verkahlend und zum Rand hin mehr anliegend faserschuppig bis grobfaserig und nur mehr am Rand filzig, am Scheitel rehbraun, zum Rand hin heller haselnussbraun; jung mit weißer, rasch vergänglicher Cortina; Stiel: bis 4,5 cm lang und bei jungen Fk bis 0,5 cm breit, basal gleichdick, cremeweiß bis beige, mit fichtenholzfarbenem Reflex, nur an der Spitze grob und dicht bereift, sonst bisw. schwach flockig überfasert; Lamellen: aufsteigend und relativ breit angewachsen, gedrängt (ca. 44-54 erreichen den Stiel), jung weiß, reif steingrau bis olivgrau (nur schwacher Olivton); Fleisch: siehe Schnittbild; Geruch: schwach, nicht signifikant; Mikromerkmale vom Exsikkat: Kaulozystiden (in Apexnähe): büschelig, überwiegend lageniform, seltener schlank fusoid, sehr langhalsig, apikal bisw. schwach wellig, am Hals dickwandig, am Bauch nur schwach dickwandig, mit oder ohne Kristallbesatz, durchsetzt mit zahlreichen völlig dünnwandigen, meist fusoiden oder (sub)zylindrischen Zystiden ohne Kristallbesatz und wenigen kleinen keuligen bis subzylindrischen Parazystiden; Maße: 92 x 13 (75-118 x 10-16), Q=7,2, 20 Zystiden gemessen; Wandstärke am Hals 1,5-2 µm, am Bauch 0,5-1 mm, in KOH mit schwacher oder ohne Reaktion; dünnwandige Zystiden ca. 63-90 x 19-12; Pleurozystiden: überwiegend lageniform, bisw. auch sublageniform mit eher kurzem nur ange-deutetem Hals oder bauchig fusoid, in der Regel mit Kristallbesatz, blass gelblich oder hyalin in KOH, am Hals dickwandiger als am Bauch, Maße: 65 x 15 (46-75 x 12-18), Q=4,3 (3,5-6,0), 20 Zystiden gemessen, Wandstärke am Hals 2-3 µm, am Bauch 1-1,5 µm; Cheilozystiden: dicht gedrängt, in Form und Größe viel variabler als die Pleuros, lageniform, bauchig fusoid, auch kurzhalsig lageniform, utriform oder clavat, untermischt mit intermediären, meist utriformen dünn- bis schwach dickwandigen Zellen ohne Kristallbesatz sowie zahlreichen keuligen bis subglobosen mittelgroßen Parazystiden; Maße ca. 45-83 x 9-21; Sporen: amygdaloid, glatt, apikal konisch bis subkonisch und fast spitz bis schmal gerundet, bisw. schwach ausgezogen, oft mit schwach ausgeprägter Bauchdelle, Kallus kaum ausgeprägt, mäßig dickwandig, normal gelb in KOH, Maße: 9,2 x 5,0 (8,0-10,3 x 4,6-5,5), Q=1,86 (1,69-2,06), 30 Sp. gemessen. (Matthias Dondl)
Weiterführende Literatur:
- Breitenbach & Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 5, Nr. 16
- German J. Krieglsteiner (Hrsg.): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 5, Seite 398 - 390
- Ewald Gerhardt: Der große BLV-Pilzführer für unterwegs, Seite 308
- https://pilzeaugsburg.de/files/Vortraege/Die_Gattung_Inocybe.pdf