Verpa bohemica

Böhmische Verpel

(Krombh.) J. Schröt. 1893
Familie: Morchellaceae
© Dieter Gewalt
Pseudonym: Ptychoverpa bohemica
bohemica = böhmisch
(Foto: Norbert Kühnberger)

Verpeln sind mit Morcheln verwandt und können mit diesen verwechselt werden. Die beiden Gattungen sind leicht auseinanderzuhalten. Bei den Verpeln ist nur der oberste Teil des Kopfes am Stiel befestigt, der Rest hängt, um es anschaulich zu formulieren, frei herab. Bei Morcheln ist der ganze Kopfteil am Stiel angewachsen, mit einer Ausnahme! Bei der Käppchenmorchel Morchella gigas (neuer Name: Morchella semilibera) ist der Hut zu einem Drittel bis zur Hälfte am Stiel angewachsen. Sie wird daher auch Halbfreie Morchel genannt.

Die Böhmische Verpel wird auch Runzelverpel geannt, und dieser Name weist auf ein Merkmal hin, das ihn auf den ersten Blick unterscheidbar macht. Die Käppchenmorchel hat einen gekammerten Hut, bei dem die Kammern oft senkrecht durchgehend oder mehrfach geteilt sind. Die Böhmische oder Runzelverpel ist nicht gekammert sondern variabel gerunzelt, wobei die Runzeln rippenartig, wellig, verbogen oder ineinander verschlungen sein können oder wie aufgequollen aussehen. In der Größe sind beide nahezu gleich.

Die Böhmische Verpel kann bis zu 15 cm hoch werden, oder auch nur 5 oder 6 cm erreichen. Die Außenseite ist heller oder dunkler bräunlich, die Innenseite weißlich oder grau. Die 1 bis 2,5 cm dicken ockerfarbenen Stiele sind jung ausgestopft, später hohl. Der ganze Pilz ist sehr zerbrechlich (brüchiges Fleisch). Das Sporenpulver ist cremefarben.

2 Fotos: Alexander Reichert (Foto rechts: 2-sporiger Ascus und Paraphysen)

Mikroskopisch ist die Böhmische Verpel durch ihre riesengroßen Sporen von Morcheln und der Fingerhutverpel Verpa conica deutlich unterschieden. Sie messen 50 – 90 x 15 – 22 µm (Länge x Breite), während die der anderen eine Länge von 25 µm kaum überschreiten. Noch auffälliger: die Schläuche von Verpa bohemica enthalten nur 2 Sporen (!), die der anderen wie bei den allermeisten Ascomyzeten dagegen 8.

Die Böhmische Morchel gilt als selten und ist von März bis Juni in auwaldartigen Biotopen, lichten Laubwäldern oder auch zusammen mit Spitzmorcheln (Morchella conica) auf Flächen mit Rindenmulch zu finden. Sie scheint kalkhaltige Böden zu bevorzugen.

Weiterführende Literatur:

  • Breitenbach & Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 1, Nr. 9
  • Ewald Gerhardt: Der große BLV-Pilzführer für unterwegs, Seite 626
  • Ryman/Holmåsen: Pilze, Seite 609
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 23. April 2025