Rhodotus palmatus
Orangerötlicher Adernseitling
In dieser Gattung gibt es weltweit nur eine Art und die ist auch noch extrem selten. Die aktuelle DGfM-Verbreitungskarte weist für Deutschland gerade mal 34 Fundpunkte aus, für ganz Baden-Württemberg zum Beispiel nur einen einzigen (Stand: 07.2025). Pilzkundlichen Amateuren wird es bei einem Fund schwerfallen, ihn zu bestimmen, da er in der populären Literatur kaum einmal erwähnt oder abgebildet ist. Dabei ist er durch seine Merkmale so eindeutig gekennzeichnet, dass man ihn auf den ersten Blick zweifelsfrei zuordnen könnte. Vorausgesetzt, das netzige Muster auf der Hutoberseite ist so ausgeprägt wie auf den hier gezeigten Fotos von Christian Weinkötz, mit denen er seine Funde in Rheinland-Pfalz belegt hat.
Ein weiterer Grund für die Seltenheit dieses Mykorrhizapilzes ist sein bevorzugter Baumpartner: Ulmen sind in Deutschland selten geworden und das seit Jahrzehnten zu beobachtende Ulmensterben verschärft die Bestandsbedrohung noch zusätzlich. In Roten Listen wird der Pilz als gefährdete Art geführt. Eine andere vom Ulmensterben bedrohte Pilzart ist Hypsizygus ulmarius.
Mit Seitlingen der Gattung Pleurotus wie dem Austernseitling ist der Orangerötliche Adernseitling nicht näher verwandt. Seit seiner Erstbeschreibung durch Pierre Bulliard 1785 ist er unterschiedlichen Familien, u. a. Amataceae, Crepidotaceae, Entolomaceae oder Tricholomataceae, zugeordnet worden. Zur Zeit ist er in der Familie der Rindenschwammverwandten (Physalacriaceae) angesiedelt, in der auch Hallimasche, Samtfußrüblinge, der Buchen-Schleimrübling und der Grubige Schleimrübling angesiedelt sind.
Rhodopus palmatus ist an seinen wichtigsten Merkmalen
orange-rosafarbene, aderig-runzelige bis netzartig strukturierte Hutoberfläche, gelatinöse Schicht unter der Huthaut sowie die vor allem bei feuchter Witterung zu beobachtenden bernsteinfarbenen Tropfenbildungen an den Stielen”
leicht zu erkennen.
Die Hüte erreichen Durchmesser von 3 bis 8 cm. Die erhabene hellere Netzzeichnung kann mehr oder weniger deutlich ausgeprät sein. Die ähnlich wie die Hutoberfläche gefärbten Lamellen erreichen den Stiel kaum oder sind dort collarartig miteinander verbunden. Auch das Fleisch ist pinkfarben. Die helleren, unberingten, an der Basis meist verbogenen Stiele werden kaum länger als 3 – 4 cm und bis zu 0,8 cm dick. Sie sind jung seidig bereift, später kahl. Oft sind mehrere Fruchtkörper an der Stielbasis miteinander verwachsen. Der Geruch wird als unauffällig oder obstartig beschrieben, der Geschmack ± bitter. Passend zu den übrigen Farbcharakteristika ist auch die Sporenpulverfarbe rosa.
Mikromerkmale:
Basidien 4-sporig, keulenförmig, 33,5 – 43 x 5,5 – 8 µm. Sporen ± rundlich, warzig, inamyloid, 6 – 7 x 5,5 – 7 µm, Warzen ca. 0,6 µm lang. Cheilozystiden dünnwandig, 27 – 48 x 5 – 8 µm; Pleurozystiden nicht vorhanden. Hyphen septiert mit Schnallen.
Rhodopus palmatus wächst saprobiontisch an morschem Laubholz, vorwiegend an Ulmenarten, aber auch an Pappel, Rosskastanie, Ahorn, Linde oder Buche. Geeignete Biotope sind schattige und feuchte Wälder in der planaren Höhenstufe , insbesondere Auwälder. Erscheinungszeit ist Frühjahr bis Spätherbst. Vorkommen sind aus mehreren Ländern Europas, Teilen von Asien, Nordamerika und Neuseeland berichtet worden.
Als Speisepilz kommt Rhodotus palmatus schon wegen seiner Seltenheit nicht in Frage und wäre wegen seines bitteren Geschmacks auch kaum zu empfehlen.
Weiterführende Literatur:
- German J. Krieglsteiner (Hrsg): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 3, Seite 508
- Meinhard Moser: Die Röhrlinge und Blätterpilze, Seite 188
- https://en.wikipedia.org/wiki/Rhodotus