Pluteus primus

Voreilender Dachpilz

Bonnard 1991
Familie: Pluteaceae
© Dieter Gewalt & Bernd Miggel
primus = der Erste
2 Fotos: Rudi Markones

Sein deutscher Name verrät schon etwas über ihn. Er erscheint bereits früh im Jahr. Funde von braunhütigen Dachpilzen im Frühjahr müssen allerding nicht unbedingt Voreilende Dachpilze sein und diese können auch noch im Herbst erscheinen. Braunhütige Dachpilze müssen also sorgfältig unter Berücksichtigung nicht ganz unkomplizierter Kriterien bestimmt werden. Um den häufigen Rehbraunen Dachpilz Pluteus cervinus von seinen Doppelgängern 100%-ig sicher zu unterscheiden ist Mikroskopieren unerlässlich.

Vier von ihnen fallen durch Hakenzystiden an den Lamellenflächen auf. Damit ist die Anzahl der in Frage kommenden Arten schon einmal deutlich eingegrenzt und zu ihnen gehört auch der Voreilende Dachpilz. Dieser hat zudem sehr unterschiedlich geformte Zystiden an den Lamellenschneiden (Cheilozystiden). Sie können zylindrisch, keulig, spindelig, bauchig oder flaschenförmig sein. Auf dem nachfolgenden Mikrofoto von Rudi Markones ist sogar eine Hakenzystide zu erkennen, die eventuell von der Lamellenfläche stammen könnte.

Cheilozystiden (Mikrofoto: Rudi Markones)

Auch die Huthaut sollte mikroskopiert werden. Beim Voreilenden Dachpilz tragen alle Huthauthyphen Schnallen. Die Merkmalskombination Hakenzystiden an den Lamellenflächen und Schnallen an allen Huthauthyphen ist also kennzeichnend für Pluteus primus.

Weitere Merkmale sind eine glatte, höchstens undeutlich radialstreifige Hutoberfläche, die auch Grautöne aufweisen kann, sowie ein allerdings nur schwacher Rettichgeruch, der durch Quetschen oder Zerreiben des Fruchtkörpers intensiviert werden kann. Der Voreilende Dachpilz ist nicht selten und wächst an totem Nadelholz.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die für eine Unterscheidung relevanten Merkmale der vier Dachpilzarten mit Hakenzystiden auf:

Name Ökologie Hutoberfläche Geruch Schnallen an den Huthauthyphen
Pluteus cervinus
Rehbrauner Dachpilz
an Laub- und Nadelholz glatt schwach nach Rettich keine
Pluteus pouzarianus
Nadelholzdachpilz
an Nadelholz glatt geruchlos an 10 - 40% der Septen
Pluteus primus
Voreilender Dachpilz
an Nadelholz glatt nach Rettich an allen Septen
Pluteus brunneoradiatus
Braunfaseriger Dachpilz
an Laubholz deutlich radialfaserig unangenehm ranzig keine

Weiterführende Literatur:

  • BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (1995): Pilze der Schweiz Bd. 4: Nr. 122 - Verlag Mykologia, Luzern
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt & Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 27. April 2023