Boletus erythropus
Flockenstieliger Hexenröhrling
Von Farben oder Farbveränderungen auf Giftig- oder Essbarkeit zu schließen ist nichts weiter als ein Vorurteil. Von solchen unbegründeten Verdächtigungen sind vor allem die Hexenröhrlinge betroffen. Dass ihr blaues Anlaufen in früheren Jahrhunderten für Hexenwerk gehalten wurde, ist verständlich, aber in der aufgeklärten Gegenwart sollten wir uns von solchen Vorstellungen verabschieden. Kenner wissen es schon lange: der Flockenstielige Hexenröhrling ist ein ausgezeichneter Speisepilz und wer ihn schon mal in der Pfanne hatte, weiß auch, dass die nicht gerade sympathische Verfärbung bei der Zubereitung wieder verschwindet. Auch dass er mit dem angeblich so giftigen Satansröhrling verwechselt werden könnte, ist bei genauer Betrachtung kaum vorstellbar. Der Satansröhrling hat zwar ebenfalls rote Poren und Rottöne am Stiel, aber sein Hut ist kalk- bis grauweiß, und er ist so selten, dass ihn die allermeisten Pilzfreunde nie im Leben in der Natur zu sehen bekommen.
Der Flockenstielige Hexenröhrling ähnelt in seiner Gestalt, jedoch nicht in den Farben, dem Steinpilz und ist diesem im Geschmackswert mindestens ebenbürtig. Nicht zuletzt zeichnet er sich auch durch meist madenfreies Fleisch aus, was man vom Steinpilz nicht unbedingt behaupten kann. Die wichtigsten Merkmale des stattlichen Pilzes sind sein dunkelbrauner Hut, der meist recht dicke, mit kleinen roten Punkten oder Flöckchen besetzte Stiel, die roten Röhrenmündungen und der gelbe Röhrenboden. Das gelbe Fleisch verfärbt sich im Anschnitt schnell schwarzblau, die gleiche Verfärbung zeigt die Röhrenschicht auf Druck.
Verwechselt werden könnte er am ehesten mit dem ebenfalls essbaren und gleichwertigen Netzstieligen Hexenröhrling, der anstelle der punktförmigen Flöckchen eine deutliche Netzzeichnung am Stiel hat. Da dieser kalkhaltige Böden benötigt, ist er in den Wäldern des Rhein-Main-Gebiets sehr selten, aber auf anthropogen beeinflussten Böden, wie sie in bebauten Arealen, Gärten, Parkanlagen, Friedhöfen etc. zu finden sind, durchaus häufig.
Flockenstielige Hexenröhrlinge erscheinen oft schon im Frühjahr (Mai) und in mehreren Schüben bis in den Spätherbst. Bevorzugte Begleitbäume und Mykorrhizapartner sind Buche und Fichte.
Die früher als Hexenwerk interpretierte Blauverfärbung des Fleisches ist auf die Reaktion eines völlig harmlosen Inhaltsstoffes (Variegatsäure) mit dem Sauerstoff der Luft zurückzuführen.
Die Vielzahl der deutschen Artnamen ist enorm und wer weiß schon, in welchem hintersten Winkel der Republik er Rotstrumpferter oder Kohlmucker genannt wird. Die unübersehbare Flut von Umbenennungen in der wissenschaftlichen Taxonomie ist nicht nur lästig, man fragt sich auch, ob sie wirklich nötig und sinnvoll ist. Hätte es nicht genügt, eine für erforderlich gehaltene Neuordnung auf der Ebene von Untergattungen oder Sektionen zu wählen, als immer neue Gattungen mit fantasielosen Namen zu kreieren? Die nachfolgenden Synonymielisten mit deutschen und wissenschaftlichen Namen stammen von 123pilze:
Flockenstieliger Hexenröhrling, Flocki, Zigeuner, Hexenpilz, Donnerpilz, Zweifarbiger Hexenröhrling, Wacholderpilz, Gauklerpilz, Tannenpilz, Ross-Dobernigl, Judenschwamm, Schusterpilz, Frauenpilz, Gelbling, Judenpilz, Samtkappe, Kohlmucker, Mohrenhäuptchen, Saupilz, Schuppenstieliger Hexenröhrling, Tannen-röhrling, Tannenschächer, Tannkappe, Teufelspilz, Zigeunerpilz, Blaupilz, Rotstrumpferter, Tanntschachel
Neoboletus erythropus, Boletus luridiformis, Boletus lridiformis var. discolo, Boletus queletii var. discolo, Boletus luridus var. erythropus, Dictyopus erythropus, Suillus erythropus, Tubiporus erythropus, Boletus erythropus var. cedretorum, Boletus erythropus subsp. rubens, Boletus erythropus f. compactus, Boletus erythropus f. vetustus Boletus erythropus var. novoguineensis, Boletus erythropus var. rubropileus, Boletus luridiformis var rubropileus, Boletus luridiformis var. immutatus, Boletus immutatus, Boletus erythropus var. immutatus