Lactarius piperatus

Langstieliger Pfeffermilchling

(L.) Pers. 1797
Familie: Russulaceae
© Bernd Miggel
Neuer Name: Lactifluus piperatus
piperatus = gepfeffert
Langstieliger Pfeffermilchling am Fundort Vogelsang; linker Fruchtkörper mit austretender weißer Milch

Mitte Juli ist bei uns die Zeit, in der die Pfeffermilchlinge in großer Menge erscheinen. Es handelt sich um häufige Sommerpilze, die eine Mykorrhiza mit Laubbäumen eingehen und die an den Boden keine besonderen Ansprüche stellen. Der hier beschriebene Fund stammt aus einem Kalkbuchenwald (Vogelsang-Biotop) bei Straubenhardt in Baden-Württemberg.

Die Pfeffermilchlinge sind von mittlerer Größe. Ihre Hüte werden allenfalls 12 Zentimeter breit. Die Fruchtkörper sind in allen Teilen weißlich bis creme gefärbt und tendieren zum Gilben. Betrachtet man sie von unten, so fällt eine schwach lachsrosa Tönung des Lamellenbereichs auf. Die Lamellen sind sehr gedrängt, schmal und dünn, stark untermischt und häufig gegabelt. Die meist sehr langen Stiele (anderer Name: Langstieliger Pfeffermilchling) sind trocken, glatt und vollfleischig. Das Fleisch durchgeschnittener Fruchtkörper ist weiß, fest und geruchlos. Fleisch und isolierte Milch schmecken verzögert sehr scharf. Einen ausgewachsenen Fruchtkörper des Fundes untersuchte ich auf seine Farbreaktionen: das Fleisch verfärbte sich an der Luft an einigen Stellen gelblich, blieb ansonsten jedoch unverändert weiß. Die abgetropfte Milch blieb sowohl an der Luft als auch unter Zugabe von Kalilauge weiß.

Bild links: Hutoberfläche trocken, glatt, weiß, einige Stellen bräunlich verfärbt -- Bild Mitte: Lamellen am Stielandatz vielfach gegabelt, Stielfleisch rein weiß -- Bild rechts: Lamellen am Hutrandbereich: dünn, gedrängt und stark mit Lameletten untermischt
Sporenpräparat in Melzers Reagenz -- Ein Querschnitt der Huthaut zeigt als oberste Schicht ein dünnes Hyphoepithelium

Die oberste Schicht der Huthaut besteht bei einem ausgewachsenen Fruchtkörper aus einem nur 10 - 30 µm dicken Hyphoepithelium. Die Sporen sind ellipsoid, einige deutlich länglich, andere geradezu abgerundet rechteckig. Sie besitzen ein sehr niedriges, warzig-gratig-teilnetziges Ornament. Der Hilarfleck ist nicht amyloid. Messwerte: Länge x Breite 7,7-8,0 x 5,5-5,8 µm; Schlankheitsgrad = Länge / Breite = 1,36 -1,44.

Belege (Exsikkate) sind hinterlegt in den Fungarien KR (Staatl. Museum für Naturkunde Karlsruhe), STU (Staatl. Museum für Naturkunde Stuttgart), TUF (Universität Tartu, Estland)

Ähnliche Arten: Die beiden Wollmilchlings-Arten Lactarius vellereus und Lactarius bertillonii besitzen etwa die gleiche Farbe, werden jedoch deutlich größer. Außerdem sind ihre Lamellen breiter, dicker und stehen weiter entfernt.
Beim Grünenden Pfeffermilchling Lactarius pergamenus ist die oberste Schicht der Huthaut mit 60-90 µm wesentlich dicker. Nach der gängigen Fachliteratur verfärbt sich das Fleisch von Lactarius pergamenus an der Luft grünlich, und die Milch wird mit Kalilauge orangegelb. Siehe dazu jedoch die Zusatznotiz weiter unten!
Weiße Taublingsarten lassen bei Verletzung keine Milch austreten.

Zusatznotiz:
Neuere Literatur stellt inzwischen die Tauglichkeit der Farbreaktionen zur Unterscheidung von Lactarius piperatus und L. glaucescens in Frage. Siehe dazu wikipedia.org und VERBEKEN (2018). Eigene Versuche an Fruchtkörpern aus ein- und demselben Myzel (im mykologischen Arbeitskreis Hornberg, gemeinsam mit Walter Pätzold und Peter Reil) zeigten uns bereits vor etlichen Jahren die o. a. Problematik. Als einzig sicheres Unterscheidungskriterium erwies sich die Dicke der obersten Huthautschicht: bei Lactarius piperatus 10-30 µm, bei L. glaucescens 60-90 µm.

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Bernd Miggel.
Zuletzt aktualisiert am 15. April 2022