Fistulina hepatica

Ochsenzunge, Leberreischling

(Schaeff.) With. 1801
Familie: Fistulinaceae
© Dieter Gewalt
hepatica = die Leber betreffend
Foto: Günther Breidert

Die beiden Namen, unter denen der Pilz bekannt ist, passen gut zu seinen Merkmalen. Er hat die Form einer Ochsenzunge und an eine Leber erinnert der aufgeschnittene, blutende Fruchtkörper. Seine Sonderstellung im Reich der Pilze verdeutlicht die Tatsache, dass er die einzige Art nicht nur in seiner Gattung, sondern sogar in der Familie der Fistulinaceae ist. Der Familienname leitet sich von fistula (Röhre) ab und bezieht sich auf sein Hymenophor, das aus winzigen makkaroniförmigen Röhrchen besteht. Einzelne Fruchtkörper können bis zu 5 kg schwer werden.

Der Fruchtkörper rechts trieft nur so von „rotem Blut“. Auch knubbelige Formen kommen vor (2 Fotos: Günther Breidert)

Die Ochsenzunge gilt als essbar, hat aber nur wenige Fans, die ihn mögen. Sie ist nahezu ausschließlich an Eichen zu finden. Als Wundparasit und Saprobiont findet man den ungewöhnlichen Pilz am Stammgrund lebender Bäume und an Totholz, gern auch an Stümpfen. Hin und wieder erscheint er aber auch in beträchtlicher Höhe und ist dann zum “Ernten” unerreichbar. Im Frankfurter Stadtwald gehört er zu den dortigen Charakterpilzen.

Zwei Meter hoch am Baum (Eiche) findet man die Ochsenzunge selten … und daneben ein ganz junges Exemplar
Die Poren der Hutunterseite sind mit bloßem Auge kaum auszumachen. Um sie zu erkennen, benötigt man schon eine gute Lupe. Die nachfolgenden Mikrofotos zeigen die typische makkaroniähnliche Form der winzigen Röhrchen (2 Fotos: Tui Gewalt)

Es gibt unter den als essbar bezeichneten Pilzen wohl kaum einen zweiten, der im Geschmackswert so konträr beurteilt wird wie die Ochsenzunge. Mir war bisher nur eine Person bekannt, die ihn geschätzt und nach eigener Aussage auch regelmäßig gegessen hat. Nach einigen Funden im Hainbachtal bei Offenbach hat mir Irmtraut Schmid von ihrer Geschmackserfahrung berichtet, die ich mit ihrer freundlichen Erlaubnis hier wiedergeben darf:

„Er hat mir sehr gut geschmeckt. Wir hatten ihn in feine Scheiben geschnitten, nur in Butter angebraten und etwas gesalzen. Das Aussehen glich dem von gebratener Leber, die Konsistenz war eher etwas gallertig, guter Pilzgeschmack und auf interessante Weise etwas säuerlich, als hätte man etwas Zitrone verwendet. Also, mir hat er sehr gut geschmeckt, mein Mann war nicht ganz so überzeugt.“

Aktualisierung: Inzwischen haben sich zwei weitere Pilzfreunde gemeldet, die den Leberreischling mögen.

Weiterführende Literatur:

Alle Fotos, wenn nicht anders angegeben, von Dieter Gewalt.
Zuletzt aktualisiert am 2. August 2020