Russula vinosobrunnea

Purpurbrauner Ledertäubling

(Bres.) Romagn. 1967
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
vinosobrunnea = weinrot und braun
Foto: Karl Wehr

Beim hier beschriebenen Purpurbraunen Ledertäubling Russula vinosobrunnea handelt es sich um einen milden, geruchlosen, groß werdenden Gelbsporer mit braunem Hut, reif gelben Lamellen, weißem oder rötlich angehauchtem Stiel und auffälliger Phenolreaktion. Karl Wehr fand die im obrigen Foto gezeigte, eindrucksvolle Population im August dieses Jahres in der Eifel. Sie wuchs in einem Kalkbuchenwald mit eingestreuten Eichen an einem wärmebegünstigten Standort. Gemäß der Fachliteratur gelten als Mykorrhizapartner Eichen, Esskastanien, Rot- und Hainbuchen. Die recht seltene Art wird er in der Roten Liste Deutschlands (2016) in der Gefährdungskategorie D (Daten unzureichend) geführt.

Die Hutoberfläche ist glatt, matt, feucht glänzend, der Rand ungerieft oder im äußersten Randbereich kurz gerieft. Die Huthaut ist bis zu einem Drittel des Radius abziehbar. Die Lamellen sind dick, oft weit entfernt und stets durchlaufend, es existieren also weder Lamelletten noch Gabelungen. Im reifen Zustand sind sie gelb. Der Stiel ist stabil, fest, komplett weiß oder rosa überhaucht, zylindrisch mit manchmal verjüngter Basis. Das Fleisch in Hut und Stiel ist anfangs sehr fest und weiß, schmeckt angenehm mild und ist geruchlos.

Frisch ausgefallenes Sporenpulver ist gelb, etwa IVb nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. (2014).

Makrochemische Farbreaktionen: FeSO4 ergibt eine rosa Reaktion, Phenol eine typische, stark rotviolette Reaktion, ähnlich der Farbe von Brombeer- oder Heidelbeerflecken.

2 Abbildungen: Wikipedia (2012-09-05_Russula_vinosobrunnea_(Bres.)_Romagn_259389.jpg: This image was created by user Gerhard Koller (Gerhard) at Mushroom Observer, a source for mycological images. You can contact this user here -- Giocomo Bresadola, Russula alutacea f. vinosobrunnea Bres, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons
Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
mild gelb bis 1/3 rosa

Mikroskopische Merkmale weitgehend nach PIDLICH-AIGNER, H. (2006):

Sporen: 7,3 - 10,8 x 6,8 - 8,8 um, im Mittel 9 x 7,8 um, Schlankheitsgrad Qav = 1,15, Volumen im Mittel 286 µm3, ovoid, Ornamente bis 1,2 um hoch, mit isolierten Abschnitten, aber auch immer mit Graten, feinen Linien und Ausläufern (aber niemals netzig); Hilarfleck gut sichtbar, d. h. deutlich amyloid.

Mikromerkmale aus MARXMÜLLER, H. (2014)

Die Epikutis besteht aus Epikutishaaren und „Primordialhyphen“. Epikutishaare („eh“ in Abbildung Mikromerkmale) 2 - 8 µm breit, Glieder kurz bis mittellang, verzweigt, verschieden geformt, meist aber stark deformiert, mit Auswüchsen, wellig, bauchig, auch zylindrisch. „Primordialhyphen“ („ph“ in Abbildung Mikromerkmale) gleichmäßig geformt, Glieder mittellang bis lang, zylindrisch, relativ dickwandig und in der Form Primordialhyphen ähnelnd, allerdings ohne nach Behandlung mit Karbolfuchsin und Salzsäure sichtbare Inkrustationen.

SARNARI, M. (2005) unterscheidet noch eine Russula vinosobrunnea var. perplexa mit größeren Sporen, deren Ornamentik mitunter kurze, kettenartige Strukturen zeigt.

Eng verwandte Täublinge mit ebenfalls heidelbeer- oder brombeerfarbener Phenol-Reaktion:
Der Rotstielige Ledertäubling (Russula olivacea) ist wesentlich häufiger, wird meist größer, seine Hutfarben können auch grüne Pigmente enthalten. Die Hutoberfläche ist oft typisch radialrunzelig, und der Stiel hat meist apikal einen rötlichen, ringförmigen Bereich.
Der Glänzende Ledertäubling (Russula alutacea) ist unserer Art sehr ähnlich. Allerdings besitzen die Sporen eine teilnetzig bis netzige Ornamentik.

Weiterführende Literatur:

  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 147
  • GALLI, R. (1996): Le Russule: 384 - 385
  • KIBBY, G. (2014): The genus Russula in Britain: 66
  • KRÄNZLIN, F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 213
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: 510 - 511
  • MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones: 534 - 537
  • MONEDERO, C. (2012): El Género Russula en la Península Ibérica: 394 - 395
  • PIDLICH-AIGNER, H. (2006): Bemerkenswerte Russula-Funde aus Ostösterreich 3. – Österr. Z. Pilzk.: 98 - 103
  • ROMAGNESI, H. (1985): Les Russules d ́Europe et d ́Afrique du Nord: 732 - 734
  • SARNARI, M. (2005): Monographia illustrata del genere Russula in Europa 2: 1473 - 1480
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Purpurbrauner_Leder-T%C3%A4ubling (abgerufen am 10.9.2023)
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 12. September 2023