Inonotus cuticularis

Flacher Schillerporling

(Bull.) P. Karst. 1880
Familie: Hymenochaetaceae
© Dieter Gewalt
cuticularis = dünnhäutig
09.10.2018 an Buche in einem Wald bei Dietzenbach (TK 5918.4.3)

So flach wie der deutsche Name vermuten lässt, ist er oft gar nicht, der “Flache Schillerporling”. Selbst Karin Montag (Herausgeberin der Pilzzeitschrift “Der Tintling”), der man eigentlich voll vertrauen kann, beschreibt seine Fruchtkörper als “flach konsolen- bis fächerförmig”, fügt ihrem Text aber eine Abbildung bei, auf der unser Pilz alles andere als flach erscheint:

Foto: Karin Montag

Er wächst konsolenartig, oft zu mehreren oder vielen dachziegelig übereinander an Stämmen von Laubbäumen, vorzugsweise an Buchen. Mir ist aufgefallen, dass er sich gern in Stammwunden ansiedelt, so wie auf den Fotos ganz oben zu sehen ist. Seine filzige Oberseite ist jung gelblich- bis rostbraun, im Alter verkahlend und dunkler, die feinen, etwas eckigen Poren sind jung hell gelblich bis gelbbraun, später rostbraun und schillern im Licht, wenn man den Pilz dreht oder den Betrachtungswinkel verändert. An diesem Merkmal sind alle Schillerporlinge gut zu erkennen, aber einige Arten der Gattung (in Mitteleuropa ca. 10) sind untereinander leicht verwechselbar, sodass gegebenenfalls mikroskopiert werden muss. Hier fallen die leicht auffindbaren dunklen ankerförmigen Seten in der Huthaut auf, an denen der Flache Schillerporling immer sicher zu erkennen ist.

von links nach rechts: 1. Poren -- 2. ankerförmige Sete -- 3. Sporen (6,5 - 7 X 4,5 - 5,5 µm (3 Fotos von Frank Kaster)

Auf dem Porenfoto (stark vergrößert) sind feinste Härchen zu erkennen. Frank Kaster vermutet, dass diese für das Schillern des Hymeniums verantwortlich sein könnten.

Inonotus cuticularis ist ein Wund- oder Schwächeparasit, der im Holz eine Weißfäule erzeugt. Er kann nach dem Absterben seines Wirts noch einige Jahre lang saprobiontisch weiter wachsen, bildet aber nur einjährige Fruchtkörper. In der Rhein-Main-Ebene scheint er gar nicht so selten zu sein, was auch die Online-Kartierung der DGfM für Hessen deutlich zeigt.

Nach dem Überwintern und auch am Exsikkat verliert die Hutoberseite oft ihre bräunliche Farbe und auch das Schillern der Porenschicht lässt nach. Mit der Lupe sind dann kaum noch die feinen Härchen an den Poren zu erkennen

An dieser Stelle noch eine Anmerkung zu Breitenbach/Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 2 Nr. 301: Die Verfasser nennen als Wirtsbäume Ahorn, Edelkastanie, Eiche und Ulme, nicht aber die Buche. Der Flache Schillerporling mag ausnahmsweise an den genannten Baumarten vorkommen, doch findet er sich ganz überwiegend an Buche. So stammen meine Funde fast ausnahmslos von diesem Wirt, im Frankfurter Stadtwald auch an Ahorn.

Ganz junge Fruchtkörper
15.07.2020 Bremenbuschschneise bei Neu-Isenburg TK 5918.3.2

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 9. September 2022