Russula putida

„Welker Stinktäubling“

Sarnari 1998
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
putida = welk, modrig
August 2017 im Schonwald Römerberg bei Keltern-Dietlingen (Baden-Württemberg): 2 Fotos von Sven Kögel

Die hier abgebildete Aufsammlung wurde zunächst als Stinktäubling Russula foetens bestimmt. Im Schonwald Römerberg bei Keltern-Dietlingen, einem Niederwald auf Kalklehm, fanden wir im Halbschatten auf trockenem Boden im Wegrandbereich zwei Exemplare mit 8,5 und 10 cm Hutdurchmesser. Begleitgehölze waren Eichen, Hainbuchen, Rotbuchen, Waldkiefern, Elsbeerbäume, Feldahorn, Liguster und Weißdorn. Nach einer DNA-Analyse war jedoch klar, dass es Russula putida sein musste. Es könnte sich um einen Erstfund für Deutschland handeln. Beide Arten sind optisch kaum zu unterscheiden.

Der Hut des Pilzes ist glatt, glänzend und klebrig, die Farbe hell graubraun. Das jüngere Exemplar unseres Fundes war nahezu halbkugelig und nur am Rand gerieft, das ältere breit ausgebreitet und bis zur Hälfte des Radius höckerig gerieft. Die Huthaut ist zu einem Viertel des Radius abziehbar. Die Lamellen sind brüchig, blass, im Alter braunfleckig, am Stiel schmal angeheftet, bis 9 mm breit, in Stielnähe vielfach gegabelt, kaum untermischt, dichtstehend, am Grunde queradrig verbunden. Die Schneiden sind ganzrandig und wie die Fläche gefärbt. Der Stiel ist zylindrisch, stabil, weißlich, längsadrig, an der Basis etwas bräunend. Das Fleisch ist hart, cremefarben, im Stiel sehr fest, das Stielinnere gekammert. Der Geruch entspricht dem eines typischen Stinktäublings, also süßlich-ölig, der Geschmack ist annähernd so, wie er riecht, dann zusätzlich sehr scharf.
Die Farbe des frisch ausgefallenen Sporenpulvers ist hell creme, etwa IIb nach der Farbtafel in MARXMÜLLER 2014.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
süßlich-ölig + sehr scharf hell creme zur Hälfte hell rosa

Makrochemische Farbreaktionen: mit FeSO4 rosa, mit Guajaktinktur ist die Reaktion unmittelbar nach dem Auftragen stark, mit KOH 20% keine Verfärbung. Keine Verfärbung am Trockenbeleg.

Mikroskopische Merkmale:
Sporen subglobos bis breitellipsoid, derb isoliert stachelig, Stacheln stumpf konisch, bis 1,2 µm hoch, ab und zu zusammenfließend, einige durch dünne Linien verbunden, Hilarfleck meist 2 x 2,5 µm, sehr schwach amyloid. Maße (Länge x Breite): 7,9 - 8,7 - 9,6 x 6,5 - 7,3 - 8,0 µm; Schlankheitsgrad: 1,18 - 1,22, Volumen: 232 - 255 µm³.

Sporen (Foto: Bernd Miggel)

Subcutis (untere Hautschicht) mit zahlreichen, in Sulvovanillin gut anfärbbaren, 3,5 - 4,5 µm breiten Laticiferen (Hyphen mit Milchsaft). Epicutis (Hutdeckschicht) aus Haaren und Dermatozystiden bestehend. Haare schlank, meist zylindrisch, 1,5 - 2,5 µm breit, Endglied um die 15 - 30 µm lang, teilweise gewellt, mit abgerundetem, teils verschmälertem Ende, vielfach verzweigt. Pileozystiden in Sulvobenzaldehyd anfärbbar, dagegen nicht in Sulvovanillin, spindel- bis keulenförmig, terminal verschmälert, dort oft mit Köpfchen, breiteste Stelle 3 - 6 µm breit, meist mit keiner oder nur einer Septe.

Ähnliche Täublinge:
Der Stinktäubling Russula foetens ist von R. putida makroskopisch kaum unterscheidbar. R. foetens besitzt die größeren Fruchtkörper und völlig isoliert stachelige Sporen. Ein prägnanter Unterschied besteht in der DNA, die nur zu 96 Prozent übereinstimmt.
Der Gilbende Stinktäubling Russula subfoetens hat schlankere Sporen und das Fleisch reagiert mit KOH meist (jedoch nicht immer) stark gelb. Nach Schwöbel (1974) ist auch der Geruch ein abweichender; er besitzt nämlich eine obstartige Beikomponente.

Weiterführende Literatur:

  • PIEROTTI, A. (2004): Il genere Russula Pers. 1797. In provincia di Livorno (Toscana, Italia, 1. Russula putida Sarnari 1998
  • SARNARI, M. (1998, 2005): Monografia illustrata del Genere Russula in Europa: 408-409, 425 - 428. In Mycol. Monten. 2004 VII: Seite 119 – 125
  • SCHWÖBEL, H. (1974): Die Täublinge: Beiträge zu ihrer Kenntnis und Verbreitung (III). in: Z. Pilzkd. 40 (1974): Seite 145 - 158
  • https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=51312.new#new
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 12. April 2025