Lepista ricekii
Scharfer Rötelritterling
Der hier vorgestellte Scharfe Rötelritterling (Lepista ricekii) ist eine Art, die bevorzugt im Bergnadelwald, und zwar bereits ab Mai, wächst. Sie wird in Deutschland nur sehr selten gefunden und ist in der Roten Liste Pilze (2016) in der Kategorie „R = xxtrem” selten geführt. Der Schwarzwald stellt anscheinend einen Verbreitungsschwerpunkt dar. Den Fund machte der Mykologische Arbeitskreis Hornberg im Mai 2023 im Mittleren Schwarzwald, und zwar in einem Nadelmischwald über Granit auf ca. 800 m ü. N. Die Exemplare wuchsen in Ringen und Reihen zwischen Großem Kranzmoos, Rotstängelmoos und Schlafmoos.
Es handelt sich um eine mittelgroße Art mit Hutbreiten bis zu 10 cm. Die Hüte sind auffallend weiß („kalkweiß“), in reifem Stadium meist flach oder leicht gewölbt. Sie sind glatt und nicht hygrophan. Der Hutrand ist im jungen Zustand deutlich eingerollt. Die Lamellen stehen sehr dicht, sind stark mit Lamelletten untermischt, von der Farbe her cremefarben bis hellbräunlich, bogig geformt, und laufen etwas am Stiel herab. Vom Hutfleisch lassen sie sich leicht ablösen.
Die Stiele sind hell bräunlich und im Basalbereich oft auffallend keulig bis knollig verdickt. Der reichlich vorhandene Basalfilz ist weiß. Das weißliche bis hellbräunliche Fleisch ist stark brüchig, wie man es etwa vom Mehlräsling (Clitopilus prunulus) her kennt.
Den Geruch empfand ich als sehr schwach nach Mehl bzw. angeschnittener Gurke und etwas „scharf“. Der Geschmack war für mich anfangs mild und wurde mit der Zeit deutlich, aber erträglich scharf. Außerdem machte sich im Hals ein deutliches Kratzen bemerkbar. Dieses Geschmacksempfinden hielt sich noch über Stunden.
Frisch ausgefallener Sporenstaub ist creme mit leichtem Rosastich.
Mikroskopische Merkmale
Die Sporen sind breit ellipsoid bis ellipsoid und mit einer feinen Ornamentation versehen. Ob es sich bei den Ornamenten um Warzen oder Stacheln handelt, lässt sich auf Grund der geringen Auflösung des Lichtmikroskops nicht feststellen. Es wurden mehrere Stichproben ausgemessen. Insgesamt ergaben sich folgende Werte: 3,5 - 4,7 x 2,8 - 3,7 µm; Quotient = 1,21 - 1,31
Die Huthaut setzt sich aus mehr oder weniger liegenden, verflochtenen Hyphen von 3 bis 8 µm Breite zusammen. Die Hyphen sind dünnwandig und besitzen Schnallen an den Septen. Das obige Bild zeigt einen Radialschnitt der Huthaut, wobei die Pfeile auf Schnallen zeigen.
Möglicherweise ist die Einstufung des Scharfen Rötelritterlings als extrem selten auch darauf zurückzuführen, dass er in der Vergangenheit oft als Dichtblättrieger Rötelritterling (Lepista densifolia) fehlbestimmt wurde.
Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen weißhütigen Lamellenpilzen Der Dichtblättrige Rötelritterling Lepista densifolia ist ein Pilz des Spätherbstes, der Hut reifer Exemplare ist trichterartig vertieft, und der Geschmack ist mehr oder weniger mild, jedenfalls nicht scharf. Der Laubfreund-Trichterling Clitocybe phyllophila ist unserer Art ebenfalls sehr ähnlich. Er wächst allerdings im Herbst und seine Lamellen stehen nicht so dicht beieinander wie beim Scharfen Rötelritterling. Außerdem sind beim Laubfreund-Trichterling die Lamellen mit dem Hutfleisch verwachsen, und die Sporen völlig glatt. Der Mehlräsling Clitopilus prunulus riecht und schmeckt stark nach Mehl bzw. geschnittener Gurke. Seine Lamellen stehen ebenfalls sehr dicht und sind bei reifen Fruchtkörpern rosa.
Rötelritterlinge (Gattung Lepista) sind saprobiontisch lebende Lamellenpilze mit Ritterlings- oder Trichterlings-Habitus, vom Hutfleisch leicht ablösbaren Lamellen, weißem, cremefarbenem bis rosalichem Sporenpulver, feinwarzigen, nicht amyloiden, jedoch cyanophilen Sporen. An den Hyphensepten und an der Basidienbasis sind Schnallen vorhanden.
Weiterführende Literatur:
- BREITENBACH, J. & KRÄNZLIN F. (1991): Pilze der Schweiz Bd. 3: Nr. 249
- KRIEGLSTEINER, G.J. (2001): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 3. Ständerpilze: Blätterpilze I: 297-298
- LUDWIG, E. (2001): Pilzkompendium Bd. 1: Nr. 40.3 (Textband: 245-246, Bildband: 68, Tafel 66)