Hebeloma radicosum
Wurzelnder Fälbling
In der Nähe der Thomashütte zwischen Messel und Eppertshausen an einem Waldwegrand fand ich während der 1980er-Jahre einen robusten Pilz, dessen auffälligstes Merkmal sein langer wurzelnder Stiel war. Mit wenig populären Gattungen wie Hebeloma (Fälblinge) hatte ich damals nicht viel am Hut, aber weil mich der Pilz interessierte, suchte ich Rat bei der damaligen Pilzberatung in Neu-Isenburg. Frau Reiher, Expertin vom Dienst, kannte den Pilz, nahm Rosemarie Dähnckes 700 Pilze zur Hand, schlug Seite 398 auf, und da hatte ich ihn quasi spiegelbildlich vor mir, meinen Wegrandpilz von der Thomashütte. Mit der Geruchsangabe „nach Bittermandel“ konnte ich mich allerdings nicht anfreunden – den kannte ich vom Nelkenschwindling und der entsprach keineswegs dem, was mir die Nase hier signalisierte. Auch hier konnte Frau Reiher aufklären mit dem Hinweis: „Für mich riecht der wie Marzipan.“ Das traf den Nagel auf den Kopf. Nicht umsonst wird der Wurzelnde auch Marzipan-Fälbling genannt. Frau Reiher überraschte mich noch mit einer weiteren erstaunlichen Information. Angeblich soll der Pilz ausschließlich oder besonders gern aus Mauselöchern hervorwachsen!
Eine Nachprüfung am Fundort bestätigte diese Aussage. Zu seiner Affinität zu Mäuselöchern schreibt Karin Montag:
Seine Ansprüche sind sehr speziell. Er benötigt einen morschen Buchenstubben, dazu in einem gewissen Abstand und einem ganz bestimmten Gefälle ein Mäusenest, das bereits vor zwei bis drei Jahren verlassen sein musste. Nach diesem Zeitpunkt ist der Ammoniakgehalt des mit Mäuseurin getränkten Bodens auf ein zuträgliches Maß abgesunken. Die wurzelartigen Stiele der oft büschelig wachsenden Fruchtkörper reichen bis in das ehemalige Mäusenest hinein.“
Nach meinem Erstfund ist mir der bemerkenswerte Pilz auch in anderen Wäldern begegnet und stets fand ich ein Mauseloch in seiner Nähe. Als häufig kann man die Art allerdings nicht bezeichnen.