Lactarius controversus

Rosascheckiger Milchling

Pers. 1800
Familie: Russulaceae
© Dieter Gewalt
controversus = strittig

Noch zur Jahrtausendwende hätte man den Rosascheckigen Milchling als Rarität bezeichnen können. Diese Einschätzung muss inzwischen revidiert werden. Zumindest im Rhein-Main-Gebiet ist die Art immer mal wieder anzutreffen, ohne jedoch wirklich häufig zu sein. Unerfahrene Pilzfreunde könnten ihn mit dem Wolligen Milchling Lactarius vellereus (auch Erdschieber genannt) verwechseln, mit dem er den kompakten, kurzstieligen Habitus, die brennend scharfe, weiße Milch und die Eigenschaft, Bodenpartikel aus dem Substrat zu heben, gemeinsam hat. Während dieser in mesophilen Buchen- und Fichtenwäldern wächst, ist der Rosascheckige Milchling ein obligatorischer Pappel- und Weidenbegleiter und eher in auwaldartigen Biotopen sowie außerhalb des Waldes anzutreffen.

Kennzeichnend für Lactarius controversus sind die mehr oder weniger deutlich rosafarbenen Flecken auf der klebrigen bis schmierigen Huthaut, die beim Erdschieber trocken und rein weiß ist. Die Flecken können als kaum wahrnehmbarer Hauch vorhanden sein, gänzlich fehlen, oder wie auf dem obigen Foto sehr intensiv und ausgedehnt sein.

25.10.2020 im Steinberger Wald bei Dietzenbach: ein nie zuvor gesehenes Massenvorkommen des Rosascheckigen Milchlings

Es war mein persönliches Highlight einer pilzkundlichen Wanderung in der Umgebung von Dietzenbach und eigentlich ein Glücksfall, es überhaupt betreten zu haben. In einem kleinen sehr deutlich vom übrigen Wald unterschiedenen Biotop mit Pappeln waren die Milchlinge so unter Herbstlaub verborgen, dass wir sie fast nicht bemerkt hätten. Das linke Foto konnte erst entstehen, nachdem wir die zum Teil ineinander verknäuelten Fruchtkörper des Hexenrings vom Laub befreit hatten. Sie waren auffallend groß und zeigten schon ohne die Lamellen angeritzt zu haben weiße Milchtropfen. Manche hatten Hutdurchmesser von mehr als 25 cm und knubbelige dicke Stiele. Die Bestimmung bereitete keine Probleme, denn Lactarius controversus ist eine leicht kenntliche Art und die Pappel wird meist als obligatorischer Mykorrhizapartner angegeben. Wir entdeckten bald einen zweiten Hexenring und zahlreiche verstreut wachsende Einzelfruchtkörper und Grüppchen. Allein das im rechten Foto gezeigte Büschel bestand aus 9 Pilzen, alles in allem dürfte das Vorkommen bei 300 - 400 gelegen haben.

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 7. August 2020