Russula violeipes

Violettstieliger Brätlingstäubling

Quél. 1898
Familie: Russulaceae
© Dieter Gewalt
violeipes = Violettfuß

Die Schwierigkeit beim Erkennen der verschiedenen Täublingsarten ist ihre Farbvariabilität. Nur wenige zeigen zuverlässig konstante Farben. Beim Violettstieligen Täubling beginnt das Problem schon beim namensgebenden violetten Stiel. Manchmal hat er diese Farbe, manchmal erscheint sie nur als zarter Hauch oder auch satt aufgetragen, meistens aber sind die Stiele von oben bis unten rein weiß. Die Hutfarbe ist meistens gelb. Dabei handelt es sich um ein sehr eigenartiges Gelb, das mit Worten schwer zu beschreiben ist. Es ist ein leicht trüber Farbton, wie er bei anderen gelben Täublingen so nicht vorkommt. Markant ist dabei, dass die Hüte feinmehlig bereift erscheinen, was sie matt und glanzlos macht und beim Anfassen ein eigenartiges fettig-seifiges Gefühl vermittelt. Mit der Stereolupe sind auf der Huthaut winzige gekräuselte Härchen zu erkennen. Junge Fruchtkörper haben fast immer völlig gelbe Hüte. Beim Wachsen kann die Farbe dann in ein helles Oliv oder Gelbgrün umschlagen und sogar purpur-violett werden. Oft findet man mehrere Farbtöne nebeneinander. Die Huthaut ist etwa zur Hälfte abziehbar und relativ dick. Der Geruch ist schwach krebs- oder heringsartig.

Die nachfolgenden Fotos zeigen die Farbvariabilität, wie man sie an Hüten und Stielen finden kann. So veränderlich die Farben auch sein mögen: manche Pilzfreunde entwickeln im Laufe der Zeit ein sicheres Gespür dafür, wie der Violettstielige Brätlingstäubling, vielfach auch Pfirsischtäubling genannt, aussehen darf. Für sie ist er dann ein leicht kenntlicher Speisepilz.

Sofern die Hutfarbe rot bis violett ausfällt, kann der Violettstielige Brätlingstäubling mit der ebenfalls essbaren Russula amoena verwechselt werden.

Der Name „Brätlingstäubling“ verrät schon etwas über seinen Speisewert. Er eigenet sich vorzüglich zum Braten und darf mit Fug und Recht als Premium-Art unter den Täublingen bezeichnet werden. Nützlicher Hinweis: alle nach Fisch (Hering) riechenden Täublinge sind essbar, schmecken nach der Zubereitung aber nicht fischartig.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
angenehm mild blass creme 1/2 bis fast ganz rosa

Man findet ihn vor allem von Ende Juni bis September bei Buchen. Im Rhein-Main-Gebiet scheint die früher recht seltene Art deutlich in Zunahme und Ausbreitung begriffen zu sein. Wir beobachten diese Entwicklung seit etwa 2010, während der letzten Jahre (2017 und 2018) haben wir sogar ausgesprochen üppige Vorkommen erlebt. Er scheint die Wärme zu mögen.

Neben dem Violettstieligen gibt es einen weiteren Brätlingstäubling, den “Samtigen” Russula amoena. Beide Arten sind nachfolgend mit Aquarellen von Reinhold Kärcher gegenübergestellt. Sie zeigen deutliche Farbunterschiede, die Verwechslungen als undenkbar erscheinen lassen.

links: Russula violeipes -- rechts: Russula amoena (2 Aquarelle von Reinhold Kärcher)

Das trifft jedoch nur zu, wenn der Violettstielige in seiner häufigsten gelben Farbvariante gefunden wird. Sobald sich die Hutfarbe beim Wachsen von gelb in ein helles Oliv oder Gelbgrün verwandelt und sogar purpur-violett wird, können sich beide Arten zum Verwechseln ähnlich sehen, worauf auch in der Literatur immer wieder hingewiesen wird. Reinhold Kärcher hat dazu angemerkt:

Beide Arten lassen sich recht gut makroskopisch und makrochemisch voneinander trennen. Bei R. violeipes verspürt man schon beim Anfassen des Pilzes zwischen den Fingern bei der Entnahme des Pilzes aus dem Boden ein eigenartiges fettiges (seifiges) Gefühl, das recht konstant auftritt. Das hat mich dazu veranlasst, R. violeipes als „Seifigen Brätlingstäubling“ anzusprechen und nicht wie es häufig der Fall ist „Pfirsischfarbener- oder Violettstieliger Brätlingstäubling“ zu nennen. Diese Eigenschaft ist bei R. amoena nicht erkennbar. Zudem … empfehle ich beide Arten durch ihre chemische Reaktion auf Phenol auseinander zu halten: R. violeipes reagiert auf 2%-ige Phenollösung auf der Stieloberfläche mehr oder minder lebhaft bräunlich, während diese Reaktion bei R. amoena lebhaft purpurkarminrot ausfällt. Damit sind gleichzeitig die mitunter farblich sehr ähnlichen „Heringstäublinge“ ausgegrenzt, die auf dieses chemische Hilfsmittel nicht oder farblich anders reagieren.”

Noch eine Anmerkung zum Schluss: den Violettstieligen Brätlingstäubling gibt es auch in Thailand, wo er viel gesammelt und auch an Straßenständen zum Kauf angeboten wird. Bei den Thais ist er unter zwei Namen bekannt. 1. Het Horm = Duftpilz 2. Het Khai = Eierpilz. Das nachfolgende Foto hat mir die Schwester meiner Frau geschickt. Es wurde in der Provinz Kanchanaburi aufgenommen.

Weiterführende Literatur:

  • KÄRCHER, R. & D. SEIBT(1991) Beitrag zur Kenntnis der Täublinge, Russula Studien Teil 1. - Beiträge z. Kenntnis der Pilze Mitteleuropas ( AMO ) IV
  • German J. Krieglsteiner (Hrsg.): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 2 S. 447 -448
  • Michael / Hennig / Kreisel: Handbuch für Pilzfreunde V, Nr. 94
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Violettstieliger_T%C3%A4ubling
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 16. August 2020