Peniophora rufomarginata

Linden-Zystidenrindenpilz

(Pers.) Bourdot & Galzin 1913
Familie: Peniophoraceae
© Bernd Miggel
rubomarginata = rotrandig
Fruchtkörper, feucht dem Substrat anliegend und trocken aufreißend mit aufgewölbten Rändern

Beim Linden-Zystidenrindenpilz Peniophora rufomarginata haben wir es mit einem weit verbreiteten, häufigen Saprobionten zu tun, der streng an Linden gebunden ist. Man findet ihn das ganze Jahr über an noch hängenden oder schon abgefallenen, morschen Ästen in Lindenwäldern, bei Lindenalleen oder solitär stehenden Bäumen. Den hier beschriebenen Fund machte ich an einem am Boden liegenden, 6 cm dicken Ast in einem Kalk-Lindenwald bei Pforzheim-Huchenfeld (Nordschwarzwald) auf 430 m NN.

Bei Annäherung ist die runzelige und noch näher die feinsamtige Oberfläche zu erkennen

Die Fruchtkörper können 20 - 30 cm breit und bis 0,5 mm dick werden. Bei Feuchtigkeit quellen sie auf und zeigen ihre typische rosagraue oder violettgraue Färbung. Sie wachsen rein resupinat, d. h. sie bilden nie irgendwelche Hutkanten und liegen in feuchtem Zustand dem Substrat dicht an. Bei Trockenheit reißen die Fruchtkörper relativ großflächig auf, wobei sich die Ränder hochwölben und die schwärzliche Unterseite zeigen.

Führt man einen feinen Querschnitt durch einen Fruchtkörper durch, zeigt sich ein regelrechter Lamprozystiden-Rasen. Die „Lampros“ sind in reifem Zustand dickwandig und mit einem stark inkrustierten, kegelförmigen, 30 - 50 x 10 - 15 µm messenden Kopfteil versehen. Die anderen beiden bei Peniophora vorkommenden Zystiden, also Gloeozystiden und Dendrohyphidien, kommen bei unserer Art nicht vor.

Lamprozystiden -- Hyphen mit Schnallen -- Sporen

Das Hyphensystem ist monomitisch, besteht also nur aus generativen Hyphen. Die Hyphen sind hyalin und dünnwandig und tragen an vielen ihrer Septen deutliche Schnallen.
Die Sporen sind würstchenförmig (allantoid), hyalin (durchscheinend), dünnwandig und glatt. Eigene Messungen an 50 repräsentative Sporen ergaben folgende Maße: Länge x Breite: 6,8 - 7,1 x 2,8 - 2,9 µm, Schlankheitsgrad (Länge / Breite): 2,4 - 2,54 µm.

Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen violettlichen oder violettlichgrauen Peniophora-Arten mit aufspringenden Fruchtkörperrändern:

Der Eichen-Zystidenrindenpilz (Peniophora quercina) unterscheidet sich makro-morphologisch kaum von unserer Art; mikromorphologisch besitzt P. quercina deutlich größere Sporen. Außerdem ist das Substrat bei P. quercina die Eiche oder die Rotbuche.
Der Eschen-Zystidenrindenpilz (Peniophora limitata) sieht ähnlich aus. Allerdings sind seine Fruchtkörperränder deutlich schwarz und seine Sporen größer.

Weiterführende Literatur:

  • BERNICCHIA, A. (2005): Polyporaceae s.l. – Fungi Europaei Vol 12: 477 – 478
  • BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (1986): Pilze der Schweiz Bd. 2, Nichtblätterpilze: Nr. 154
  • Eriksson, J., K. Hjortstam & L. Ryvarden (1978): The Corticicaeae of North Europe Volume 5: 976 – 979
  • Jülich, W. (1984): Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze. Kleine Kryptogamenflora Bd. IIb/1: 203
  • KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs Bd. 1: Nr. 59.15
  • Laux, H. E. (2001): Der große Kosmos Pilzführer: 496 – 497
  • http://www.pilzflora-ehingen.de/pilzflora/arthtml/prufomarginata.php
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 13. Januar 2025