Helvella costifera
Grauweiße Becherlorchel
Wenn man eine seltene, zuvor noch nie gesehene Art gleich beim ersten Fund in kaum übeschaubaren Mengen antrifft, ist das ein besonders beeindruckendes Erlebnis. So geschehen im Juni 2010 auf dem Friedhof Offenbach-Bieber.
Die erst 1953 beschriebene Art wuchs dicht knäuelig in Gruppen und Trupps auf blanker Erde und in kurz gehaltenem moosigem Gras zwischen Gräbern, insgesamt weit mehr als 100 Fruchtkörper. Ihre Bestimmung bereitete keinerlei Schwierigkeiten und konnte anhand makroskopischer Merkmale festgemacht werden.
Die Grauweiße Becherlorchel steht in der Sektion Acetabulum (Dissing 1966), ist also eine nahe Verwandte der besser bekannten und häufigeren Hochgerippten Lorchel. Kein einziges der vorgefundenen Exemplare hatte einen so deutlich ausgeprägten Stiel wie die meist pokalförmige Helvella acetabulum, viele hatten nur einen angedeuteten oder praktisch keinen Stiel. Während die Hochgerippte Lorchel eher vereinzelt bis gesellig vorkommt, erscheint die Grauweiße Becherlorchel dicht gedängt in Gruppen oder ganzen Herden. Auch die Erscheinungszeiten differieren, können sich aber bisweilen überschneiden. H. acetabulum fruktifiziert hauptsächlich im Mai, H. costifera Juni bis August. Die Sporen sind etwas kleiner als bei H. acetabulum.
Die wichtigsten makroskopischen Kennzeichen der Grauweißen Lochel sind die deutlich erhabenen Rippen, die abgerundet und nicht kantig sind wie bei der Hochgerippten Lorchel. Junge Fruchtkörper erscheinen außen durch zottige Behaarung kleiig oder gekörnelt, was besonders an den Becherrändern auffällt. Sie sind sehr zerbrechlich.
Die meisten der vorgefundenen Fruchtkörper waren hellgrau gefärbt. Daher sorgte beim Bestimmen des Fundes das in Breitenbach & Kränzlin (Pilze der Schweiz Band 1, Nr. 26) abgebildete Foto für Verwirrung. Es zeigt gelb-ockerlich gefärbte Pilze.
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