Russula camarophylla

Schnecklings-Täubling

Romagn. 1967
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
camarophyllus = Ellerling
01.09.2018: Kräher Wald bei Hornberg-Reichenbach, bei Fichten (leg., det. und Foto: Björn Wergen)

Es handelt sich um einen extrem seltenen, in Laub- und Nadelwäldern vorkommenden Mykorrhizapilz der gemäßigten und mediterranen Zonen. Er ist bisher nur wenige Male in Frankreich, Italien und der Schweiz gefunden worden, in Italien in subalpiner Höhenlage. In Deutschland ist er bisher nicht nachgewiesen und weder in Roten Listen noch in Verbreitungskarten der DGfM aufgeführt. Möglicherweise wurde er wegen der großen Ähnlichkeit für den Trockenen Schneckling Hygrophorus penarius gehalten. Exsikkate des Schwarzwälder Fundes wurden mir freundlicherweise von Björn Wergen für mikroskopische Untersuchungen überlassen.

Foto: Björn Wergen

Makroskopische Merkmale:

Habitus der drei gefundenen Fruchtkörper: gedrungen und dickfleischig
Hüte: 30, 40 und 90 mm breit, flach ausgebreitet mit eingebogenem Rand; einer der Fruchtkörper asymmetrisch, reif, mittig leicht vertieft, Oberfläche ungleichmäßig gewellt und verbogen, schleimig, der Rand ungerieft, nach dem Fundortfoto hell- bis dunkelgelb
Lamellen: leicht bauchig bis leicht sichelförmig, weißlich bis hell creme, etwas gelbfleckig, am Exsikkat bis 0,5 mm breit, sehr entfernt stehend; direkt am Hutrand gemessen haben durchlaufende Lamellen 3 - 4 mm Abstand voneinander; Schneide etwas gekerbt und gleichfarbig mit der Fläche
Stiel: stabil, weiß, gerade, etwas gelbfleckig
Fleisch: sehr fest, fast knackig, im Schnitt weißlich, an der Luft und im Alter bräunend
Farbe des Exsikkats: Hut gelbbraun, Lamellen gelblichgrau
Sporenstaub: rein weiß, beim hier untersuchten Fund nach zwei Monaten Lagerung unter Lichtabschluss hellcreme

Einer der Pilzhüte als Exsikkat, Ansicht von oben und Unterseite

Mikroskopische Merkmale:

Sporen: mit 5,7 - 5,9 x 4 - 4,2 µm sehr klein, ellipsoid, einige mit schwacher, supraapikularer Depression, Ornament feinstwarzig, mit ca. 0,1 µm hohen, isolierten oder durch eine feine Linie miteinander verbundenen Warzen; Hilarfleck nicht amyloid

Sporen

Huthaut (Epicutis): Haare relativ dickwandig, einige etwas geschlängelt, 3-8 µm im Durchmesser, einige terminal bis über 15 µm aufgeweitet, teilweise mit Inkrustierungen

Foto links: Verschleimte Hutdeckschicht, 300 - 400 µm dick, darunter die aus Sphaerozysten bestehende Huttrama -- Foto rechts: Zupf-/Quetschpräparat der Hutdeckschicht in NH3-Kongorot

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt im Fungarium KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe)

Verwechslungen sind aufgrund der ungewöhnlichen Beschaffenheit (Habitus und Farbe) dieses Täublings durchaus mit dem Trockenen Schneckling Hygrophorus penarius denkbar. Eine Überprüfung der typischen Täublingseigenschaften (brüchiges Fleisch, splitternde Lamellen) würde allerdings leicht für Klärung sorgen.

Geschmack Sporenpulver Abziehbarkeit der Huthaut Chemische Reaktion mit FeSO4
mild weiß nur wenig am Stiel orangerosa

Weiterführende Literatur:

  • BUYCK, B. et al. (2003): Quelques récoltes recentes de Russula camarophylla.Bull. Soc. mycol. Fr., 119 (3-4): 217-229
  • GALLI, R. (1996): Le Russule: 58-59
  • MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones Bd. I: 74-77
  • MELERA, S. (2010): Russula camarophylla. Der Pilz des Monats 3, SZP/BSM/2010: 46-54
  • ROMAGNESI, H. (1985): Les Russules d' Europe et d'Afrique du Nord. Neudruck der Ausgabe von 1967 mit Ergänzungen: 1001-1003
  • SARNARI, M. (1998): Monografia illustrata del Genere Russula in Europa, Tomo Primo
  • https://de.frwiki.wiki/wiki/Russula_camarophylla
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 2. Dezember 2022