Mycena olida

Ranziger Helmling

Bres. 1887
Familie: Mycenaceae
© Bernd Miggel
Neuer Name: Phloeomana minutula
olida = duftend (stinkend)

Pilze kommen an den ausgefallensten Orten vor. So zeigte mir ein Weinbauer aus der näheren Umgebung (Gemeinde Keltern) Mitte November 2010 kleine, weißliche Pilze, die im Rindenmoos alter Weinstöcke wuchsen. In Bezug auf die Schädlichkeit der Pilze konnte ich ihn schnell beruhigen, denn auf den ersten Blick handelte es sich um Helmlinge, die sich nun mal saprobiontisch und nicht parasitisch ernähren. Die Pilze wirkten im morgendlichen Raureif sehr ästhetisch.

Mit Hilfe des englischsprachigen Mycena-Schlüssels des norwegischen Mykologen Arne Aronsen und viel Mikroskopie stellte sich Mycena olida als Art heraus. Kurzfassung nach ARONSEN, A. (2016):

Ein ziemlich kleiner, elfenbeinfarbiger Helmling, auf der mehr oder weniger bemoosten Rinde von Laubgehölzen wachsend, mit glatten Huthauthyphen, glatten Cheilozystiden und glatten, mehr oder weniger lappigen Caulozystiden.“

Fundbeschreibung: Hut bis 15 mm breit, halbkugelig, kegelig oder angedeutet glockenförmig, oft mit Papille, trocken, glatt, schwach glänzend, bis zur Hälfte durchscheinend gerieft, elfenbeinweiß bis cremefarben, Scheibe bis hellocker gefärbt. Stiel bis 20 x 1,5 mm, oft verbogen, trocken, schwach glänzend, auf ganzer Länge durch Caulozystiden bereift (Lupe!), hutfarben, ohne Basalscheibchen, schwach wurzelnd, nicht milchend. Lamellen entferntstehend, bauchig, weißlich, Schneide glatt, gleichfarben mit der Fläche. Fleisch dünn, weißlich. Geschmack mild, geruchlos.

Eine seltene Art, die in der Roten Liste der Pilze Deutschlands mit V (Vorwarnliste) geführt wird.

Abb. links: Huthauthyphen -- Mitte: Cheilozystiden -- rechts: Caulozystiden

Mikromerkmale:
Sporen glatt, dünnwandig, hyalin, ellipsoid, im Mittel 6,9-7,2 x 4,9-5,2 µm.
Basidien keulig, 2- und 4-sporig.
Cheilozystiden häufig, glatt, keulig bis spindelförmig; Pleurozystiden seltener, von gleicher Form und Größe.
Huthauthyphen aus glatten, liegenden Hyphen bestehend.
Caulozystiden sehr zahlreich, glatt, zylindrisch-keulig, auch kopfig oder korallenartig knollig.
Einzelne Septen von Zystiden und Hyphen mit Schnallen.

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe)

Tipp: Genügend ausgefallenes Sporenpulver gewinnt man bei Helmlingen und ähnlich kleinen Lamellenpilzen, indem man einen leeren Deckglasbehälter zweckentfremdet: Man legt zuerst ein Deckglas hinein und platziert darauf den Helmlingshut, Lamellen nach unten. Nun verschließt man das Ganze mit dem Behälterdeckel und lässt über Nacht aussporen. – Das war’s auch schon.

Weiterführende Literatur:

  • ARONSEN, E. : Mycena Online Key:
  • ARONSEN, E. & LÄSSÖE (2016): The genus Mycena s.l. Fungi of Northern Europe, Vol 5. – Svampetryk.
  • LUDWIG, E. (2012): Pilzkompendium, Bd. 3, Nr. 116.54. – Fungicon-Verlag
  • MIGGEL, B. (2011): Mycena olida Bres., ein gelblichweißer Helmling, gefunden auf alten Rebstöcken. – Südwestdeutsche Pilzrundschau, 2011, Heft 2: 60-64
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 18. Juni 2021