Cyathus stercoreus

Dung-Teuerling

(Schwein.) De Toni 1888
Familie: Agaricaceae
© Dieter Gewalt
stercoreus = mistig, dreckig

Der exemplarische Fall eines Pilzes, der lt. Literatur sehr selten, lt. Verbreitungsatlas sogar extrem selten sein soll, es in Wahrheit aber nicht ist. Ganze 9 Fundpunkte sind in Krieglsteiners Deutschlandkarte verzeichnet. Im Bundesland Hessen findet sich nicht einmal die leiseste Duftmarke! Kurioserweise stammen die meisten Fundmeldungen von der Nordseeküste und ihren vorgelagerten Inseln. Da stellt sich die Frage: Was haben die dort oben, was wir im Rhein-Main-Gebiet nicht haben? Zu früh gefreut, Ihr Friesen! Wir haben auch! Noch nicht publiziert, aber nachzutragen sind div. Fundpunkte rund um Dietzenbach und in Frankfurt. Ich wette, es werden weitere hinzukommen, wenn mehr auf die unscheinbare Art und ihre Standort-Präferenzen geachtet wird.

Um Teuerlinge zu bestimmen, bedarf es weder komplizierter Prozeduren noch mikroskopischer Untersuchungen. Da geht wirklich alles mit bloßem Auge und das ist doch mal eine gute Nachricht für alle, die sich angesichts fachsimpelnder Zystidenjäger ins Abseits gedrängt fühlen: Cyathus stercoreus ist der einzige Teuerling mit schwarzen Peridiolen. Eine ausführliche Darstellung dieser Pilzgruppe mit einem leicht zu handhabenden Schlüssel für alle mitteleuropäischen Teuerlinge findet sich in unserer Übersicht Vogelnestpilze.

Erstaunlich, aber lt. Index fungorum immer noch aktuell: Die Teuerlinge gehören (gut nachvollziehbar) zu den Bauchpilzen, aber mit mehreren von diesen in die Verwandtschaft der Champignonartigen!

Zusammenfassung früherer Funde (1992 – 2000): TK 6018.2.1 bei Offenthal auf lagerndem, z. T. angebranntem Holz – 5918.4.3 Parkgelände in Dietzenbach auf blanker Erde – 5918.2.3 Kiefernheg bei Gravenbruch auf stark vermorschtem, mit Moos bewachsenem, (?) leicht angekohltem indet. Baumstamm – 5818.3.1 Hauptfriedhof Frankfurt, auf Holzhäcksel, dicht gedrängt und massenhaft.

„Dicht gedrängt, massenhaft und auf Holzhäcksel“ ist auch das Stichwort für einen weiteren Dietzenbacher Fund (5918.4.4 Brachland am Steinkautenweg, siehe Foto): mehrere Vorkommen auf einer Fläche von ca. 100 qm. Teilweise wuchsen die schwarzen Tütchen so beengt, dass sie sich gegenseitig zu wabenartigen Strukturen deformierten. Im gleichen Areal waren Arten zu beobachten, die ebenfalls Geschreddertes lieben: aus der näheren Verwandtschaft der Kugelschneller und als dekorative Farbtupfer auf einem kontrastarmen Substrat vier Grüppchen des Orangeroten Träuschlings Stropharia aurantiaca.

Zu den Funden auf Holz, Holzhäcksel und garantiert ungedüngtem Boden kommt ein weiterer hinzu, der endlich dem Namen des Pilzes gerecht wird. Bei Seligenstadt kamen wir an einem gepflügten Acker vorbei, der mit einer noch gut kenntlichen Mischung aus faulem Stroh und Pferdemist gedüngt worden war. Auf diesem sympathischen Substrat wuchs der kleine Teuerling in enormen Mengen, zusammen mit dem fast ebenso häufigen Tiegelteuerling. Funddaten: 03.11.2001 TK 5919.2.4

Thomas Lehr meldete einen weiteren Fund: 17.09.2005 TK 5816.4.3 mehrere hundert Fruchtkörper auf einer mit Mist untermischten Rindenmulchfläche an der Lorsbacher Kläranlage, teilweise zusammen mit Cyathus striatus, Cyathus olla und Crucibulum laeve. Da hatten sich gleich vier der fünf mitteleuropäischen Teuerlinge zusammengefunden!

Ein leicht zu handhabender Bestimmungsschlüssel mit allen mitteleuropäischen Arten und Informationen über diese bemerkenswerte Pilzgruppe befinden sich in unserem Beitrag Vogelnestpilze.

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 22. September 2010