Russula laccata

Lackierter Täubling

Huijsman 1955
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
laccata = lackiert
2 Fotos: Alexander Reichert

Der hier beschriebene Lackierte Täubling Russula laccata gehört zu den kleineren Arten mit vielfarbigem Hut. Er ist weit verbreitet, doch recht selten und wird in der Roten Liste Pilze Deutschlands (2016) in der Kategorie 3 (gefährdet) aufgeführt.

Wie alle Täublinge lebt die Art mykorrhizisch, wobei er an Weidearten (Salix sp.) gebunden ist. Die Funde wurden in Baden-Württemberg von Alexander Reichert und Uwe Winkler gemacht, und zwar jeweils sehr spät im Jahr (Ende Oktober bis Mitte November). Mykorrhizapartner war bei allen Exemplaren die Salweide Salix caprea.

Foto: Uwe Winkler

Makroskopische Merkmale

Wir haben es mit recht kleinen, dünnfleischigen und fragilen Pilzen zu tun. Die Hüte ausgewachsener Exemplare messen im Durchmesser 3 - 6 (max. 7) cm. Die Huthaut ist bei feuchtem Wetter etwas klebrig, glänzend und glatt und lässt sich etwa zur Hälfte abziehen. Farblich sind die Hüte recht variabel. Meist liegt die Farbe zwischen Rot, Weinrot, Rosa und Violett mit dunklerer Mitte, doch sind auch Mischfarben mit Grau, Oliv und Grün möglich. Sogar Hüte in Violettschwarz und Reinweiß kommen vor. Unsere Fotos vermitteln einen guten Eindruck. Die Lamellen sind dünn und sehr brüchig, farblich weiß bis weißlich. Die Stiele sind zylindrisch bis schwach keulig, glatt und rein weiß. Das Fleisch ist weich und rein weiß. Zerkaut man ein Stück einer Lamelle, so wird man einen sehr scharfen Geschmack wahrnehmen. Der Geruch ist schwach fruchtig.
Frisch ausgefallener Sporenstaub ist weiß bis weißlich, etwa Ia-b nach der Farbtabelle in MARXMÜLLER (2014).

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
scharf weiß zur Hälfte rosa

Makrochemische Farbreaktion:
Betupft man die weiße Stielhaut mit Eisensulfat, nimmt der Fleck einen Rosaton an.

Sporen -- Pileozystiden (2 Mikrofotos: Bernd Miggel)

Mikroskopische Merkmale:

Die Sporen der Funde sind ellipsoid mit einem aus Warzen und Graten bestehenden, bis zu 1,2 µm hohen Ornament, wobei Warzen und Grate teilnetzig bis netzig verbunden sind. Ornament und Hilarfleck sind stark amyloid, d.h. sie färben sich in Melzers Reagenz deutlich schwarz. Bei einer Stichprobe, bestehend aus 29 repräsentativen Sporen, ergaben sich die Werte 5 - 8,9 x 5,2 - 7,0 µm, Q = 1,13 - 1,39.
In der Huthaut finden sich schlankkeulige Pileozystiden, die unseptiert oder einmal septiert sind und sich in Sulfovanillin gut anfärben lassen.

Verwechslungsmöglichkeiten - der Lackierte Täubling, der nahezu ausschließlich bei Weiden vorkommt, kann mit einigen ähnlich gefärbten, nur mäßig großen Arten verwechselt werden:
Der Schwarzrote Speitäunling Russula atrorubens besitzt nie Grüntöne im Hut und ist ein Nadelbaumbegleiter.
Der Hohlstielige Täubling Russula cavipes wächst auf Kalkböden und ist ein obligater Weißtannenbegleiter. Seine Sporenpulverfarbe ist creme.
Der Wechselfarbige Speitäubling Russula fragilis wächst bei Laub- und Nadelbäumen, besonders gern bei Eichen.
Der Vielfarbige Täubling Russula versicolor ist nur in den Lamellen scharf, und auch da nicht so brennend scharf wie der Lackierte Täubling. Er ist ein obligater Birkenbegleiter, sein Sporenpulver ist ocker.

Weiterführende Literatur:

  • JURKEIT, W. & KRAUCH, F. (2009) – Russula atrorubens Huijsman und Russula laccata Huijsman – zwei umstrittene Arten, R. olivaceoviolascens Gillet – ein „Nomen confusum“! Zeitschr. f. Mykol., Bd. 75/2, 2009: 129-141
  • MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones Bd. II: 378-379
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 15. April 2023