Pleurocybella porrigens

Ohrförmiger Seitling

(Pers.) Singer 1947
Familie: Tricholomataceae
© Dieter Gewalt
Synonym: Phyllotus porrigens
porrigens = sich ausbreitend
Foto: Hans Stern

Als giftiger Doppelgänger von Austern- und Lungenseitling ist der Ohrförmige Seitling immer wieder ins Gerede gekommen, obwohl er im Gegensatz zu diesen nur an Nadelholz wächst. Im Flachland ist er bisher nur sehr wenige Male nachgewiesen worden, in höheren Mittelgebirgslagen und besonders im Schwarzwald dagegen nicht selten.

02.10.2015: Fund am Föhrenbühl bei Hornberg im Schwarzwald (Foto: Hans Stern)

Pleurocybella porrigens wächst gesellig bis büschelig an Totholz, Stümpfen oder dickeren Ästen vor allem von Fichten und Tannen. Die muschel- bis ohrförmigen, jung rein weißen, später leicht gilbenden Hüte erreichen Durchmesser von 8 cm. Ihre flatterigen Ränder sind oft etwas eingerollt, wellig und eingerissen. Die Lamellen sind weiß und sehr schmal, im Alter ebenfalls gilbend. Stiele sind so gut wie nicht vorhanden. Geruch und Geschmack unauffällig, mild. Das Sporenpulver ist weiß, die glatten, rundlichen Sporen messen 5 -7 x 3 - 6 µm.

Foto: Inge Dittrich

Die Familienzugehörigkeit ist derzeit noch ungeklärt, die Einordnung bei den Ritterlingsverwandten (Tricholomataceae) provisorisch.

Todesfälle sind bisher nur aus Japan bekannt, als sich dort im Herbst 2004 nach dem Verzehr von Pleurocybella porrigens 50 Vergiftungsfälle ereigneten und 15 Menschen starben. In einem Bericht von Andreas Kunze und Dr. Siegmar Berndt heißt es dazu:

Der Pilz wäre vielleicht gar nicht als Ursache erkannt worden und in den Fokus der Wissenschaft gerückt, wenn nicht günstige Witterungsbedingungen zu einer Massenfruktifikation geführt hätten. Entsprechend oft wurde der Pilz gesammelt und verspeist, wodurch die Zahl der Vergiftungsfälle signifikant in die Höhe schnellte. Betroffen waren ausschließlich Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion, insbesondere Patienten, die sich regelmäßig einer Hämodialyse-Behandling (sog. Blutwäsche) unterziehen mussten. Bemerkenswert war zudem die lange Zeitspanne von bis zu 4 Wochen zwischen dem Verzehr der Fruchtkörper und dem Auftreten der ersten Symptome.“

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 12. Oktober 2023