Mehltaupilze

von Dieter Gewalt

Man unterscheidet Echte und Falsche Mehltaupilze. Die „Echten“ gehören zu den Schlauchpilzen (Ascomyzeten), während die „Falschen“ den sogenannten Eipilzen (Peronosporales) zugeordnet werden, die phylogenetisch (stammesgeschichtlich) gar keine richtigen Pilze sind. Mit Schimmelpilzen sind sie nicht verwandt.

Beginnen wir mit den „Echten“ Mehltaupilzen (Erysiphales), die wir wohl alle kennen, mit denen wir aber möglichst nichts zu tun haben wollen. Sie kommen ganz überwiegend auf jeweils nur einer Wirtspflanzenart vor. Eine sehr häufige Spezies, der Eichen-Mehltau Erysiphe alphitoides, ist also nur auf Eichenblättern zu finden, der ebenso häufige Echte Ahorn-Mehltau Sawadaea tulasnei nur auf Blättern von Spitzahorn.

Erysiphe alphitoides -- Sawadaea tulasnei

Diese und andere auf Blättern vorkommenden Mehltaupilze beginnen ihr Wachstum im Frühjahr mit weißen Flecken, die zu Beginn meist auf die Blattadern beschränkt sind und sich erst im späteren Verlauf auf das ganze Blatt ausdehnen. Von den Hyphen des Myzels werden Konidien (asexuelle Sporen) abgeschnürt, die für eine weitere Verbreitung im Bestand sorgen. Zum Herbst hin werden etwa 0,1 bis 0,2 mm große kugelige Fruchtkörper (sogenannte Kleistothecien) gebildet, die zunächst gelblich bis orange und später fast schwarz gefärbt sind. Mit einer Lupe sind sie gut zu erkennen. In diesen Kleistothezien werden die geschlechtlichen Ascosporen gebildet, die über den Winter reifen und im Frühjahr mit dem Laubaustrieb freigesetzt werden und vom Wind auf das frische Laub übertragen werden.

Ursprünglich stammen die Echten Mehltaupilze aus Nordamerika. In Europa wurden sie erstmals in der Mitte des 19. Jahrhunderts in England beobachtet, wo sie vermutlich zusammen mit der Kartoffelfäule angekommen waren. Sie bilden einen mehligen weißlichen bis grau-weißlichen, abwischbaren Belag. Der Schaden, den sie an den Pflanzen verursachen, ist oft nur optischer oder harmloser Natur, indem die Photosynthese der Blätter beeinträchtigt wird. Mit schwefelhaltigen Fungiziden könnte man notfalls starken Befall bekämpfen, bei dem auch Stängel und Früchte betroffen wären, die Entwicklung der Pflanzen gehemmt, Triebe vertrocknen und Blüten verkümmern würden. Dabei sollte bedacht werden, dass die Chemikalie für viele nützliche Insekten und im Boden lebende Organismen giftig und daher ökologisch schädlich ist. Man könnte auch zu diversen mehr oder weniger bewährten Hausmitteln greifen.

Insgesamt gibt es um die 1000 verschiedene Echte Mehltaupilze in derzeit etwa 20 Gattungen, von denen wir im Fundkorb einige wenige vorstellen wollen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es für viele keine nachvollziehbaren deutschen Namen zu geben scheint. So findet sich für eine der diversen an Gräsern vorkommenden Arten, Blumeria graminis, lediglich der Name „Echter Mehltau“. Es handelt sich um eine Art, die an Gräsern in Rasenflächen vorkommt. An Getreidesorten zum Beispiel wachsen andere Arten wie auch an Bambus, der ebenfalls zu den Gräsern zählt.

Blumeria graminis -- Golovinomyces oronti -- Microsphaera berberidis

„Echter Mehltaupilz“ wird auch die an Immergrün-Pflanzen (Vinca sp.) in unserer Parkanlage vorkommende Art Golovinomyces oronti genannt. Den Mahonien-Mehltau Microsphaera berberidis findet man nicht nur auf Mahonienblättern sondern auch an Berberitzen, worauf der Artname „berberidis“ hinweist.

Falsche Mehltaupilze gehören nicht wie die Echten zu den Ascomyzeten. Sie vermehren sich zwar sexuell wie auch asexuell mittels Sporen, die aber auf andere Weise entstehen als bei echten Pilzen. Sie sind näher mit Algen verwandt und können sowohl saprobiontisch als auch parasitisch leben. Einige Arten sind Erreger von Pflanzenkrankheiten wie Kraut- oder Knollenfäule und haben schon zu Hungersnöten geführt, andere haben als Krebspest Massensterben von Krebstieren verursacht.

Zu den Erregern von Pflanzenkrankheiten gehören die beiden hier abgebildeten Arten, der Falsche Salat-Mehltau Bremia lactucae und der Falsche Gurken-Mehltau Pseudoperonospora cubensis:

Bremia lactucae -- Pseudoperonospora cubensis

Im Fundkorb vorgestellte Mehltaupilze:

Blumeria graminis = Echter Gras-Mehltau
Erysiphe alphitoides = Eichen-Mehltau
Golovinomyces orontii = Echter Immergrün-Mehltaupilz
Microsphaera berberidis = Mahonien-Mehltau
Sawadaea tulasnei (Syn.: Uncinula tulasnei) = Ahorn-Mehltau

Bremia lactucae = Falscher Salat-Mehltau
Pseudoperonospora cubensis = Falscher Gurken-Mehltau

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 31. Dezember 2023