Russula silvestris
Kiefern-Speitäubling
Das Unterscheiden der verschiedenen Speitäublinge (Sektion Emeticinae) ist gar nicht sooo schwierig, wie ich lange Zeit geglaubt habe und manche immer noch denken. Die im Rhein-Main-Gebiet sicher nachgewiesenen vier Arten sind anhand makroskopischer Merkmale und ökologischer Ansprüche ganz gut auseinanderzuhalten. Drei davon wurden und werden von vielen Mykologen auch heute noch als Varietäten von Russula emetica, dem Kirschroten Spei-Täubling angesehen. Andere, darunter auch Reinhold Kärcher, der sich fast ein Leben lang intensiv mit Täublingen befasst hat, befürworten die Auffassung, dass es sich um gute Arten handelt. So ist es auch im Index Fungorum oder von Karin Montag in der Pilzzeitschrift Der Tintling gehandhabt und dem schließe ich mich hier an.
Die Speitäublinge im Ansfeldwald haben mir Bestimmungsprobleme bereitet, seit ich dieses Biotop besuche. Russula emetica war klar. Aber welche der damaligen Varietäten? Reinhold Kärcher sorgte mit einer sorgfältigen Untersuchung für Klarheit. Es könne sich nur um den Kiefern-Speitäubling handeln, und ich erfuhr auch, dass man die Varietät auf Artrang heraufgestuft habe und sie nun Russula silvestris heißen muss. Dass ich mich dieser Diagnose nur widerwillig anschließen konnte, liegt an den Begleitbäumen. Die Pilze wachsen überall in diesem Roteichenforst, in dem nur an wenigen sehr isolierten Stellen ein paar Kiefern eingestreut sind. Die Hutfarben variieren von ausgeblasst rosarot bis zu einem satten kirschrot. Auch im angrenzenden Kiefernareal ist der Pilz zu finden, hier jedoch nur selten mit ausgeblassten Farben. Hier entstand das obige Foto.
Die Literaturangaben zur Ökologie sind leider sehr uneinheitlich. Krieglsteiner (Die Großpilze Baden-Württembergs Band 2) gibt als Mykorrhizapartner „Nadelbäume, vorzugsweise Waldkiefer“ an und fügt als Anmerkung hinzu: „In Nachbarländern wird gelegentlich auch Vergesellschaftung mit Castanea, Fagus und Quercus (Kastanie, Buche, Eiche) angegeben. Ewald Gerhard (Der große BLV-Pilzführer für unterwegs) nennt trockene Nadel- und Mischwälder, „nach Literatur auch unter Laubbäumen“. Bei Michael / Hennig / Kreisel (Handbuch für Pilzfreunde) heißt es: „Juli bis September in lichten, trockenen Laub- und Nadelwäldern, unter Kiefern, Eichen, Rotbuchen, Edelkastanien“.
Geschmack | Sporenpulver | Abziehbarkeit der Huthaut | Chemische Reaktion mit FeSO4 | ||
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scharf | rein weiß | fast ganz | rosa |
Vereinfachter Schlüssel zu den vier im Rhein-Main-Gebiet sicher nachgewiesenen Speitäublingen, die alle sehr scharf sind und weißes Sporenpulver haben:
Huthaut eher matt als glänzend und nur ca. 1 cm weit abziehbar, Charakterart in Buchenwäldern = Russula nobilis (Buchen-Speitäubling)
Die Fruchtkörper der drei anderen sind sehr zerbrechlich, ihre Huthaut ist eher glänzend als matt, und je nachdem ob feucht oder trocken ganz bzw. gut zur Hälfte abziehbar:
In feuchten Weißtannen- und Fichtenwäldern in Sphagnum-Moosen, überwiegend montan und submontan, Huthaut fettig glänzend, dünn, kaum ausblassend, leicht abziehbar = Russula emetica (Kirschroter Speitäubling)
Bei Kiefern, auch unter Laubbäumen, auf trockenen, sandigen Böden, Huthaut dunkelrot, aber oft stark ausblassend = Russula silvestris (Kiefern-Speitäubling)
Ausschließlich bei Birken, Huthaut meist lila oder rosalich getönt, oft stark aufhellend = Russula betularum (Birken-Speitäubling)
Es existiert noch ein weiterer Speitäubling, Russula fragilis, der Wechselfarbige Speitäubling, der eine andere Huthautpigmentierung aufweist und nicht zu den Speitäublingen im engeren Sinne (Sektion Emeticinae) gehört.
Weiterführende Literatur:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Kiefern-Spei-T%C3%A4ubling
- http://tintling.com/pilzbuch/arten/r/Russula_silvestris.html