Cortinarius violaceus

Violetter Schleierling

(L.) Gray 1821
Familie: Cortinariaceae
© Dieter Gewalt
Untergattung: Cortinarius
violaceus = violett (Viola = Veilchen)

Haarschleierlinge (Cortinarien) werden in diverse Untergattungen aufgeteilt. Der Violette Schleierling ist die Typusart der gesamten Gattung, die etwa 500 europäische, weltweit über 2000 Arten umfasst, und die einzige Art der Untergattung Cortinarius*. Zu den Cortinarien gehören beeindruckende fleischige Pilze, aber auch unscheinbare kleine Arten und sie sind zu einem großen Teil schwer zu bestimmen. So existiert unter den Mykologen eine kleine Gemeinde von Spezialisten, die sich intensiv oder fast ausschließlich mit Haarschleierlingen befassen und sich regelmäßig auf Cortinarientagungen treffen. Andere und vor allem „Küchenmykologen“ ziehen es vor, einen großen Bogen um die Haarschleierlinge zu machen und sind auch gut beraten, die Finger von ihnen zu lassen. Unter ihnen gibt es nur sehr wenige essbare, aber etliche giftige, giftverdächtige, sogar tödlich giftige (Rauköpfe!) und noch mehr ungenießbare bittere Arten.

Alle Haarschleierlinge besitzen ein spinnwebartiges Velum, das beim jungen Pilz den Hutrand mit dem Stiel verbindet und mit zunehmendem Alter verschwindet. Es wird Cortina genannt (von lateinisch „Schleier“) und hat der gesamten Gattung ihren Namen gegeben. Zurück bleibt eine Zone am oberen Bereich des Stiels, in der sich ein Teil des stets braunen Sporenpulvers verfängt – sehr deutlich auf den obigen Fotos zu erkennen.

Die „Begleitpilze“ auf diesem Foto sind Öhrlinge (Eselsohren)

Fruchtkörper des Violetten Schleierlings sind völlig trocken, die dunkelviolette, im Alter nahezu schwarzbraune Huthaut ist filzig-schuppig. Auch die Lamellen sind violett, verfärben sich bei der Reife durch ausfallendes Sporenpulver bräunlich. Mit der Lupe erkennt man, dass die Lamellenschneiden etwas flockig sind. Ebenfalls violett ist das Fleisch des Pilzes, dazu marmoriert und mild im Geschmack. Da er der einzige in allen Teilen violett gefärbte Schleierling ist, ist er kaum mit anderen zu verwechseln. Lt. Literatur ist er essbar; ich habe ihn noch nie in der Küche getestet und kenne auch niemanden, der ihn schon probiert hätte.

Foto: Gerhard Schuster

In früheren Jahren war ein Fund dieses prachtvollen Pilzes ein begeisterndes Ereignis. Nicht umsonst wurde er in Roten Listen mit dem Gefährdungsgrad R=3 geführt. In neuerer Zeit sieht man den Violetten Schleierling immer häufiger. Sichtungen wurden in den Jahren 2013 und danach fast schon zur Normalität. Ob im Steinberger Wald bei Dietzenbach oder im Hainbachtal bei Offenbach: ich fand ihn immer öfter und habe es bisher leider versäumt, seine beeindruckende Schönheit angemessen im Bild festzuhalten. Daher greife ich hier mit auf ein wunderschönes Foto von Gerhard Schuster zurück, der es meisterhaft versteht, Pilze zu fotografieren. Der Pilz wächst gern auf sauren, nährstoffarmen Böden und ist in der Auswahl seiner Baumpartner nicht besonders wählerisch, Hauptsache, es ist ein Laubbaum.

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 29. Juli 2020