Lichenomphalia umbellifera
Gefalteter Flechtennabeling, Heide-Hutflechte
Bei der hier vorgestellten Art handelt es sich um einen flechtenbewohnenden Nabeling, der in Symbiose mit einer Botrydina-Alge lebt. Nur bei sehr wenigen Flechtenarten handelt es sich beim Pilzpartner (Mykobiont) um einen Ständerpilz (Basidiomyzet). Zu diesen Basidiomyzeten-Flechten gehört die Heide-Hutflechte (Lichenomphalia umbellifera). Hier wird der Mykobiont durch einen kleinen Lamellenpilz mit Nabelingshabitus repräsentiert. Man findet die Heide-Hutflechte im Frühjahr in feuchten, kühlen Lagen auf bemoosten, morschen Ästen oder Stümpfen oder über saurem Gestein zwischen Moosen, kaum einmal in der Ebene, eher in montanen bis hochmontanen Lagen. Ich fand die Art regelmäßig bei Hornberg im Mittleren Schwarzwald an einem feuchten Hang aus Granitgeröll, wo die Flechtenlager (Thalli) Torfmoosstämmchen (Sphagnum) überzogen haben. Die Rote Liste der Flechten Deutschlands (2011) führt sie in der Kategorie 3 (gefährdet).
Morphologische Merkmale:
Der Fruchtkörper enthält keine Algen. Er ist bis 3 cm hoch, cremefarben bis hellbräunlich, der Hut bis 2 cm breit, dünnfleischig, meist stark gerieft, der Stiel in etwa zylindrisch und röhrig, die Lamellen stark am Stiel herablaufend und sehr entfernt stehend. Geruch und Geschmack sind praktisch nicht vorhanden. Die Sporen messen 7 – 11 × 5 – 8 µm. Basidien 1 -, 2-, oder 4-sporig.
Das grundständige Lager (Thallus) besteht aus dunkel bläulichgrünen, winzigen Kügelchen; diese Kügelchen wiederum aus Algengruppen der Gattung Botrydina, umgeben von einem Hyphenmantel des Pilzpartners. Beim Fund überziehen sie dichtgedrängt die Stängel von Torfmoos. Die nachfolgende Collage zeigt, wie die Algenkügelchen (es sind mehrere Algenzellen pro Kügelchen) von Pilzhyphen zusammengehalten und umsponnen werden. Gefärbt wurde mit Baumwollblau-Lactophenol, welches nur die Pilzhyphen anfärbt.
Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Lichenomphlia-Arten:
Muschel-Hutflechte (Lichenomphalia hudsoniana): Fruchtkörper bis 3 cm hoch. Stiel anfangs leicht lila, dann weißlich, Hut cremefarben bis leicht bräunlichgelb, bis 1,5 cm breit, Lamellen kaum herablaufend. Thallus aus rundlichen bis muschelförmigen, flachen bis randlich aufgebogenen Schuppen.
Alpen-Hutflechte (Lichenomphalia alpina): Hut zitronengelb, tief gelb bis orange. Thallus aus dichtstehenden dunkelgrünen Kügelchen („Botrydina“).
Samtige Hutflechte (Lichenomphalia velutina): Hut dunkelbraun, zuletzt graubraun. Thallus aus dichtstehenden dunkelgrünen Kügelchen („Botrydina“).
Weiterführende Literatur:
- LUDWIG, E. (2001): Pilzkompendium Bd. 1: Nr. 55.13
- WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 818 - 820
- Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands
- WIRTH, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 701 - 703
- https://italic.units.it/index.php?procedure=taxonpage&num=1364
- http://www.lichensmaritimes.org/index.php?task=fiche&lichen=480&lang=en
- http://tintling.com/pilzbuch/arten/l/Lichenomphalia_umbellifera.html