Russula nympharum
„Jungfern-Täubling“
Diese offenbar sehr seltene Täublingsart ist makroskopisch kaum vom ebenfalls nicht gerade häufigen Gefleckten Täubling Russula maculata zu unterscheiden. In der DGfM-Verbreitungskarte sind noch keine Funde für Deutschland aufgeführt und die Spezies ist daher auch nicht in der Roten Liste der Pilze Deutschlands von 2016 enthalten. Gefunden wurde er Mitte August 2017 in einem Waldrandbereich bei Pforzheim in 355 m Höhe auf einem aus älterem Lößlehm bestehenden Boden. Begleitbäume waren Eichen, Rot- und Hainbuchen, Waldkiefern und Feldahorn. Es könnte sich um einen Erstfund für Deutschland handeln.
Der Hut ist anfangs flach mit leicht vertiefter Mitte und abgerundetem Rand, reif ausgebreitet und nach oben gebogen, bis 10 cm breit. Die Oberfläche ist glänzend, klebrig, etwas körnig, jung cremefarben mit hell orangeroten Zonen, reif orange bis rotorange, die Hutmitte cremefarben mit kleinen, orangebraunen Flecken. Die Huthaut ist am Rand zu etwa einem Viertel des Radius abziehbar, darunter rosa, Hutrand auf 1 cm Länge gerieft. Die Lamellen sind brüchig, anfangs buttergelblich, später dottergelb, am Stiel schmal angeheftet, am Hutrand gerundet, bis 10 mm breit, nur wenige gegabelt, nicht mit kürzeren untermischt, dichtstehend, in reifem Stadium am äußersten Rand ca. 8 - 10 pro cm. Schneiden ganzrandig, mit der Fläche gleichfarben. Der Stiel misst bis zu 8,5 x 3 cm. Er ist zylindrisch, stabil, weiß, gilbend bis bräunend, längsaderig. Das Fleisch ist fest, weiß, im Hut normal dick, im Stiel sehr fest, das Stielinnere ist voll, reif etwas ausgestopft erscheinend. Der Geruch beim Durchschneiden fruchtig und nach Zedernholz, der Geschmack sehr scharf. Die Sporenpulverfarbe ist ein mittleres Gelb (nach der Tabelle in Marxmüller 2014 Ivd).
Geschmack | Sporenpulver | Abziehbarkeit der Huthaut | Chemische Reaktion mit FeSO4 | ||
---|---|---|---|---|---|
sehr scharf | gelblich | etwa 1/4 | sehr schwach rosa |
Farbreaktionen: mit FeSO4 sehr schwach rosa, mit Guajak rapide, aber nur von mittlerer Intensität. Die Farbe des Trockenbelegs ist gegenüber dem frischen Fruchtkörper unverändert.
Mikroskopische Merkmale:
Die Sporen sind breitellipsoid, stumpfwarzig-gratig, einige der Warzen isoliert, andere miteinander verschmolzen oder durch kurze oder längere, derbe Grate miteinander verbunden, vielfach existieren nur Verbindungslinien, wobei auch offene oder geschlossene Maschen gebildet werden, Warzen oder Grate meist 0,4 - 0,6 µm, max. bis 0,7 µm hoch, stark amyloid, Hilarfleck 2 – 3 µm breit, deutlich amyloid.
Messwerte: Länge x Breite 8,3 - 9,3 - 10,3 x 6,9 - 8,0 -9,0 µm; Schlankheitsgrad: 1,15 - 1,19
Die Epicutis (Huthaut) besteht aus Haaren und Pileozystiden. Die Haare sind schlank, meist zylindrisch, 1,5 - 2,5 µm breit, um die 10 - 30 µm lang, teilweise gewellt oder geschlängelt, mit abgerundetem, teils verschmälertem, mitunter kopfigem Ende, selten verzweigt; Pileozystiden zahlreich, zylindrisch bis keulig, 1- bis 3-mal septiert, an den breitesten Stellen bis 10 µm dick, in Sulvovanillin stark schwärzend.
Russula nympharum im Vergleich zu Russula maculata:
Folgt man Adamcik et al. (2016) sind beide Arten makroskopisch nicht unterscheidbar, mikroskopisch dagegen sehr wohl. Die Sporen sind in der Größe zwar vergleichbar, jedoch ist die Ornamentation bei Russula nympharum nur bis 0,6 µm hoch, während sie beim Gefleckten Täublung Russula maculata 1 - 1,25 µm erreicht. Die nahe am Hutrand gemessenen Pileozystiden besitzen bei Russula nympharum eine maximale Breite von bis zu 10 µm, bei R. maculata nur ca. 6 µm. Der hier beschriebene Fund passt also mit einer Sporen-Ornamenthöhe von 0,4 - 0,6 µm und einer maximalen Pileozystidenbreite von 10 µm eindeutig zu Russula nympharum. Deutliche Unterschiede sind auch in der DNA vorhanden.
Weiterführende Literatur:
- ADAMCIK, S. et al. (2016): A molecular analysis reveals hidden species diversity within the current concept of Russula maculata (Russulaceae, Basidiomycota). in: Phytotaxa 270 (2): 071 - 088 (2016)
- EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 87
- MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones Bd. II: 646 - 649
- KORNERUP, A. & WANSCHER, J.H. (1961): Taschenlexikon der Farben
- SARNARI, M. (1998, 2005): Monografia illustrata del Genere Russula in Europa, Tomo Primo: 695 - 699
- https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=51322.msg374377#msg374377