Podoscypha multizonata

Gezonter Büschelwärzling

(Berk. & Broome) Pat. 1928
Familie: Meruliaceae
© Dieter Gewalt
multizonata = vielfach gezont

Der Gezonte Büschelwärzling (auch Vielgezonter Stielbecher genannt) ist eine sehr seltene Art, für die es in Mitteleuropa nur wenige Nachweise gibt. Sie wurde 1865 erstmals von den englischen Mykologen Berkeley und Broome als Thelephora multizonata beschrieben. Diese Zuordnung erscheint durchaus nachvollziehbar, denn der Pilz hat eine gewisse Ähnlichkeit mit den Warzenpilzen. Er gehört zu den gestielten stereoiden Basidiomyzeten mit fächer- bzw. kreiselförmigen Fruchtkörpern mit glattem Hymenium und wird heute in der Familie Meruliaceae (Fältlingsverwandte) geführt.

Bei einer Exkursion am 12. August 2017 in der Luderbachaue zwischen Neu-Isenburg und Gut Neuhof (Dreieich-Götzenhain) stießen wir auf drei nicht weit voneinander entfernte Fundstellen mit mindestens 20 Einzelfruchtkörpern. Die genaue Anzahl konnte nicht ermittelt werden, da mitunter einige miteinander verwachsen waren. Bei einer der Fundstellen handelt es sich möglicherweise um den gleichen Spot, an dem am 24.09.1996 Werner Pohl den Pilz nachweisen konnte. Frank Kaster und ich haben alle Fruchtkörper mit Fotos dokumentiert, von denen der größte einen Durchmesser von 20 cm hatte. Die meisten waren von faszinierender Schönheit und wurden von den Exkursionsteilnehmern als Blumen oder Rosen bezeichnet. Andere hatten durch die Niederschläge der vorausgegangenen Tage deutlich gelitten.

Mit dem Altern oder durch Nässe verlieren die Fruchtkörper viel von ihrer Attraktivität

Einer der deutschen Namen, Vielgezonter Stielbecher, erscheint mir ziemlich unpassend, denn der Pilz ist weder gestielt noch becherförmig, wie die Fotos zeigen.

Die Bestimmung eines Pilzes geht manchmal lange Wege. Im aktuellen Fall sogar über zwei Kontinente. Von der Luderbachaue nach Dietzenbach, wo sich meine Vermutung, es könnte sich bei dem wunderschönen blumenförmigen Fruchtkörper um eine Thelephora-Art handeln, als falsch erwies. Von Dietzenbach aus gelangte ein erstes Foto nach Mörfelden-Walldorf zu Hermine Lotz-Winter, die sich sofort für unseren Fund begeisterte. Von Walldorf aus erfolgte ein virtueller Sprung über den Atlantik nach Panama, wo sie im Auftrag der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Universität Frankfurt mehrfach wissenschaftliche Studien über den Pilzbestand des mittelamerikanischen Landes durchgeführt hatte und sich an einen dortigen sehr ähnlich aussehenden Fund erinnerte. So kam der Gattungsname Podoscypha ins Spiel. Diese etwa 30 Arten umfassende Gattung ist ganz überwiegend in tropischen Ländern verbreitet. Eine kurze Recherche genügte, um unseren Fund als Gezonten Büschelwärzling (Podoscypha multizonata) zu identifizieren.

Der Pilz bildet große einjährige Rosetten aus lederig zähen fächerartigen Blättern, die aus einer gemeinsamen Basis wachsen. Jedes Blatt ist kraus bis gezähnelt und mehrfach gezont, die Farbtöne reichen von beige über rosa bis rotbraun. Der Rand ist gewellt, jung mit weißlichem Rand, die Unterseite glatt und ähnlich gefärbt wie die Oberseite. Im Alter verfärbt der Pilz zu einem hellen, gelblichen Braun. Große Exemplare sind kaum zu verwechseln.

Der Gezonte Büschelwärzling wächst auf Wurzeln alter Eichen oder Buchen und kann eindrucksvolle Größen erreichen. In England ist er sogar in Parkanlagen gefunden worden. Aufgrund seiner Seltenheit wurde er als eine von 33 Pilzarten für internationalen Schutz im Rahmen der Berner Konvention vorgeschlagen.

Weiterführende Literatur:

  • Dieter Gewalt & Hermine Lotz-Winter: Neufunde von Podoscypha multizonata (Gezonter Büschelwärzling) im Rhein-Main-Gebiet in Hessen und Anmerkungen zu Ökologie, europäischer Verbreitung und Schutzstatus der Art; in Boletus Band 41 - Heft 2/2020, S. 125 - 131
Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 13. August 2020