Alloclavaria purpurea
Purpurfarbenes Zystidenkeulchen
Pilze zu suchen, zu finden und zu fotografieren ist gemeinhin ein gemächliches Unterfangen. Um sie zu finden, darf man nicht zu schnell unterwegs sein und das ausgiebige Fotografieren mit Zurichtung der Fundstelle und Aufbau von Stativ und anderen Utensilien kann geradezu meditativ sein. An steilen Berghängen immerhin kann das ganz anders aussehen. Und an Bächen auch. Seit 2005 sammele ich diesbezüglich einschlägige Erfahrungen (vgl. „Laternen im Sumpf“) und auch im Sommer 2022 trieb es mich wieder ans Wasser.
Die Vorgeschichte ist letztlich dieselbe wie bei den Sumpfhauben und manch anderen Pilzen. Beim Pilzbücherdurchblättern bin ich immer wieder am Purpurfarbenen Zystidenkeulchen hängengeblieben. Die Verbreitung der Art machte allerdings nicht viel Hoffnung, selbst fündig zu werden. Neben einigen zerstreuten Fundpunkten in Norddeutschland kommt die Art eigentlich nur in den süd- und südostdeutschen Mittelgebirgen häufiger vor, in Hessen und unmittelbarer Umgebung herrscht dagegen Fehlanzeige. Durch präzise Hinweise guter Pilzfreunde war ich dann aber im Urlaub im Bayrischen Wald doch schnell erfolgreich. Nachdem ich – nach anfänglichen Schwierigkeiten - ein Auge für die Standorte von Alloclavaria purpurea entwickelt hatte, wurde ich an vielen verschiedenen Stellen mit immer neuen schönen Kollektionen belohnt. Die Art wächst, zumindest im Bayernwald, am liebsten im unmittelbaren Böschungsbereich von Bächen, oft nur wenige Zentimeter über der Wasseroberfläche:
An vielen Stellen war das Wasser freilich deutlich tiefer als auf der Fotoserie. Da mussten dann auch die Hose ausgezogen werden und – da mein Stativ nicht sehr groß ist – haarsträubende Konstruktionen mit im Ufer und im Bachgrund verankerten Ästen gezimmert werden, um halbwegs ansehnliche Fotos hinzukriegen. Bei gefühlten 5 Grad Wassertemperatur war das nach ein paar Minuten auch nicht mehr besonders gemächlich oder gar meditativ …
Die Bestimmung macht dann immerhin keine allzu großen Probleme. Es gibt zwar noch ein paar andere keulen- oder korallenartige Pilze mit violetten Farben (z.B. Ramariopsis pulchella), die sind aber deutlich kleiner und/oder verzweigt. Im Zweifelsfall hilft ein Blick durchs Mikroskop. Die Sporen sind noch relativ unauffällig und messen 7 - 10 x 3 - 4,5 µm. Aber die schon bei 100facher Vergrößerung gut zu sehenden, großen Zystiden sind einzigartig innerhalb der Keulchen:
Nicht für jeden nachvollziehbar: Das Purpurfarbene Zystidenkeulchen ist mit Blätterpilzen verwandt, und zwar mit den Heftelnabelingen.
Weiterführende Literatur:
- Paolo Franchi & Mauro Marchetti: I funghi clavarioidi in Italia Bd. 1, Seite 97-103 (2021)
- Peter Reil: Alloclavaria purpurea – Purpurfarbenes Zystidenkeulchen, in: Südwestdeutsche Pilzrundschau 51(1), Seite 4-7 (2015)