Peniophora lycii

Grauer Zystidenrindenpilz

(Pers.) Höhn. & Litsch. 1907
Familie: Peniophoraceae
© Bernd Miggel
lycii = Lykius (männl. Vorname)
Peniophora lycii auf einem Eschen-Ast, hellgrau, flächig auf der Rinde gewachsen, fein rissig, Ränder grau, dem Substrat total anliegend

Beim Grauen Zystidenrindenpilz (Peniophora lycii) handelt es sich um eine der zahlreichen grauen bis violettgrauen Peniophora-Arten, unter denen sie allerdings durch besondere Mikromerkmale hervorsticht. Der Graue Zystienrindenpilz ist in der deutschsprachigen Literatur nur selten zu finden. Das ist eigentlich verwunderlich, ist dieser Saprobiont doch recht häufig und weit verbreitet und kommt gemäß Krieglsteiner 2000 auf 26 Laub- und 4 Nadelgehölzgattungen vor.

Hier auf einem Walnuss-Ast, violettlichgrau, flächig auf der Rinde gewachsen, grob rissig

Die Fruchtkörper sind sehr dünn, etwa 0,1 mm dick, wachsen auf der Substratrinde, sind grau bis violettlich-grau, breiten sich flächig aus und liegen dabei dem Substrat dicht an. Die Wuchsform ist total resupinat, d.h. die Ränder sind nie irgendwie abstehend. Bei Trockenheit ergeben sich feine bis grobe Risse. Die Unterseite der Fruchtkörper ist immer hell, nie irgendwie braun oder schwarz.

Skalpschnitt mit scharfer Rasierklinge zeigt sowohl Dendrohyphidien als auch Lamprozystiden -- Feiner Mikrotom-Schnitt: zahlreiche Verästelungen der Dendrohyphidien und Inkrustierung der Lamprozystiden

Sorgfältiges Mikroskopieren zeigt drei verschiedene Zystidenarten:

  1. Hyaline, dünnwandige Dendrohyphidien mit bäumchenartigem Apikalteil,
  2. dickwandige, inkrustierte, zylindrische bis birnenförmige Lamprozystiden, die mitunter Dendrohyphidien als „Krönchen“ tragen.
  3. schlank zylindrische bis spindelförmige Gloeozystiden, deren Inhalt in sulfoaldehydischen Substanzen, z.B. Sulfobenzaldehyd, schwärzt.
Zylindrische bis spindelförmige oder flaschenförmige Gloeozystiden in Sulfobenzaldehyd, mit schwärzendem Inhalt -- Sporen von in verdünntem Phloxin

Die Sporen sind würstchenförmig (allantoid), hyalin, dünnwandig. Gemessene Werte der ausgefallenen Sporen: L x B = 7,6 - 8,1 x 3 - 3,2 μm, Schlankheitsgrad Q = 2,5 - 2,6

Verwechslungsmöglichkeiten mit ähnlichen grauen bis violettlichgrauen Peniophora-Arten:

Der nur an Esche wachsende Eschen-Zystidenrindenpilz (Peniophora limitata) besitzt einen schwarzen Fruchtkörperrand, der sich im älteren Zustand vom Substrat ablöst. Er besitzt nur Lamprozystiden.
Der an Eiche und Rotbuche wachsende Eichen-Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina) sowie der nur an Linde wachsende Linden- Zystidenrindenpilz (Peniophora rufomarginata) sind deutlicher violett, besitzen einen ablösenden Fruchtkörperrand und eine braune bis schwarze Unterseite. Beide Arten besitzen nur Lamprozystiden.
Der Aschgraue Zystidenrindenpilz (Peniophora cinerea) wächst an Rotbuche und Hasel. Er sieht der beschriebenen Art sehr ähnlich, besitzt allerdings nur Lamprozystiden.

Weiterführende Literatur:

  • BERNICCHIA, A. (2005): Polyporaceae s.l. – Fungi Europaei Vol 12: 466 – 467
  • Eriksson, J., K. Hjortstam & L. Ryvarden (1978): The Corticicaeae of North Europe Volume 5: 949 – 952
  • Jülich, W. (1984): Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze. Kleine Kryptogamenflora Bd. IIb/1: 199
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs Bd. 1: Nr. 59.8
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 4. Januar 2025