Sparassis brevipes
Breitblättrige Glucke
Auch wenn sich Buchenblätter in unserem Fund verfangen haben – die Glucke wuchs zweifelsfrei an einem Eichenstumpf. Die Ähnlichkeit mit der bei Speisepilzsammlern beliebten Krausen Glucke ist offensichtlich, jedoch sind die Lappen gröber und steifer, mehr grau-weißlich bis strohgelb gefärbt und zeigen eine gebänderte Zonierung. Sie wächst an Eichen (daher ihr anderer Name „Eichenglucke“) und anderen Laubhölzern, gern auch an Tanne (weshalb sie auch „Tannenglucke“ genannt wird). Andere volkstümliche Namen sind „Bärenschädel“ und „Grausame Glucke“, die zumindest für mich nicht erklärbar sind. An Kiefer, dem Wirt der Krausen Glucke, ist sie offenbar noch nicht gefunden worden. Außer im Süden, wo sie vor allem im Ostschwarzwald, im Voralpengebiet und Bayerischen Wald vorkommt, ist sie in Deutschland extrem selten. In Hessen sind erst zwei Funde bekannt geworden.
Mir ist die Breitblättrige Glucke seit Jahrzehnten aus der Literatur bekannt, aber ich habe sie nie in natura zu Gesicht bekommen – bis zum 25. September 2018, als wir im Gebiet Horneich zwischen Rodgau und Seligenstadt eine Kartierungstour unternahmen. Die Freude über meinen persönlichen Erstfund war entsprechend groß.
Nicht nur wegen ihrer Seltenheit hat sie als Speisepilz kaum Bedeutung. Bei normaler Zubereitung gilt sie als ungenießbar. Sie ist zäh und schmeckt waschlaugenartig, aber es kursieren Rezepte, nach denen sie sogar ein Hochgenuss sein soll. 123pilze empfiehlt, sie mit Gemüsebrühpulver, Salz und Pfeffer zu bestreuen und so lange zu braten, bis sie knusprig ist. Sie soll dann wie gegrillte Hähnchenflügel schmecken. Ich habe es ausprobiert. Als Rote-Liste-Pilz haben wir unseren Fund natürlich geschont und nur ein paar der lappigen Blätter mitgenommen. Der Küchentest ist tatsächlich überraschend positiv ausgefallen. Oft kommt es eben auf die Art der Zubereitung an, um aus wenig Schmackhaftem etwas Leckeres zu kreieren.