Polyporus squamosus

Schuppiger Porling

(Huds.) Fr. 1821
Familie: Polyporaceae
© Dieter Gewalt
Neuer Name: Cerioporus squamosus
squamosus = voller Schuppen
Schuppige Porling an einem entrindeten Eichenstamm im NSG Kühkopf am 22.04.2018

In der Gattung Polyporus stehen zentral oder exzentrisch gestielte Porlinge, deren größte Art der Schuppige Porling ist. Seine Hüte erreichen im Normalfall Durchmesser von 10 bis 40 cm, können in Ausnahmefällen jedoch bis zu 60 cm groß werden. Sie sind nieren- oder fächer-förmig, seltener kreisrund. Die Oberfläche ist auf ockergelbem Grund konzentrisch dunkelbraun geschuppt. Die Poren laufen bogig am Stiel herab, der 3 bis 5 cm lang werden und am Grund dunkelbraun bis schwarz gefärbt sein kann (nicht muss).

Die Haupterscheinungszeit ist von April bis September in boden- und luftfeuchten Laub- und Auwäldern. Bevorzugt werden Eichen, Weiden- und Buchen. Als Wundparasit befällt der Pilz die Stämme lebender Laubbäume und schädigt dabei das Kernholz mit einer Weißfäule, kann aber auch saprobiontisch an Totholz wachsen.

Nahezu vor meiner Haustür in einem Parkgelände im Zentrum Dietzenbachs beobachte ich seit Jahren ihr Wachstum in 1,5 bis 2 Meter Höhe an einer Weide, die keineswegs einen geschädigten Eindruck macht. Im Naturschutzgebiet Kühkopf, in dem ich die Art regelmäßig finde, wächst sie an zahlreichen Stellen an Eichen und Weiden.

Der Pilz ist essbar solange er jung und zart ist, wird jedoch bald zäh und dann völlig ungenießbar. Verwechselt werden könnte er mit dem deutlich kleineren Sklerotienporling (Polyporus tuberaster), der auch “Kleiner Schuppenporling” genannt wird und wohl ausschließlich an Totholz (Buche!) wächst. Seine Hutschuppen sind kleiner, der Stiel hat niemals eine dunklere Basis. Dieser gilt als ausgezeichneter Speisepilz, aber auch nur solange er jung und zart ist.

Junge Fruchtkörper (Foto rechts an Weide in Dietzenbach in 1,5 m Höhe, die beiden links NSG Kühkopf)

An dieser Stelle möchte ich auf einen recht gravierenden Fehler im viel zitierten Buch Die Großpilze Baden-Württembergs (Band 1 Seite 601) hinweisen. Hier werden im Gruppenschlüssel unter “Stiele ausgereifter Bcarp.* wenigstens an der Basis schwarz bzw. dunkelbraun durchgefärbt” P. badius, melanopus und varius gennant, unter “Ohne schwarze oder dunkelbraune Stiele bzw. Stielbasen und Sporen über 10 µm lang” P. squamosus und P. tuberaster. In der Beschreibung von P. squamosus (Seite 613) heißt es dagegen korrekt: “Stiel … im unteren Teil dunkelbraun bis schwarz”. Eine weitere Irritation: Im Gruppenschlüssel ist P. varius erwähnt, im Artenschlüssel fehlt dieser Name. Stattdessen wird der Löwengelbe Schwarzfußporling hier P. leptocephalus genannt. Zwei Beispiele für eine Vielzahl von Schlampigkeiten in diesem ansonsten sehr nützlichen Werk. Dass der Schuppige Porling sehr wohl eine dunkelbraune bis fast schwarze Stielbasis haben kann (nicht muss!), zeigen die folgenden Fotos eines in Dietzenbach an einer Weide gewachsenen Schuppigen Porlings. Man achte insbesondere auf den Stielteil, an dem sich die wabenförmigen Poren hell von der dunklen Stielrinde absetzen. An dieser Weide wuchsen aber auch Exemplare, denen jede Dunkelfärbung am Stiel fehlte.

Die Gattung Polyporus ist in Auflösung begriffen, die meisten Arten wie Winter- oder Maiporling sind in die Gattung Lentinus transferiert, für andere sind neue, zum Teil monotypische Gattungen aufgestellt worden. Der Schwarzrote Porling z. B. heißt jetzt Picipes badius, der Schuppige Porling Cerioporus squamosus. Laut Index fungorum scheint lediglich der Sklerotienporling bei Polyporus verblieben zu sein.

  • Bcarp., Abkürzung für Basidiocarpien. Dieser in der zitierten Buchreihe bevorzugt verwendete Begriff steht für Pilzfruchtkörper von Ständerpilzen, die ihre Sporen an sogenannten Ständern = Basidien bilden. Zu diesen gehören fast alle hut-stiel-bildenden Arten sowie Porlinge, Bauchpilze u. a.

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 24. Januar 2021