Lactarius salmonicolor

Lachsreizker

R. Heim & Leclair 1953
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
salmonicolor = lachsfarben
Drei Fruchtkörper zwischen Blaubeeren, Sauerklee, Glänzendem Etagenmoos unter Weißtannen

Der Lachsreizker ist eine der sechs häufigsten Reizkerarten Deutschlands. Ich finde ihn fast in jedem Jahr im Nordschwarzwald zu Hunderten bei Weißtannen auf saurem Boden. Die Art geht eine Mykorrhiza nur mit Weißtannen ein.

Er ist meist leicht am Fundort erkennbar durch folgende Merkmale:
schön lachsorange Fruchtkörperfarbe, höchstens im Alter mit grünlichen Bereichen,
schwach gezonter Hut
Stiel mit großen, farbintensiveren Gruben
orangefarbige, sich langsam weinrot verfärbende Milch
schärflich-bitterlicher und adstringierender Geschmack des Fleisches und der isolierten Milch

Bei einem derartigen Massenvorkommen kann man sehr gut die Variationsbreite der makroskopischen Fruchtkörpermerkmale studieren. Die Hüte besitzen Durchmesser bis zu 150 mm, sind bei feuchter Witterung klebrig bis schleimig, in der Farbe von ganz hell orange über schön lachfarben bis dunkel orange, die stets dunklere Zonierung reicht von kaum erkennbar bis stark ausgeprägt. Sehr viele Fruchtkörper waren überreif und zeigten an einigen Stellen des Hutes oftmals grünliche Farbtöne.

Die Lamellen sind kaum einmal gegabelt, jedoch stark mit Lamelletten untermischt. Die Schneide ist ganzrandig und heller als die Fläche. Die Stiele sind meist hell orange und besitzen fast stets deutliche, große, farbintensivere Gruben. Das Fleisch ist eigentlich weiß, verfärbt sich durch die Milch aber sehr schnell orange. Geschnittenes Fleisch oder isolierte Milch verfärbt sich allmählich dunkler weinrot. Die Stiele sind nur bei jungen Fruchtkörpern vollfleischig und werden im Verlauf des Wachstums hohl.

Mikromerkmale: Die Basidien sind meist schlankkeulig oder zylindrisch und besitzen nach meinen Beobachtungen vier Sterigmen. Die Lamellenschneide ist steril, besitzt also keine Basidien. Die Cheilozystiden (echte Zystiden an der Lamellenschneide) sind unterschiedlich geformt, meist irgendwie spindelförmig, gerne mit aufgesetztem Köpfchen. Die Pleurozystiden (echte Zystiden an der Lamellenfläche) sind meist spindelförmig und fast doppelt so lang wie die Cheilozystiden.

Quetschpräparate in NH3-Kongorot / Foto links: Basidien -- Mitte: Lamellenschneide mit Cheilozystiden -- rechts: Lamellenfläche mit Pleurozystiden

Die Sporen sind ellipsoid bis lang ellipsoid und besitzen bis 0,9 µm (max 1,0 µm) hohe, stark amyloide Ormanente. Die Ornamente sind warzig-gratig-teilnetzig-netzig, wobei mur wenige Warzen isoliert, die meisten jedoch zusammenfließen oder über Grate verbunden sind. Der Hilarfleck (Bereich direkt unterhalb des Appendix) ist nur am entfernten Ende amyloid. Für die Maße habe ich 23 repräsentative Sporen mit 95-prozentigem Vertrauensintervall hochgerechnet. Die Mittelwerte (Index av) ergeben sich wie folgt (L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad = L / B, V Volumen): Lav x Bav = 9,8-10,3 x 7,7-8,0 µm Qav = 1,24-1,30 Vav = 310-350 µm3

Sporen in Melzers Reagenz: die Spore oben links zeigt, dass der Hilarfleck nur am entfernten Ende amyloid ist
Verwechslungsmöglichkeit mit anderen Reizkerarten:

Der Fichtenreizker Lactarius deterrimus wächst bei Fichten, der Hut weist neben Orange oft Grüntöne auf, der Stiel hat keine Gruben.
Der Spangrüne Kiefernreizker Lactarius semisanguifluus wächst bei Kiefern, der Hut weist neben orange oft typisch blaugrüne Farbtöne auf, die Milch schlägt schon nach 3-5 Minuten von Orange nach Weinrot um.
Der Weinrote Kiefernreizker Lactarius sanguifluus wächst bei Kiefern, die Lamellen sind ehrer wein- bis braunrot mit Violettstich, die Milch ist bereits beim Austreten weinrot.
Der Edelreizker Lactarius deliciosus wächst bei Kiefern, Milch und Fleisch schmecken mild, die orangefarben austretende Milch bleibt stundenlang unverändert und wird nach Stunden grünlich.
Der Braune Kiefernreizker Lactarius quieticolor ist bei uns eher selten. Er wächst bei Kiefern auf sauren Böden. Der Hut ist graubraun bis zimtbraun gefärbt (ähnlich Lactarius quietus). Meinen bisher einzigen Fund machte ich unter einer Waldkiefer auf oberflächenversauertem Boden über Muschelkalk. Seine orangefarbene Milch blieb dabei über Stunden unverändert, vergleichbar mit Lactarius deliciosus.

Weiterführende Literatur:

  • BASSO, M.T. (1999): Lactarius Pers. Fungi Europaei 7: 282-287
  • CLÉMENÇON, H. (2009): Methods for Working with Macrofungi. Laboratory, Cultivation and Preparation of Larger Fungi for Light Microscopy
  • DÄHNKE, R.M. (1993): 1200 Pilze in Farbfotos: 950-951
  • MICHAEL, E., HENNIG, B. KREISEL, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V: Nr. 22
  • REIL, P. (1992): Schlüssel für die rotmilchenden Reizker, Gattung Lactarius, Sektion Dapetes. Südwestdeutsche Pilzrundschau, 1992, Heft 1: 2-7
  • VERBEKEN A. et al. (2018): Lactarius Per. In: Flora Agaricina Neerlandica, Volume 7: 295-296
  • https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42171.msg310870#msg310870
  • http://tintling.com/pilzbuch/arten/l/Lactarius_salmonicolor.html
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 14. Oktober 2021