Lanzia echinophila

Kastanienschalenbecherling

(Bull.) Korf 1982
Familie: Rutstroemiaceae
© Dieter Gewalt
echinophila = Stacheln liebend

Schon der deutsche Artname deutet auf die besondere Substratbindung dieses Ascomyzeten hin. Er hat sich auf vorjährige, feucht liegende Fruchtschalen der Esskastanie spezialisiert. Sein wissenschaftlicher Name erscheint dagegen etwas irreführend gewählt, denn das griechische Wort echinos bedeutet Igel, und an diesen sympathischen Tieren wird man unseren Pilz vergeblich suchen. Auch wenn man echinophila als „Stacheln liebend“ interpretiert, trifft das nicht den Kern der Wahrheit. Mag sein, dass sich ein Fruchtkörperchen schon mal auf die stachelige Außenseite der Cupulen verirrt, doch für gewöhnlich erscheinen sie an den glatten Innenseiten. Die braunen, 2 bis 10 mm großen, reif meist scheibenförmigen Becherchen sind kurz gestielt, doch wie das Foto zeigt, kann die Stiellänge sogar das Doppelte des Hutdurchmessers erreichen.

Die Fundpunkte im Verbreitungsatlas lassen auf eine seltene Art schließen, aber auch diese Schlussfolgerung muss relativiert werden. Wo es Esskastanien gibt, wird man die Pilzchen oft nicht vergeblich suchen. Es ist der Baum, den man bei uns nur selten sieht. Dort, wo es Esskastanien gibt, habe ich zur richtigen Zeit (August bis Oktober) bei ausreichender Feuchtigkeit und gründlicher Nachsuche auch die kleinen Ascomyzeten entdeckt, bisweilen sogar massenhaft. An Rosskastanien gehen sie nicht.

Lanzia echinophila ist nicht der einzige Pilz, der sich auf dieses Substrat spezialisiert hat. Auf dem Foto erkennt man eine Vielzahl kleiner weißer Flecke, das Esskastanienschalen-Haarbecherchen Arachnopeziza aranea, dessen bis zu 0,3 mm groß werdende Apothecien meist einem spinnwebartigen Subikulum aufsitzen.

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 7. August 2020