Russula emetica

Kirschroter Speitäubling

(Schaeff.) Pers. 1796
Familie: Russulaceae
© Dieter Gewalt
Synonym: Russula emetica var. emetica
emetica = Brechreiz erregend
Foto: Wikipedia

Meine beiden ersten Pilzbücher, die mich bei meinen frühen Exkursionen ins Reich der Pilze begleitet haben, waren Linus Zeitlmayr: Knaurs Pilzbuch (1955) und Haas/Gossner: Pilze Mitteleuropas (1964). Sie enthielten gerade mal 80 Arten und der “Speiteufel” wurde als im Aussehen variable Art beschrieben, die in Laub- und Nadelwäldern wächst. Später wurde Russula emetica in mehrere Varietäten aufgespalten, um schließlich der heutigen Auffassung Platz zu machen, dass es sich um mindestens vier eigenständige Arten handelt. Der Kirschrote Speitäubling wird nun als Charakterart der kollinen, submontanen und montanen Weißtannen- und Fichtenwälder beschrieben, die feuchte bis moorige Böden und Standorte in Sphagnum-Moospolstern bevorzugt.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
sehr scharf rein weiß fast ganz hell rosa

 

Vereinfachter Schlüssel zu den vier im Rhein-Main-Gebiet sicher nachgewiesenen Speitäublingen, die alle sehr scharf sind und weißes Sporenpulver haben:

Huthaut eher matt als glänzend und nur ca. 1 cm weit abziehbar, Charakterart in Buchenwäldern = Russula nobilis (Buchen-Speitäubling)

Die Fruchtkörper der drei anderen sind sehr zerbrechlich, ihre Huthaut ist eher glänzend als matt, und je nachdem ob feucht oder trocken ganz bzw. gut zur Hälfte abziehbar:

In feuchten Weißtannen- und Fichtenwäldern in Sphagnum-Moosen, überwiegend montan und submontan, Huthaut fettig glänzend, dünn, kaum ausblassend, leicht abziehbar = Russula emetica (Kirschroter Speitäubling)

Bei Kiefern, auch unter Laubbäumen, auf trockenen, sandigen Böden, Huthaut dunkelrot, aber oft stark ausblassend = Russula silvestris (Kiefern-Speitäubling)

Ausschließlich bei Birken, Huthaut meist lila oder rosalich getönt, oft stark aufhellend = Russula betularum (Birken-Speitäubling)

Es existiert noch ein weiterer Speitäubling, Russula fragilis, der Wechselfarbige Speitäubling, der eine andere Huthautpigmentierung aufweist und nicht zu den Speitäublingen im engeren Sinne (Sektion Emeticinae) gehört.

Der Kirschrote Speitäubling ist erstaunlicherweise die Typusart für die gesamte Gattung Russula.

Ältere Pilzbücher verwenden für die Darstellung von Pilzen Aquarelle, die im Vergleich mit Fotografien oft eine bessere Aussagekraft haben. Die Illustration von Gabriele Gossner (in: Hans Haas – Pilze Mitteleuropas, 1964) zeigt, wie man sich damals den Kirschroten Speitäubling vorgestellt hat
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 8. Juli 2021