Agrocybe arvalis
Sklerotienackerling
Um den Pilznamen und sein spezielles Erkennungsmerkmal zu verstehen, muss man wissen, was ein Sklerotium ist. Es handelt sich dabei um Überdauerungsorgane des Pilzmyzels von meist kugeliger oder linsenförmiger Gestalt und harter Konsistenz, die im Substrat verborgen sind und es dem Pilz ermöglichen, in Dürreperioden oder bei ungünstigen Fruktifikationsbedingungen viele Jahre zu überleben. Bei ausreichender Feuchtigkeit wachsen aus ihnen dann wieder Pilzfruchtkörper. Die Sklerotien, auch Dauermyzel genannt, sind meist winzig klein und es ist daher nur durch sorgfältiges Bergen möglich, sie an der Stielbasis zu entdecken.
In der Gattung Agrocybe ist der Sklerotienackerling, auch Geschwänzter Ackerling genannt, die einzige Art mit einem solchen Gebilde und daher bei der Bestimmung unkritisch, sofern man es an der Stielbasis findet. Es kann beim Ausgraben leicht im Boden zurückbleiben, übersehen oder nicht erkannt werden. Verräterisch wären auch auffällige Myzelballen am Stielgrund, die am oder auch ohne Sklerotium vorhanden sind.
Die stark hygrophanen Hüte des Sklerotienackerlings erreichen 2,5 bis 4 cm Durchmesser. Die Farbe variert von lehm- oder ockerbraun bis ledergelb, die Form von jung habkugelig bis voll entwickelt konvex oder flach ausgebreitet. Auffällig ist das Verhältnis von kleinen Hütchen und sehr langen dünnen Stielen, die bis zu 8 cm lang sein können. Die Lamellen sind jung grau bis graubeige, alt tabakbraun. Am Grund des Stiels kann man mit etwas Glück das schon angesprochene rundliche knapp erbsengroße Sklerotium finden, das außen schwarz und innen weiß ist. Das wässsrige Fleisch ist im Hut und Stielkern ockergelb. Geruch schwankend von sehr schwach bis leicht pilzig. Der Geschmack wird als mild oder etwas bitterlich wahrgenommen. Das Sporenpulver ist tabakbraun.
Unter den Mikromerkmalen fallen besonders Pleurozystiden mit fingerförmigen Auswüchsen und vereinzelte weit aus der Hutdeckschicht aufragende Pileozystiden auf, an denen man die Art sicher erkennen kann. Die glatten, dickwandigen, ellipsoiden Sporen sind ockergelb und haben einen kleinen Keimporus. Sie messen 9 – 11 x 5 – 6 µm.
Man findet den Sklerotienackerling meist gesellig in Wiesen, Feldern, an Weg- und Straßenrändern, in Parkanlagen und Gärten, gelegentlich auch auf oder an Komposthaufen. Er gilt als selten, ist aber in ganz Deutschland nachgewiesen. Erscheinungszeit ist Sommer bis Herbst. Unter den Ackerlingen sind keine wirklich giftigen Arten bekannt. Einige wenige gelten als essbar, der Südliche Ackerling Agrocybe cylindracea als guter aber seltener Speisepilz (latent gefährdet, daher zu schonen!), die meisten anderen als ungenießbar.
Weiterführende Literatur:
- Breitenbach & Kränzlin: Pilze der Schweiz Band 4, Nr. 361
- German J. Krieglsteiner (Hrsg.): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 4, Seite 288 - 289
- Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze: Seite 262
- Ewald Gerhardt: Der große BLV-Pilzführer für unterwegs, Seite 324