Pleurotus pulmonarius
Lungenseitling, Löffelseitling
Dass der Lungenseitling an aufrecht stehenden Bäumen wächst, ist eher die Ausnahme. Am häufigsten findet man ihn an liegenden noch berindeten Buchenstämmen. Dass er von Pilzfliegen besucht wird, habe ich schon oft beobachtet.
Wenn die Huthaut so deutlich weißlich, höchstens hellgrau gefärbt ist wie auf dem Foto oben, ist die Zuordnung recht problemlos. Das ist nicht immer der Fall, und dann sieht er einem nahen Verwandten, dem bekannteren Austernseitling Pleurotus ostreatus, der an den gleichen Laubholzarten vorkommt, zum Verwechseln ähnlich. Hin und wieder findet man sogar beide am gleichen Stamm.
Unterscheidungsmerkmale Austernseitling : Lungenseitling
Austernseitling (Pleurotus ostreatus) |
Lungenseitling (P. pulmonarius) |
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Hut | groß, dickfleischig | kleiner und dünnfleischig |
Hutgröße | ca. 100 - 160 x 50 - 110 mm | ca. 60 - 120 x 30- 110 mm |
Huthaut | 90 - 120 µm | 40 - 50 µm |
Hutrand | dick, glatt, fein gewellt | oft grob wellig, gilbend |
Hutfarbe | beige, dunkelbraun, graublau, stahlblau | weiß, beige, blass gelb, grau |
Lamellen | dick, weit auseinander stehend | dünn, dicht stehend |
Reaktion | mit Sulvovanillin rötlich, weinrot, purpur, violett | keine Farbreaktion |
Wie man sieht, sind die aufgeführten Unterschiede in der Praxis nur schwer nachzuvollziehen. Die Angaben zur Dicke der Huthaut sind im Zehntel-Millimeter-Bereich, also auch nicht gerade hilfreich. Und hellere Austernseitlinge sind farblich kaum von etwas dunkler geratenen Lungenseitlingen zu unterscheiden. Für die Küche ist das ohne Belang, denn beide sind gute Speisepilze von gleicher Wertigkeit. Verwechselt werden könnte der Lungenseitling auch mit dem Rillstieligen Seitling Pleurotus cornucopiae, der ebenfall essbar ist.
Zu achten ist auf das Substrat. Sowohl Austern- wie Lungenseitling wachsen an totem Laubholz, in der Regel an Buche, selten an anderen Laubhölzern. Es sollte immer ein Stiel erkennbar sein. Eine dem Lungenseitling ähnliche Art, die stiellos an Nadelholz wächst, ist der Ohrförmige Seitling Pleurocybella porrigens, auch „Engelsflügel“ genannt.
Unter Pilzfreunden haben die „Engelsflügel“ für einige Aufregung gesorgt, da er in Japan für mehrere Todesfälle verantwortlich gemacht wird. Bei den Opfern soll es sich ausschließlich um ältere Personen mit eingeschränkter Nierenfunktion und Dialysepatienten gehandelt haben, bei denen die Vergiftung erst ca. einen Monat nach dem Verzehr der Pilze festgestellt wurde. In Deutschland sind keine Vergiftungsfälle bekannt, er soll mehrfach völlig schadlos gegessen worden sein. Seinen Verbreitungsschwerpunkt hat der Pilz im Schwarzwald, in anderen Regionen und insbesondere im Flachland ist er dagegen selten. Die DGfM-Kartierung für Hessen weist lediglich einen Fund im äußersten Nordosten des Bundeslandes aus. Bei 123pilze will man mit der höchst merkwürdigen Formulierung „Lamellen und Stiel sind ein Fruchtkörper“ wohl zum Ausdruck bringen, dass der Ohrförmige Seitling keinen Stiel besitzt und mit den Lamellen am Substrat angewachsen ist.
Infos zum Ohrförmigen Seitling:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/speisepilz-wird-giftpilz.993.de.html?dram:article_id=154417 http://tintling.com/inhalt/2012/Pleurocybella_porrigens.pdf