Russula fellea

Gallentäubling

(Fr.) Fr. 1838
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
fellea = gallenbitter

Eine in Deutschland recht häufig vorkommende Pilzart ist der Gallentäubling, der meist eine Mykorrhizapilz mit der Rotbuche eingeht und der von August bis zu den ersten Nachtfrösten im November wächst. Der Pilz ist äußerst scharf im Geschmack und riecht deutlich fruchtig, etwa wie Obstkompott.

Nimmt man einen Fruchtkörper in die Hand, so stellt man fest: der gesamte Fruchtkörper ist irgendwie creme bis ocker gefärbt. Sogar die Lamellen sind hellockerfarben, obwohl das Sporenpulver weiß ist! Im Bereich der Hutmitte ist die Färbung intensiver, etwa honigfarben oder in der Farbe kross gebackener Brötchen. Die Hüte dieses Täublings waren am Fundort bis zu 7 cm breit. Eine Ausnahme bildete ein wahres Riesenexemplar mit einem Hutdurchmesser von 11 cm, einer Stiellänge von 9 cm und einem Stieldurchmesser von 3 cm.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
sehr scharf weiß nur am Rand hell rosa

Bei feuchtem Wetter ist die ansonsten trockene und matte Hutoberfläche klebrig und glänzend. In der Fachliteratur wird der Lamellenstand meist als gedrängt bezeichnet. Das ist in der Realität nicht immer der Fall, wie es im nachfolgenden Bild erkennbar ist.

Links die speckig glänzende, etwas körnige Hutoberfläche, rechts daneben: die hellockerfarbenen Lamellen

Die makrochemischen Farbreaktionen mit Eisensulfat und Guajaktinktur sind beide nahezu null, was bei Täublingen recht selten vorkommt:

Abb.links: Fruchtkörper im Schnitt mit Blick auf das cremefarbene Fleisch (links) sowie auf die ockerfarbene Stieloberfläche (rechts). Auf das obere Stielviertel wurde sowohl links als auch rechts Eisensulfat aufgebracht. Zu sehen ist die äußerst schwach rosa Farbreaktion nach 2 Minuten Einwirkzeit -- Abb. rechts: Der bräunliche Fleck zeigt die quasi negative Guajak-Reaktion (5-prozentige Guajaktinktur nach 10 Sek. Einwirkzeit)

Das Sporenpulver ist weiß oder weißlich (Ia oder Ib nach der Farbtafel von Romagnesi). Die Sporen sind breit ellipsoid bis ellipsoid mit warzig-kurzgratig-teilnetziger Ornamentation. Die Warzen sind meist bis 0,6 µm, in Ausnahmefällen bis 0,8 µm hoch. Sowohl Ornamentation als auch Hilarfleck sind stark amyloid. Die hochgerechneten Durchschnittswerte (95-prozentiges Vertrauensintervall, 43 repräsentative Sporen): Lav x B av = 7,4-7,7 x 5,9-6,1 µm Qav = 1,23-1,27 Vav = 135-150 mm3 (Mit L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad = L/B, V Volumen, av Average/Durchschnitt).

Will man Täublinge sicher bestimmen, dann sollte man auch bestimmte Huthautelemente auf Vorhandensein und Abmessungen untersuchen. Beim Gallentäubling sind es zum einen die sogen. “Huthauthaare”, das sind die Endabschnitte der Huthauthyphen, zum anderen die Pileozystiden, also die Huthaut-Zystiden. Man fertigt dazu zwei Quetsch- oder Zupfpräparate an, das eine schaut man sich in Kongorot, das andere in Sulfovanillin an. In Kongorot untersucht man die Haare, und man ermittelt, wie viele Septen die einzelnen Pileozystiden besitzen. Beim Gallentäubling sind die Haare 3-5 µm dick, recht derb, oft knorrig geschlängelt und apikal vielfach kopfig. Die Pileozystiden sind schlankkeulig bis zylindrisch, etwa 4-10 µm dick und besitzen meist null oder eine (maximal zwei) Septen.

Abb. links: Sporen-Präparat in Melzers Reagenz -- Abb. Mitte: Huthaut-Präparat in NH3-Kongorot, Haare und dickere Pileozystiden mit ihrem griesig-grauen Inhalt -- Abb. rechts: Huthaut-Präparat in Sulfovanillin, Latiziferen und Pileozystiden

In Sulfovanillin prüft man, ob sich der Inhalt der Pileozystiden schwarz, grau oder gar nicht verfärbt. Die Latiziferen sind als lang geschlängelte, schwarz gefärbte Gebilde zu erkennen, außerdem schwarz gefärbte, schlankkeulige Pileozystiden.

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart), TUF (Universität Tartu, Estland)

Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen gelbhütigen Täublingen:
Der Ockertäubling Russula ochroleuca besitzt einen weißen Stiel mit schwach gelblich überzogener Basis, weiße Lamellen und weißes Fleisch. Außerdem ist er geruchlos und schmeckt mild oder nur leicht scharf.
Der Pfirsichtäubling Russula violeipes besitzt manchmal einen gelben Hut und einen weißen Stiel. Er ist geruchlos und absolut mild schmeckend.
Der Gelbe Graustieltäubling Russula claroflava besitzt einen wunderschön kanariengelben oder leicht orangefarbenen Hut. Fleisch und Stiel sind zwar weiß, werden aber bei Verletzung oder längerem Liegenlassen deutlich grau. Er ist geruchlos und schmeckt absolut mild. Er wächst in Mooren oder an Moorrändern und geht eine Mykorrhiza mit Birkenarten ein.
Der Sonnentäubling Russula solaris ist mit der Merkmalskombination “blass gelbe Hutfarbe - sehr zerbrechliche Konsistenz - weißer Stiel - scharfer Geschmack - ockerfarbenes Sporenpulver” gut gekennzeichnet; stets bei Buchen

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 31. Oktober 2021