Agrocybe dura

Rissiger Ackerling, Weißer Ackerling

(Bolton) Singer 1936
Familie: Strophariaceae
© Dieter Gewalt
dura = hart
Beim liegenden jungen Pilz ist das Häutchen (Velum) unter dem Hut noch verschlossen, die Lamellen daher noch nicht sichtbar

Der Rissige Ackerling ist der Doppelgänger des Voreilenden Ackerlings Agrocybe praecox. Sein namensgebendes Merkmal, der rissig aufreißende Hut, ist jedoch keineswegs ein zuverlässiges Unterscheidungsmerkmal. Der Hut kann aufreißen, muss aber nicht - und auch der Hut des Voreilenden kann rissig sein. Tendenziell reißt er beim Rissigen sehr viel häufiger und vielfacher auf als beim Voreilenden, eher in der Hutmitte beginnend als am Rand, aber auch das sind Unterschiede von eher statistischem Wert. Ebenso verhält es sich bei Hutfarbe und -form. Beide haben jung halbkugelige, ockergelbliche bis ockerbräunliche Hüte, beim Voreilenden tendenziell dunkler als beim Rissigen. Bei beiden verblasst die Hutfarbe im Alter, beim Rissigen wird sie heller als beim Voreilenden. Eine gebuckelte Hutmitte spricht eher für den Voreilenden.

Rissiger Ackerling: Velumreste am Hutrand, flüchtige (oft auch fehlende) Ringzone am Stiel nahe unter dem Lamellenansatz

Betrachten wir nun das Velum. Bleibt nach dem Ablösen vom Hutrand ein häutiger Ring in einigem Abstand zum Hut zurück, spricht das für den Voreilenden Ackerling. Bleibt es mehrheitlich in Form häutiger Fetzen am Hutrand hängen bzw. befindet sich eine flüchtige Ringzone dicht unter dem Hut, spricht das für den Rissigen. Aber auch das sind eher Indizien als wirklich zielführende Unterschiede.

Manche Autoren empfehlen, zur Unterscheidung der beiden Arten die eigenen Geschmacks- und Geruchsnerven zu bemühen. Der Voreilende Ackerling riecht mehlig, ein Geruch, der auch als gurkenartig beschrieben wird mit einer ranzigen Komponente. Etwas angenehmer ist der Geruch des Rissigen Ackerlings. Er wird als kakaoartig oder “wie zerdrücktes Gras” beschrieben, aber manche Nasen nehmen auch bei ihm eine mehlige Komponente wahr. Der Geschmack des Voreilenden ist mehlartig und etwas bitter, des Rissigen eher mild und unauffällig.

Da sich auch Erscheinungszeit und ökologische Ansprüche überschneiden, bleibt zusammenfassend festzuhalten: in jeweils typischer Ausprägung ihrer makroskopischen Merkmale sind die beiden ganz gut voneinander zu trennen, aber man sollte sich damit abfinden, dass sich manche Funde nicht auf Anhieb eindeutig zuordnen lassen.

Der Voreilende Ackerling ist die wesentlich häufigere Art, gilt als typischer Frühjahrspilz (Name: “voreilend”), kann aber vereinzelt noch bis in den Spätherbst wachsen. Der Rissige erscheint von Mai bis Oktober mit Schwerpunkt Juni / Juli. Beide Arten sind in Gärten, Parkanlagen und ähnlichen Biotopen zu finden, der Voreilende auch in Laubwäldern an Wegrändern sowie auf gemulchten Flächen.

In Bestimmungsschlüsseln wird oft der Sporenlänge eine entscheidende Bedeutung zugewiesen: 11 µm kaum überschreitend = Agrocybe praecox - 10 bis 14 µm = Agrocybe dura. Leider weichen die Angaben mancher Autoren deutlich von diesen Richtwerten ab.

Dass man eventuell auch vetrocknete Pilzhüte als Unterscheidungshilfen heranziehen kann, zeigen die nachfolgenden Vergleichsfotos:

Rissiger Ackerling: links frischer, rechts vertrockneter Hut
Voreilender Ackerling: links frischer, rechts vertrockneter Hut

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 28. Mai 2021