Cordyceps larvicola

Kollarett-Kernkeule

(L.) Fr. 1818
Familie: Cordycipitaceae
© Hermine Lotz-Winter & Dieter Gewalt
Neuer Name: Ophiocordyceps larvicola
larvicola = an Larven

Der hessische Erstfund dieser äußerst selten berichteten Kernkeule gelang Tui Gewalt am 12.06.2006 im TK 5918.4.1 an einer Waldwegeinfahrt westlich der B459 bei Dietzenbach auf feuchter Erde zwischen Kiefernnadeln (2 Fruchtkörper). Einen zweiten Fund machte Hermine Lotz-Winter am 06.03.2007 am Mörfelder Schwimmbad (TK 6017.2.4) nahe eines Parkplatzes unter Kiefern, ebenfalls zwei Fruchtkörper. Ein dritter Nachweis gelang am 13.06.2010 im TK 6018.1.4 am Gleisner Kopf bei Dreieich-Offenthal in einem Polster von Katharinenmoos.

Die kleinen nur 3 bis 4 cm hohen Pilzchen mit länglich ellipsoiden, rötlichbraunen Köpfchen sind sehr unauffällig. Besonders im Katharinenmoos war die kleine Kernkeule aus Blickhöhe nicht sofort von den Moos-Sporenkapseln zu unterscheiden. Ist der Fund einmal gemacht, ist die Bestimmung nicht mehr schwierig, sofern man einen Schlüssel zur Verfügung hat, in dem die Art enthalten ist. Charakteristisch innerhalb der Cordyceps-Verwandtschaft (Kernkeulen) ist ein halskrausenartiges „Kollar“, das den unteren Rand des Köpfchens bildet und die himbeerrosa bis ins Lila gehende Färbung des dünnen Stielchens. Cordyceps larvicola parasitiert auf Käferlarven, die man bei vorsichtigem Nachforschen im Substrat freilegen kann.

Bereits beim ersten Blick ins Mikroskop fallen die charakteristischen, moniliformen Sporen auf, die die Bestimmung endgültig absichern. Dabei handelt es sich eigentlich um Sporenfragmente mit Maßen von etwa 5 – 9 x 1,5 – 2 µm, die durch Zerfall der Primärsporen entstehen.

Nach unserem Wissenstand stammt die erste Fundmeldung für Deutschland von Georg Müller aus dem Jahr 2002 (Forum pilzepilze). In der Schweiz gab es 2006 einen Fund bei Basel, aus Frankreich wurden etliche Funde gemeldet, ein weiterer aus der Slowakei berichtet (Juni 2010). Es handelt sich also um eine wirkliche Rarität, wobei jedoch nicht auszuschließen ist, dass unser Pilzchen auch übersehen wird.

Anzumerken wäre noch, dass diese seltene Art schon im 17. Jahrhundert den schwedischen Naturforschern Carl von Linné, der mit der binären Nomenklatur die Grundlagen der modernen botanischen und zoologischen Nomenklatur geschaffen hat, und Elias Magnus Fries, der als Erster ein System zur Klassifikation der Pilze entwickelt hat, bekannt gewesen ist.

Ein weiterer Fund gelang Hermine Lotz-Winter am 25.06.2011 im TK 6017.2.3: Einzelfruchtkörper an der Basis einer Echten Nelkenwurz. Die Käferlarve, der die Kernkeule aufsitzt, konnte wegen des stark verdichteten Bodens nicht geborgen werden.

Anmerkungen zur Benennung der Art: der wissenschaftliche Name müßte korrekterweise Ophiocordyceps larvicola (Quél.) Van Vooren lauten, da Cordyceps larvicola von Van Vooren 2009 in die Gattung Ophiocordyceps gestellt wurde. Der deutsche Name Kollarett-Kernkeule stammt aus dem Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze von Bollmann/Gminder/Reil (2007). Als „Kollarett“ oder englisch „collarette“ bezeichnet man in der Mykologie eine bestimmte Form von konidienbildenden Zellen bei Fungi imperfecti, die so aussehen, als hätten sie einen kleinen Kragen – wie eben auch die hübsche „Halskrause“ von Ophiocordyceps larvicola.

Weiterführende Literatur:

  • Dieter Gewalt & Hermine Lotz-Winter: Die Kollarett-Kernkeule Ophiocordyceps larvicola in: Tintling Nr. 65 (4/2010) S. 31 - 33
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Hermine Lotz-Winter & Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 1. April 2022