Lactarius uvidus

Ungezonter Violettmilchling, Klebriger Violettmilchling

(Fr.) Fr. 1838
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
uvidus = feucht, nass
Zwei an der Stielbasis zusamengewachsene, junge Exemplare in ihrer typischen Umgebung

Bei den sogenannten „Violettmilchlingen“ handelt es sich um Lactarien, bei denen sich die bei Verletzungen austretende zuerst weiße bis cremefarbige Milch – je nach Art - entweder nur bei Kontakt mit dem Fleisch und den Lamellen oder auch isoliert violett verfärbt. Der hier abgebildete Fund gelang im August 2022 in einem sauren Moor bei Schonach im Schwarzwald. Hier standen im Schatten bei Fichten zwei junge, basal zusammengewachsene Exemplare. Das größere besaß einen Hut mit 38 mm Durchmesser und einen 50 mm langen, 18 mm breiten Stiel. Hut und Stiel waren klebrig bis schleimig. Als Begleitflora notierte ich außer der Fichte: Birke, Blaubeere, Torfmoos sowie Polytrichum sp.

Die Fruchtkörper im Schnitt nach mehreren Minuten Wartezeit

Beschreibung der Art:
Der Hut kann bis 130 mm breit werden. Er besitzt eine glatte, bei Feuchtigkeit schleimige Oberfläche. Seine Hutfarbe ist blass creme bis creme, blass lederfarben/gelbbraun mit rosa Einschlag, teilweise mit blass lila Flecken.
Der Stiel wird bis 105 mm lang, er ist bis 25 mm breit und bei feuchtem Wetter klebrig, farblich weißlich bis blass creme, blass rosalich grau oder lederfarben/gelbbraun mit Graustich.
Das Fleisch ist fest, im Stiel hohl, weißlich bis blass lederfarben/gelbbraun mit einem Graustich. Bei Anschnitt oder Verletzung färbt es sich blass lila. Der Geschmack ist zuerst mild, wird dann bitter oder scharf. Der Geruch ist schwach fruchtig.
Die Milch kommt bei Verletzung oder im Schnitt ziemlich üppig, ist zuerst weiß und verfärbt sich im Kontakt mit Fleisch oder Lamellen langsam lila. Sie schmeckt sofort bitter.
Die Sporen messen im Mittel 8,9-9,8 x 7,3-7,9 µm, der mittlere Schlankheitsgrad beträgt 1,2-1,32. Die Ornamentation ist stark amyloid, bis zu 0,7 (-1) µm hoch und besteht aus gerundeten Warzen und breiten Graten, die ein unvollständiges Netz bilden. Der Hilarfleck ist inamyloid, färbt sich also mit Melzers Reagenz nicht.

Sporen

Der Ungezonte oder Klebrige Violettmilchling Lactarius uvidus ist eine Art feuchter bis nasser, saurer Standorte. Man findet ihn insbesondere in sauren Mooren. Seine Mykorrhizapartner sind Fichten, Birken und möglicherweise Weiden.

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart), TUF (Universität Tartu, Estland)

Verwechslungsmöglichkeiten mit violett milchenden Arten mit ähnlich gefärbten Fruchtkörpern:
Lactarius luridus besitzt eine wesentlich dünnere Schleimschicht, der Hut ist mithin im feuchten Zustand nur leicht klebrig. Außerdem ist der Hut dunkler und durch Wasserflecken konzentrisch gezont.
Lactarius violascens wächst bei Quercus (Eiche) und Carpinus (Hainbuche) und ist eine Art der Kalklaubwälder. Sein Hut ist mitunter konzentrisch gezont und bei feuchtem Wetter nur klebrig. Bei Verletzung werden die Fruchtkörper dunkel purpurfarben, also viel dunkler als die von L. uvidus.

Die Rote Liste gefährdeter Pilze Deutschlands (2016) führt acht violett milchende Lactarius-Arten auf. Die in Klammern angegebenen Gefährdungskategorien bedeuten: vom Aussterben bedroht =1, stark gefährdet = 2, gefährdet = 3, Gefährdung unbekannten Ausmaßes = G, Daten unzureichend = D, extrem selten = R. Wie man erkennt, sind sämtliche Arten in Deutschland als selten bis sehr selten anzusehen: Blasser Violettmilchling L. aspideus (2)
Silberwurz-Milchling L. dryadophilus (R)
Birken-Violettmilchling L. flavidus (2)
Fahler Milchling L. luridus (G)
Zottiger Violettmilchling L. repraesentaneus (2)
Netzweiden-Milchling L. salicis-reticulatae (D)
Klebriger oder Ungezonter Violettmilchling L. uvidus (3)
Trockener oder Gezonter Violettmilchling L. violascens (1)

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 20. August 2022