Russula carpini

Hainbuchen-Täubling

R. Girard & Heinem. 1956
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
carpini = bei Hainbuche
Am 05.08.2017 in der Eifel forografiert von Karl Wehr

Wer in einem Park, auf einem Friedhof oder an einer lichten Stelle im Wald auf mittelgroße Täublinge mit verwaschen grünlichen, violettlichen oder purpurlichen Hutfarben, weißem Stiel und gelben Lamellen stößt, der sollte schauen, ob Hainbuchen in der direkten Umgebung wachsen. Falls ja, handelt es sich wahrscheinlich um den hier beschriebenen Hainbuchen-Täubling Russula carpini. Der geht ausschließlich mit Hainbuchen eine Mykorrhiza ein und liebt basenreiche Böden, z.B. Kalkböden. Die Rote Liste Deutschlands 2016 führt ihn in der Katergorie G (Gefährdung unbekannten Ausmaßes).

2 Fotos: Bernd Miggel

Makroskopische Merkmale:

Fruchtkörper mittelgroß und auffallend weichfleischig. Hut bis 100 mm breit, jung konvex, bald flach ausgebreitet, dann meist mit vertieftem Zentrum und geriefter Randzone. Huthaut glatt, im feuchten Zustand klebrig und glänzend, zur Hälfte abziehbar. Die Farben sind meinst eine Mischung aus blassen, „verwaschenen“ Tönungen in gelblich, gelbgrün, grün, violett, purpur, bräunlichrot, olivlich, creme, braun, grau. Lamellen zuerst creme, später gelblich, schließlich dottergelb. Schneide mit der Fläche gleichfarben. Stiel zylindrisch oder schlank keulig, längsadrig, weiß, von der Basis her bräunend. Fleisch weiß, reife Exemplare auffallend weich, Geschmack mild, fast geruchlos. Farbe des frisch ausgefallenen Sporenpulvers intensiv gelb, etwa IVd-IVe nach der Farbtafel in MARXMÜLLER 2014.

Foto links: Udo Schäfer -- 2 Fotos rechts: Ingeborg Dittrich
Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
mild intensiv gelb bis 1/2 blass rosa

Mikroskopische Merkmale:

Sporen in Melzers Reagenz – Poleozystiden in Sulvovanillin (2 Mikrofotos: Bernd Miggel)

Sporen rundlich bis breit ellipsoid, Größe nach eigener Messung 8,5 - 10,4 x 8 - 9 µm, Schlankheitsgrad Q = 1,05 - 1,25. Ornament isoliert hochstachelig, Stacheln bis 2 µm lang. Ornament und Hilarfleck stark amyloid.

Epikutis aus Epikutishaaren und Pileozystiden bestehend. Pileozystiden lang, zylindrisch bis schlankkeulig und etwa 4 - 7 µm breit, einzellig bis multizellular. Epikutishaare dünn, langgliedrig, verzweigt, 1,5 - 3 µm breit.

Ähnliche Täublinge:

Der Vielfarbige Täubling (Russula versicolor) bleibt meist kleiner und schmeckt in den Lamellen leicht scharf. Sein Sporenpulver ist viel heller, und zwar ockerfarben, und die Sporenornamentation ist warzig-netzig. Außerdem ist er ein Mykorrhizapilz der Birke.
Der Rotstielige Ledertäubling (Russula olivacea) wird größer, ist festfleischiger, und sein Stiel ist meist rötlich überzogen. Die Phenol-Reaktionist typisch stark rotviolett. Er wächst bei Rotbuchen und Fichten.
Der Buchen-Heringstäubling (Russula faginea) ist festfleischiger, riecht deutlich nach Heringslake, die FeSO4-Reaktion ist grünlich, und sein Sporenpulver heller, nämlich dunkel ocker bis hellgelb. Er wächst ausschließlich bei Rotbuchen.

Weiterführende Literatur:

  • EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern: Nr. 24
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: Nr. 6.4
  • KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 104
  • MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 590 - 593
  • MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V: Nr. 164
  • SARNARI, M. (1998, 2005): Monografia illustrata del Genere Russula in Europa: 972-976
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Hainbuchen-T%C3%A4ubling
  • https://www.mycopedia.ch/pilze/9779.htm
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 27. Februar 2024