Melanoleuca melaleuca
Gemeiner Weichritterling
Der Begriff „gemein“ ist mehrdeutig. Im Zusammenhang mit unserem Pilz ist er als „häufig“ oder „überall vorkommend“ zu verstehen. Vom französischen Mykologen N. T. Patouillard wurde er 1887 darum auch Melanoleuca vulgaris genannt. Der lateinische Artname melaleuca bedeutet schwarz-weiß, könnte also auf einen Schwarzweiß-Kontrast zwischen Hut- und Lamellenfarbe hindeuten. Der entspricht aber nicht unbedingt dem Eindruck, den man beim Vergleich des obigen Fotos mit dem nachfolgenden erhält:
Das sind längst nicht alle Ungereimtheiten, die den Pilz, seine Namen, seine Artauffassungen betreffen. Die Liste von Synonymen bei Krieglsteiner (2001) vermittelt davon einen Eindruck:
Melanoleuca amicta
Melanoleuca graminicola
Melanoleuca robertiana
Melanoleuca stridula
und die schon erwähnte Melanoleuca vulgaris
Bei Krieglsteiner (2001) ist auch keine Verbreitungskarte beigefügt. Aus gutem Grund, wie man seiner Anmerkung entnehmen kann:
Wegen häufiger Verwechslung und Vermengung dieser Art mit M. polioleuca (= M. melaleuca ss. auct., M. vulgaris) musste ein Großteil der Fundberichte … storniert werden. Vermutlich sind alle nach den Schlüsseln von MOSER (1978, 1983) oder nach BRESINSKY & STANGL (1977) als M. melaleuca bestimmten Aufsammlungen zu M. polioleuca zu stellen. Als eindeutig hierher gehörig empfehlen sich jedoch die als M. graminicola und vermutlich auch alle als M. stridula determinierten Aufsammlungen … Derzeit eine Verbreitungskarte sowie Daten zur Phänologie und vertikalen Verbreitung zu veröffentlichen, wäre sicher verfehlt.“
Hierzu wäre immerhin anzumerken, dass das beigefügte Foto sehr gut mit meinem Dia aus dem Jahr 1986 übereinstimmt.
Offensichtlich waren auch Breitenbach & Kränzlin 1991 verunsichert, haben M. melaleuca nicht in Pilze der Schweiz Band 3 aufgenommen und berufen sich dabei auf widersprüchliche Angaben zu Mikromerkmalen. Erhard Ludwig hat in seinem Pilzkompendium sogar die Darstellung der Gattung Melanoleuca mit der Begründung zurückgestellt, sie sei noch nicht genügend bearbeitet,
was angesichts der Problematik der Materie nicht verwundert.”
Für mich war ein Gemeiner Weichritterling das, was die Abbildung ganz oben zeigt und ein Schwarzweißer Weichritterling das, was mit dem zweiten Foto abgebildet ist. Melanoleuca melaleuca war in früheren Jahren für mich ein recht häufiger Pilz an grasigen Waldwegrändern, auch außerhalb von Wäldern zum Beispiel in Parkanlagen. In neuerer Zeit beobachte ich allerdings einen sehr deutlichen Rückgang.
Jürgen Marqua (Pilzflora-Ehingen) hält Melanoleuca melaleuca für gut bestimmbar und nennt sie Zystidenloser Weichritterling:
Die Art ist gut charakterisiert durch die subglobosen Sporen, das helle Stielfleisch und die fehlenden Cheilozystiden.“
Er beschreibt sie wie folgt:
Hut: bis 8 cm, anfangs gewölbt, dann flach ausgebreitet mit leichtem Buckel, Rand länger eingerollt, glatt, schokoladenbraun, meist ziemlich dunkel, Mitte heller.
Lamellen: weißlich, engstehend, in deutlichem Kontrast zu den Hutfarben.
Stiel: bis 8 cm lang, über 1 cm dick; hell bräunlich längsfaserig, im unteren Teil weiß überfasert.
Fleisch: hell und so bleibend, Stielrinde minimal dunkler. Geruch unbedeutend. Mit Guajak verfärbt sich die Stieltrama nach 2 Minuten dunkel blaugrün.
Mikromerkmale: Sporen subglobos bos breit oval, fein warzig, Warzen amyloid, 6,0 - 6,9 – 7,9 x 4,8 – 5,5 – 6,2 µm, Q = 1,1 – 1,3 – 1,4, V = 110,8 µm³. Keine Cheilozystiden, keine Pleurozystiden.
Weiterführende Literatur:
- German J. Krieglsteiner (Hrsg.): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 3, Seite 373 – 374
- Erhard Ludwig: Pilzkompendium Band 4, III
- http://www.pilzflora-ehingen.de/pilzflora/arthtml/mmelaleuca.php