Lactarius deterrimus
Fichtenreizker
Sein Name deutet es schon an: Der Fichtenreizker Lactarius deterrimus ist ein an Fichte gebundener Mykorrhizapilz, der bis in den Spätherbst hinein zu finden ist. In den Weißtannen-Fichten-Mischwäldern des Nordschwarzwaldes musste man die Fichtenbestände bisher geradezu nach ihm absuchen, im Jahr 2021 hingegen war er nahezu flächendeckend vorhanden. Ob darin ein Trend zu sehen ist, wird sich zeigen.
Seine Kennzeichen sind: trüb orange Farbe, reife Fruchtkörper stets mit grünlichen Bereichen, ein fast ungezonter Hut; glatter Stiel ohne Grübchen, jedoch manchmal schwach gefleckt; orangefarbige, sich langsam weinrot verfärbende Milch, und ein verzögert bitterlicher, dann schärflicher und im Hals kratzender Geschmack.
Die Verfärbung des angeschnittenen Fleisches und der Milch ist bei dieser Art bestimmungsrelevant. Erst nach 10 Minuten beginnt eine Umfärbung von orange nach weinrot, die nach einer halben Stunde abgeschlossen ist (siehe nachfolgende Abbildung).
Mikroskopische Merkmale:
Die Sporen sind ellipsoid bis lang ellipsoid, die Ornamentation warzig-gratig-teilnetzig, mit relativ wenigen isolierten Warzen. Warzen und Grate bis 0,8 (max. 0,9) µm hoch und stark amyloid. Der Hilarfleck ist nicht amyloid. Hochgerechnete Mittelwerte (basierend auf 25 repräsentativen Sporen, bei 95-prozentigem Vertrauensintervall): Lav x Bav = 9,2-9,5 x 6,9-7,2 µm, Qav = 1,30-1,36, Vav = 231-254 µm3 mit L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad = L/B, V Volumen, av Average (Mittelwert).
Die Lamellenschneide ist nahezu steril, d.h. die Basidien befinden sich fast ausschließlich an der Lamellenfläche. Sie sind schlankkeulig und besitzen vier Sterigmen.
Untersucht man die Lamellenschneide auf das Vorhandensein von Cheilozystiden, so findet man nur sehr wenige. Größe und Form wie in folgendem Bild:
Sucht man hingegen die Lamellenfläche nach Pleurozystiden ab, so scheinen diese noch wesentlich spärlicher zu sein. Die Lactiferen sind unseptierte Hyphen, die den Milchsaft enthalten und sich in Sulfovanillin schwarz verfärben.
Bei der Bestimmung von Milchlingen spielt die Huthautstruktur eine wichtige Rolle. Beim Fichtenreizker handelt es sich um eine Ixokutis, d.h. eine Schicht liegender Hyphen, die in dicken Schleim eingebettet ist. Um den Schleim sichtbar zu machen, hat sich folgende Methode bewährt: Ein maximal 30 µm dicker Mikrotom- oder Handschnitt wird in Tannin gebeizt, dann in Eisen-3-Chlorid gefärbt, schließlich in Toluidinblau umgefärbt. Hier das Ergebnis eines Handschnittes:
Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart), TUF (Universität Tartu, Estland)
Wichtig zu wissen: Der Fichtenreizker wurde erstmalig 1968 von F. Gröger gültig beschrieben. Erst seine Arbeit schaffte Klarheit in den Abgrenzungen der bei uns fünf häufigsten Reizkerarten (L. deliciosus, L. deterrimus, L. sanguifluus, L. semisanguifluus, L. salmonicolor).
Weiterführende Literatur:
- GRÖGER, F. (1968): Zur Kenntnis von Lactarius semisanguifluus Heim et Leclair. – Westf. Pilzbr. Bd. 7 Heft 2 (1968/1969): 3-12
- REIL, P. (1992): Schlüssel für die rotmilchenden Reizker, Gattung Lactarius, Sektion Dapetes. Südwestdeutsche Pilzrundschau, 1992, Heft 1: 2-7
- https://de.wikipedia.org/wiki/Fichten-Reizker
- http://tintling.com/pilzbuch/arten/l/Lactarius_deterrimus.html
- https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42361.msg312092#msg312092