Protomyces macrosporus

Doldenblütler-Schwielenpilz

Unger 1833
Familie: Protomycetaceae
© Wolfgang Lißner
macrosporus = großsporig

Dieser verbreitet an verschiedenen Doldenblüten-Gewächsen, in diesem Fall an Giersch (Aegopodium podagraria) vorkommende Pilz gehört zu den Wucherlingen und ist ein Ascomycet.

In der Vegetationszeit von April bis November ist er oft an seinen Wirtspflanzen anzutreffen. Er bildet keine Fruchtkörper aus, sondern führt nach Infektion der Pflanze zu schwielenförmigen Gallen derselben. Diese ca. 1 bis 2 cm langen festen Verdickungen haben Verkrümmungen und Verkrüppelung der befallenen Pflanzenstängel zur Folge. Im Inneren der länglichen, grüngelb glasigen Verformungen befinden sich im Pflanzengewebe sogenannte ascogene Zellen.

Mikrofoto: Ascogene Zellen

Die großen runden Zellen sind aber keine Ascosporen. Deshalb ist „großsporig“ für mich zur Zeit noch rätselhaft. Ich habe in der Literatur und im Web noch keine Aufklärung darüber bekommen, die nun Hermine Lotz-Winter geliefert hat:

Die sexuelle Vermehrung findet im Gewebe der infizierten Pflanze statt. Es werden dickwandige, runde Strukturen gebildet, die in verschiedenen wissenschaftlichen Arbeiten unterschiedlich benannt werden, als ascogene Zellen, Synasci oder Chlamydosporen. Oft benötigen diese Strukturen eine Ruheperiode. Sie keimen dann mit einer Blase (Vesikel), in der eine große Zahl von runden oder ellipsoiden Ascosporen produziert wird. Diese werden aus dem aufbrechenden Vesikel entlassen. Die Ascosporen keimen aus und bilden ein saprobiontisches hefeartiges, knospendes Stadium.

De Bary hat diesen Vorgang bereits 1884 illustriert (siehe unten). In meinen Mikrofotos kann man sehen, wie das Vesikel gebildet wird, und wie eine große Sporenmasse entlassen wird.

Der Erstbeschreiber der Gattung Protomyces, Unger, hat 1833 das Epithet macrosporus an die Protomyces-Art auf Aegopodium vergeben, weil die von ihm gesehenen Dauerstadien einen viel größeren Durchmesser hatten, als die eines anderen von ihm als Protomyces-Art eingestuften Parasiten auf Ranunculus repens – diese heißt dann bei Unger Protomyces microsporus. Reddy und Cramer (1975) haben aber diese Art aus der Gattung ausgeschlossen, es handelt sich dabei um einen Brandpilz der Gattung Entyloma, der auch seine Sporen – in diesem Fall sind es tatsächlich Sporen – im Gewebe des Wirts bildet.”

Abbildung links: De Bary -- 2 Mikrofotos: Hermine Lotz-Winter

Weiterführende Literatur:

  • De Bary A (1884) Vergleichende Morphologie und Biologie der Pilze Mycetozoen und Bacterien. Engelmann, Leipzig, 558 S
  • Kurtzman CP (2011) Protomyces Unger (1833) In: Kurtzman CP, Fell JW, Boekhout T (ed) The Yeasts, 5th edn. Elsevier, St. Louis, pp 725–731
  • Reddy S, Kramer CL (1975) A taxonomic revision oft he Protomycetales. Mycotaxon 3: 1–50¬
  • Unger F (1833): Die Exantheme der Pflanzen und einige mit diesen verwandte Krankheiten der Gewächse. Gerold, Wien, 422 p
  • https://jule.pflanzenbestimmung.de/protomyces-macrosporus/
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Wolfgang Lißner.
Zuletzt aktualisiert am 9. Juli 2022